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Treffen Sie Ritmocorsa, das Team hinter Europas coolsten Bergrennwagen

Der Anwalt Marco Vitale und der Berufspilot Luca Piccione waren seit jeher autosüchtig. Nach dem Ende der Pandemie beschlossen sie, das Team Ritmocorsa zu gründen, um mit ihrem Alfa Romeo Alfetta GTV und Peugeot 205 Bergrennen zu fahren. Wir sprachen mit dem Duo über ihre Gipfelstürmerei.

Bergrennen sind fast so alt wie das Automobil selbst, aber in den letzten Jahren hat ein neues Team die sozialen Medien im Sturm erobert - mit ihren schillernden, von Davide Virdis lackierten Einsatzwagen und nostalgischen Fotos und Videos, die ihre Heldentaten am Berg festhalten. Wir stellen vor: Marco Vitale und Luca Piccione, die beiden Freunde hinter Ritmocorsa. 

„Der Rennvirus hat uns vom ersten Tag an unwiderruflich infiziert!“, erzählen mir die beiden. Für Marco gab es dafür eine klare Ursache und Wirkung: Sein Vater Massimo begann in den späten 1970er-Jahren, an lokalen Rallyes teilzunehmen, und so wuchs er damit auf, ihn zwischen Werkstatt, Parc fermé und Fahrerlager zu begleiten. „Ich war geblendet von den Gerüchen, Geräuschen und Farben“, erinnert sich Marco. Lucas Leidenschaft wurde dagegen auf weniger direktem Weg geweckt: „Ich bin mit Flugzeugen aufgewachsen, aber da sie nicht wirklich für Tuningmaßnahmen in der heimischen Garage eignen, hat das einen zweiten Ehrgeiz geweckt: schnelles Fahren zu Land!“

Doch erst nach der Corona-Pandemie begann das Team Ritmocorsa Gestalt anzunehmen, so Luca. „Die Pandemie war für alle eine harte Zeit; die Rennsaison 2020 wurde abgesagt, und die Freundesgruppe, zu der Marco und ich gehörten, wurde getrennt. Während des zweiten Lockdowns im Jahr 2021 beschlossen wir, ein neues Projekt zu starten, mit dem Fokus auf Bergrennen – Marcos Spezialität.“ 

Marco hatte praktischerweise auch schon das passende Auto dafür: einen Peugeot 205 1300 Rallye Baujahr 1989, der ursprünglich nach Gruppe-N-Reglement für Bergrennen gebaut und später auf ein Gruppe-A-Rallyeauto umgebaut worden war. „Es war das erste Rennauto, das ich je besaß“, erinnert sich Marco gern. „Ich habe es am Valentinstag 2015 gekauft, aber es war keine Liebe auf den ersten Blick! Mehr als einmal war ich am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Aber eines Tages, ohne es zu merken, war ich auf einmal total verliebt!“ Heute hat Marco den kleinen Franzosen zu in einen schlanken Renner umgebaut, mit eng abgestuftem Carbone Cambi-Getriebe, einer leichten Kupplung, Scheibenbremsen rundum, Orap-Federn und einem gründlich getunten Motor, der jetzt 125 PS bei 8.200 U/min leistet. Als Daily driver hat er sich inzwischen einen schönen Fiat X1/9 zugelegt.

Als das alles erledigt war, brauchten Marco und Luca nur noch eine auffällige Optik. Und zum Glück kannten sie mit Davide Virdis den genau richtigen Mann für den „paint job“. Luca erzählt, wie sie den talentierten Künstler kennenlernten. „Wir haben vor der Pandemie gemeinsam an einem Instagram-Projekt gearbeitet. Als dann die Idee zu Ritmocorsa kam, war er der erste, der uns grundlegende Ratschläge gab und seine Expertise in Sachen Grafikdesign mit uns teilte. Unser Logo und alle Lackierungen, mit denen wir unsere Autos gestaltet haben, sind Davides Kunstwerke!“

Ein paar Jahre später fand ein zweiter Renntourenwagen den Weg in den Ritmocorsa-Stall: eine gelbe Alfa Romeo Alfetta GTV mit Tennisball-Livree und dem Kosenamen „Yellow Duck“. Marco erzählt mir: „Die Alfetta haben wir im Frühjahr 2024 erworben. Das Auto wurde neu als straßenzugelassene „Amerika“-Version mit der legendären mechanischen SPICA-Einspritzanlage zugelassen, dann aber 1977 aus unbekannten Gründen in Italien verkauft. In den frühen 2000ern wurde es zu einem historischen Rennwagen umgebaut, dann aber über 20 Jahre lang vernachlässigt... bis wir das Auto in einem Schuppen fanden und schließlich kauften!“ Heute sieht die Alfetta mit ihrer leuchtend gelben Lackierung absolut spektakulär aus – inspiriert von der HTD Tennis, der Armbanduhr einer italienischen Kleinstmarke, die sich auf Zeitmesser im Vintage-Stil spezialisiert hat. „Wer sonst als Davide hätte sich einen rasenden Tennisball ausmalen können?“ sagt Marco lachend und verweist auf die rund ums Auto angebrachten Schriftzüge wie „Deuce“, „Fifteen-Love“, „Match point“ oder „Thirty-Thirty.“

„Warum eine Alfetta?“ hören wir Sie fragen. Laut Luca ist die Antwort einfach: „Wir wollten einen Schritt nach oben machen und im Zeichen des Biscione fahren, jenes schlangenförmigen Wesens, das sowohl im Wappen von Mailand wie im Logo von Alfa Romeo vorkommt.“ Doch die Alfetta bestätigte zunächst die Erfahrungen, die viele Alfisti als Besitzer mit ihr gemacht haben. „Bei den ersten Renneinsätzen entpuppte sich das Auto als echter Albtraum. Das lag nicht nur, aber auch an der jahrelangen Vernachlässigung. Also mussten wir Tag und Nacht arbeiten, um buchstäblich jede mechanische und elektrische Komponente des zu reparieren oder auszutauschen“, erinnert sich Luca, der die endlosen Stunden in der Werkstatt nicht vergessen hat. Glücklicherweise zahlte sich die harte Arbeit der Squadra aus. „Nach unzähligen schlaflosen Nächten und gegen die Wand geworfenen Schraubenschlüsseln - und mit einer großen Portion Glück - haben wir es geschafft, die Meisterschaft zu gewinnen“, berichtet Marco glücklich. „Heute, nach der „Ritmocorsa-Behandlung“, ist das Auto wieder konkurrenzfähig!“

Nach seinen Erfolgen in der europäischen Bergrenn-Arena wollten wir wissen, was diese Disziplin des Motorsports für das Ritmocorsa-Team so faszinierend macht. Marcos Antwort kommt schnell: „Für uns sind Bergrennen die reinste Form des Rennsports. Es ist wahrscheinlich auch die antikste Form des Rennsports. Es geht um reine Geschwindigkeit, ohne Filter und mit eingeschränkter Sicherheit im Vergleich zu einer Rennstrecke. Auf einer Straße anzutreten, die nicht für Autorennen ausgelegt ist, und allein ohne Beifahrer hochzustürmen, verströmt einen Hauch von Kavallerie.“

Es geht aber nicht nur um die Romantik des Sports, denn für Marco sind Bergrennen auch tief in seinem Familienerbe verwurzelt. Luca erklärt: „Marcos Vater Massimo war ein einflussreicher Rennfahrer in Sizilien. In Süd- und Mittelitalien sind Bergrennen immer noch sehr beliebt, auch bei Menschen, die nicht direkt mit dem Motorsport zu tun haben. An Rennsonntagen beteiligen sich ganze Dörfer an einer Veranstaltung!“

Es wird deutlich, dass das Team immer mehr Fahrt aufnimmt. Bevor unsere Zeit um ist, wollen wir noch erfahren, was die beiden für 2025 vorhaben. „Wir haben Pläne für einen neuen Rennwagen, der noch in diesem Jahr zum Team stoßen soll. Aber das Einzige, das wir im Moment sagen können, ist, dass es der perfekte hausinterne Gegner für die Alfetta sein wird“, sagt Marco, der aber nicht zu viel verraten möchte. Während wir es kaum erwarten können, den nächsten Wettbewerber aus dem Ritmocorsa-Stall zu sehen – und vor allem die Lackierung, die er tragen wird – müssen wir alle gespannt auf Instagram mitverfolgen, wie und bis wann der nächste Ritmocorsa-Gipfelstürmer fertig wird.

Fotos von Luca Piccione

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