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Größe spielt keine Rolle für diesen Jaguar XJ-S-Besitzer aus Hongkong

Ernest Li aus Hongkong hat sich eine lebenslange Begeisterung für Autos erhalten – sowohl für solche im 1:1- als auch im Miniatur-Format. Für die neueste Folge von The Classic Drivers sprachen wir mit ihm über seinen Jaguar XJ-S und sein Modellauto-Hobby.

Ernest, danke dass Du Deinen wunderschönen Jaguar XJ-S mit uns teilst. Es ist die Wahl eines wirklichen Kenners, sodass wir davon ausgehen, dass Du ein lebenslanger Petrolhead bist. Wurde Deine Begeisterung von Deinen Freunden oder der Familie ausgelöst? 

Meine Reise mit Autos begann laut meiner Mutter schon im Alter von drei bis vier Jahren. Sie kaufte mir einen blauweißen Tomica Müllwagen, und von diesem Tag an fühlte ich mich von Autos angezogen und habe seitdem nie mehr zurückgeblickt. Als Kind hatte ich nur durch meinen Vater und meine Spielzeugauto-Sammlung die Möglichkeit, mich mit Autos zu beschäftigen. Ich liebte es, sie zu sammeln, und irgendwann begann ich, Spielzeugversionen der Autos nachzubauen, von denen ich träumte. Die ich mir im wirklichen Leben aber nicht leisten konnte.

Meine Passion gilt besonders Autos aus den 1980er- und 1990er-Jahren. In erster Linie, weil ich in den frühen Neunzigern geboren wurde, also während des Aufstiegs der Autokultur. Ich erinnere mich lebhaft daran, wie ich zum ersten Mal einen brandneuen roten Toyota MR2 SW 20 gesehen habe. Der Anblick haute mich um – wie schön, überraschend und atemberaubend er war.

Erstaunlich – das war also das Modell, mit dem alles begann! Und dabei blieb es ja nicht. Weißt Du, wieviel Modelle Du bis heute angefertigt und individualisiert hast? Und welche zählen zu Deinen Lieblings-Kreationen?

Meine Lieblingskreationen haben alle eine besondere Bedeutung. Besonders gerne baue ich die Autos, die ich in meiner Kindheit gesehen habe, vor allem die, die meiner Familie gehörten. Ich baue auch gerne Autos für Enthusiasten, die ich „Autos mit Bedeutung“ nenne. Einige dieser echten Autos gibt es nicht mehr, und indem ich sie als Spielzeugautos nachbaue, können ihre Besitzer ihre Erinnerungen wiederaufleben lassen. Jedes Mal, wenn ich diese Modelle ausliefere, ist der Moment etwas Besonderes. Man sieht die Freude, die Tränen und hört die herzlichen Worte der Besitzer. Dann weiß ich, dass ihnen diese Autos viel bedeuten.

Im Laufe der Jahre habe ich mehr als 3.000 Autos gebaut, einige davon basieren auf einem einzigen Modell, sind aber in bis zu 100 verschiedenen Farben und Ausführungen erhältlich. Im echten Leben bevorzuge ich Serienautos, weshalb das Gros meiner Spielzeugautos diesen Stil widerspiegeln. Ich verwende 3D-gedruckte Serienfelgen, damit sie realistisch aussehen und gleichzeitig wie Spielzeuge rollen. Ich konzentriere mich darauf, einfache Werkzeuge zu verwenden, um die Autos zu bauen. Manchmal ist die Zweckmäßigkeit wichtiger als das Aussehen.

Themenwechsel. Wie kamst Du an den Jaguar und wie lange besitzt Du ihn schon? Und kannst Du uns etwas über die exakte Spezifikation verraten?

Ich erinnere mich an meine Zeit in der Grundschule, wie ich jeden Morgen einen Vater mit zwei Kindern auf dem Rücksitz in einem champagnergoldenen XJ-S Cabriolet wegfahren sah. Dieses Bild ist mir im Gedächtnis geblieben, und seitdem träumte ich davon, in einem XJ-S zu sitzen. Später begegnete ich in der Werkstatt, in die mein Vater normalerweise seinen XJ8 zum Service brachte, einem XJ-S 3.6. Das Auto gehörte einem älteren Herrn, der meinte, es sei nicht so leistungsstark wie sein anderer XJ-S, ein V12. Daher wollte er es verkaufen. So kam der XJ-S zu mir nach Hause und ist seitdem geblieben. Es ist ein Modell Baujahr 1988, mit dem 3,6-Liter-Reihensechszylinder mit 221 PS und Doppel-Scheinwerfern nach US-Spezifikation.

Für jene unter unseren Lesern, die Honkong noch nie besucht haben: Wie würdest Du die dortige Autokultur beschreiben? 

Hongkong ist ein einzigartiger Ort, geprägt durch seine Geschichte als britische Kronkolonie, was zu seiner vielfältigen Autokultur beigetragen hat. Neben einer Mischung aus östlichen und westlichen Fahrzeugen aus verschiedenen Epochen findet man auf den Straßen auch viele gut erhaltene JDM-Autos und europäische Klassiker. Die Leute beginnen, Klassiker zu respektieren und zu schätzen, insbesondere solche aus den 80er- und 90er-Jahren. Autoshows und -treffen sind beliebt geworden und ermöglichen es Sammlern und Fans, ihre Leidenschaft zu teilen und die Handwerkskunst dieser ikonischen Modelle zu feiern.

Wie kommt der Jaguar mit der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit in Honkong zurecht? Er muss ein ziemlich ungewöhnlicher Anblick im Straßenbild sein! 

Ich würde sagen, dass die Luftfeuchtigkeit die größte Herausforderung darstellt. An einigen Stellen des Autos bildet sich Rost, was für Jaguar aber normal ist. Daher versuchte ich den Wagen so trocken wie möglich zu halten, doch mir ist bewusst, dass eines Tages die gesamte Karosserie restauriert und neu lackiert werden muss. Zur Hitze: Ich vermeide es in der Regel den XJ-S bei heißem Wetter zu fahren, dafür habe ich dann den Abarth 500 C. Die meiste Zeit nehme ich aber die Hongkonger U-Bahn MTR (Mass Transit Railway), mit der geht es schneller und bequemer. Außerdem muss ich so nicht nach einem Parkplatz suchen, was in Hongkong sehr nervend sein kann.

Ja, und es in der Tat sehr selten, hier einen Jaguar XJ-S zu sehen. Ich schätze, es sind noch weniger als 30 Exemplare zugelassen. Jaguar ist keine Mainstream-Marke, die meisten Leute ziehen Marken wie BMW, Mercedes, Toyota und speziell Tesla, vor allem das Model 3, vor. 

Welche Traumwagen würdest Du gerne eines Tages besitzen? Gibt es die vielleicht schon in Deiner Modellauto-Sammlung? 

Wie viele Auto Nerds habe auch ich ein paar Traumwagen auf meiner Wunschliste. Ich wollte schon immer einen Volkswagen Scirocco R in Viper Green; auch der Alfa Romeo 4C steht auf meiner Bucket List. Obwohl er wenig Stauraum hat, der Ein- und Ausstieg schwierig und die Beinfreiheit knapp ist, schaut er absolut betörend aus. Ich könnte ihn den ganzen Tag lang betrachten! 

Doch mein absoluter Traumwagen ist der Porsche 964. Ich verehre ihn besonders in der Farbe Rubystone Red, in die ich mich schon als Kind verguckt habe. Ein Porsche sieht einfach umwerfend in dieser Farbe aus. Wie Du auf dem Foto sehen kannst, habe ich verschiedenste Porsche-Miniaturmodelle in diesem Farbton lackiert. Ich schaue sie jeden Tag an, in der Hoffnung, dass meine rubinsteinroten Träume einmal wahr werden.

 

Rubystone ist auch ein Favorit der Classic-Driver-Redaktion!  Doch was wäre eine Traumtour in Deinem Jaguar? 

Aktuell habe ich keinen speziellen „Dream drive“ im XJ-S im Kopf, zumal das Auto schon Teil vieler bedeutender Momente in meinem Leben war, einschließlich meiner Hochzeit. Das war sehr speziell, weil man in Hongkong selten einen Jaguar als Hochzeitsauto sieht; viele Leute halten ihn vielleicht nicht für zuverlässig genug. Der XJ-S hat an diesem Tag jedoch wunderbar funktioniert– es war eine der besten Gelegenheiten für ihn, zu glänzen.

Ich schätze die Zeit, die ich mit dem XJ-S verbringe, wirklich sehr, sei es mit meiner Familie, Freunden oder vor allem meinem Hund. Das Leben ist kurz und man weiß nie, wann die letzte Fahrt sein wird.

Zum Schluss: Was ist Dein ultimativer „Driving Song“? 

„Rage Your Dream“ von M.O.V.E. Das ist ein Song aus der Anime-Serie Initial D, die ich als Kind sehr oft geguckt habe. 

Fotos von Andrew Chang und Andrew Lau

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