Lake Rover statt Land Rover
"Nein, nein!" weist mich der Instruktor zurück, als ich den Sitzgurt anlege. "Den brauchen Sie hier nun wirklich nicht. Sollte doch etwas schiefgehen, möchten Sie möglichst schnell aussteigen." Denn, dass etwas schiefgeht, bedeutet, dass dieser Land Rover im See versinkt. Doch soweit kommt es natürlich nicht. Die mächtigen luftgefüllten Seitentanks halten Defender oder Discovery verlässlich über Grund. An Land ist die Floßkonstruktion schnell demontiert. Der Lake Rover verwandelt sich wieder zum Land Rover. Das geht ruck zuck, denn die Konstruktionen gehen auf militärische Prototypen zurück. Und im Invasionsfall ist Zeit Mangelware.
Also rein in die Wellen. Der Wagen versinkt bis zur vorderen Stoßstange und taucht schnell wieder auf, pendelt sich in der Waagerechten ein. Statt Kurbelwelle treibt nun ein Propeller das Gefährt an. Die Lenkung erscheint zu Wasser weniger direkt. Man steuert hier mit Hebeln zwischen den Sitzen. Nach einigen Sekunden ist das Gefährt gedreht. Zu weit. Die Manöver sind nichts für Anfänger. Wer geraden Kurs halten will, sollte das Steuern eine Weile üben. Sonst geht es nur im Zick-Zack vorwärts. Übung gilt auch für das Herausfahren aus dem Wasser. Das funktioniert so: mit Schraubenanlauf auf das Ufer zu halten. Im richtigen Moment auf Radantrieb umschalten. Gas geben - nicht zu viel. Und schon fährt der Rover zurück an Land. Im Idealfall.
Ein Range Rover für Minimalisten
Ein Range Rover ist normalerweise mit allen erdenklichen Sonderausstattungen ausgerüstet. Doch auch Freunde des kargen Minimalismus werden bei der Geländelegende fündig. Sie müssen nur weit genug in der über 40-jährigen Geschichte zurück gehen. Ganz am Anfang der Chronologie stoßen sie auf dieses fahrbare Demonstrations-Chassis. Ein total abgefahrenes Gefährt, um genau zu sein: ein Range Rover ohne Karosserie, aber mit allen Tugenden. Großer Motor, mächtig Drehmoment, Geländegängigkeit. Was will man mehr, wenn man keinen Luxus will?
Roger Crathorne, Entwicklungs-Ingenieur unter Spen King, berichtet: "Der Range Rover war streng genommen noch besser im Gelände als der Land Rover. Denn Schraubenfedern erhöhten nicht nur den Federungskomfort, sondern vor allem auch die Bodenfreiheit- und Verschränkungsfähigkeit, als bei den bislang üblichen Blattfedern an Starrachsen." Recht hat er. Dieses, nun ja, "Auto" ist der erste fahrende Beweis.
Defender LXV Edition: Das perfekte Spielzeug
Wer sich hinter dem Steuer eines Land Rovers eingerichtet hat, fühlt sich meist ziemlich erhaben. Das gilt insbesondere für den legendären Defender. In diesem Special-Edition Modell "LXV" jedoch wähnt man sich als beinahe unbesiegbar. Das Fahrzeug ist eine Autorität. LXV symbolisiert die römische Ziffernfolge für 65. Und das steht, na klar, für den 65. Geburtstag der Marke.
Der pechschwarze Defender fährt auf 16-Zoll Sawtooth Aluminiumfelgen in Santorini Black vor. Das Interieur ist mit Leder ausgeschlagen und die Atmosphäre im Innenraum mindestens dreimal so cool wie im Range Rover Evoque. "Fang bloß keinen Streit mit mir an", scheint dieser Land Rover zu sagen. Wer den ersten Geländegang wählt, meint, er könne Wände hochfahren oder sie wenigstens durchbrechen. Das geht natürlich nur begrenzt. Dafür aber stellen übliche Flüsse kein Hindernis dar. Dort, wo andere Fahrzeuge bis zu den Scheinwerfern versinken, fährt der Defender einfach weiter. Ein Land Rover zum Fahren, Waten und Berge versetzen.
Geländegängig hoch vier
OK, das alles reicht noch nicht? Sie suchen das wirklich Außergewöhnliche? Dann müssen Sie in die "Cuthbertson tracked conversion" umsteigen. Der Begriff der "Command Driving Position" erhält plötzlich eine ganz neue Definition. Es fühlt sich an, als sässe man in einem Doppeldeckerbus ganz oben - nur dass man hier das Steuer in Händen hält.
In den 1960er Jahren entstanden diese Fahrzeuge auf Basis der gut etablierten Series II Modelle. Die Räder wurden einfach gegen Kettenabtriebe in Dreiecksform getauscht. Dadurch verdoppelte sich die Bodenfreiheit, gleichzeitig schwand der Bodendruck. So konnte man auch schottische Moore und Sümpfe durchfahren. Ein solcher Land Rover ist natürlich nichts für den gepflegten englischen Rasen - es sei denn, man möchte diesen neu anlegen und benötigt dafür eine tiefgreifende Vertikutierung. Dann ist der Cuthbertson ideal.
Auf Sieg getrimmt: Der Gewinner der Camel Trophy 1989
Für echte Abenteurer gab es in den 1980er Jahren eine wirklich große Herausforderung: die Camel Trophy. Sie führte in die entlegensten Ecken dieser Welt und noch eine Etappe weiter. Im Jahr 1989 führte die Route in den Amazonas. Die britischen Brüder Bob und Joe Ives gewannen diese Martertour - mit einem Land Rover One Ten, dem Vorgänger des Defenders.
Genau dieses Auto steht bereit. Wir schwingen uns hinter das Steuer. Alles bekannt, alles vertraut. Die englische Parklandschaft ähnelt zwar nicht dem Amazonas, doch der Land Rover macht auch hier Höllenspaß. Und wirkt immer noch kernig. Man rührt ein wenig mit dem langen Schaltknüppel. Sucht die Gasse und findet sie. Schaltknarzen Fehlanzeige. Erster Gang. Gas und los. Eine Maschine, auf die man sich verlassen kann. Sandbleche und Grabeschaufeln brauchen wir nicht. Dafür umfahren wir die zahlreichen Hinterlassenschaften einer Schafherde - in den Midlands bekannt und berüchtigt als "Green Mud". Und das Zeug ist mindestens so unangenehm wie einige der Amazonas-Passagen. Während der Beifahrer auf "artgerechte Haltung" insistiert und auf die Matschpartie pocht, haben wir ein Nachsehen mit dem Wagenpfleger. Diesen Härtefall wollen wir niemandem zumuten.
Fotos: Land Rover