Norman Greenbaums „Spirit in The Sky“, der mitreißende Refrain von Dexy’s Midnight Runners „Come on Eileen“ und das damals bahnbrechende Musikvideo zu „Take on me“ der norwegischen Kombo a-ha waren alle bei ihrem Erscheinen Hitparadenstürmer und gelten heute als Klassiker der Pop-Kultur. Aber was haben alle gemeinsam, und was zum Teufel haben sie mit diesem schnittigen italienischen Cruiser aus den Siebzigern zu tun? Nun, die oben genannten Songs sind laut Rolling Stone Magazine die drei größten „One-Hit-Wonder“. Und für viele Autoliebhaber sind auch De Tomaso ultimative automobile One-Hit-Wonder – wobei wir da nicht ganz mit einverstanden sind...
Der oft als Jaguar XJ-Kopie bezeichnete De Tomaso Deauville ist weit mehr als nur eine etwas eleganter gestylte Raubkatze. Vielmehr eine in Italien entworfene und entwickelte Limousine mit amerikanischem Antriebsstrang, der die treuen Besitzer von Grand Tourern à la Lamborghini Espada, Jensen Interceptor und dem einen oder anderen Aston Martin auf etwas viel Einzigartigeres mit dazu vier vollwertigen Türen aufmerksam machen sollte.
Dass es den Deauville gibt, verdanken wir Lee Iacocca, von 1970 bis 1978 Präsident der Ford Motor Company. Schon in den 60er-Jahre hatte der Vater des Mustang mit Alejandro de Tomaso am Pantera-Projekt gearbeitet. Iacocca hatte einen guten Draht zum damaligen Designchef von Ghia, dem Amerikaner Tom Tjaarda, mit dem er viele Designinspirationen teilte – darunter auch mit Fokus auf den Jaguar XJ. In der Folge entstand der Plan für eine viertürige Luxuslimousine, eine Art viertüriger Pantera, benannt nach einem berühmten Seebad an der französischen Atlantikküste. Von Tjaarda entworfen, debütierte der XJ aus bella Italia unter dem Namen Deauville auf dem Turiner Salon von 1970.
Sowohl im Pantera als auch im Deauville kam als Antrieb der gusseiserne 5,7-Liter-Ford-Cleveland V8 zum Einsatz. In der Limousine leistete er 275 PS. Genug, um vier Insassen zwar nicht rasant – Leergewicht über 1,9 Tonnen – aber sehr kultiviert über längere Distanzen zu kutschieren. An den V8 gekoppelt war das Dreigang-Automatikgetriebe Cruise-o-Matic von Ford und der Hinterradantrieb samt Salisbury-Differential und doppelten Ferern und Dämpfern stammte tatsächlich von einem Jaguar Mk X. Wie der britische Konkurrent gab es zudem zwei separat zugängliche Tanks. Für die Bodengruppe und das Fahrwerk war Giampaolo Dallara verantwortlich, aber das hatte seinen Preis. Bei der Markteinführung kostete der Deauville 10.000 Franken mehr als das Spitzenmodell der Jaguar XJ-Reihe, der V12. In England kostete er zu Beginn der 1970er-Jahre viermal so viel wie ein Jaguar XJ6, in Deutschland war er 1978 nur geringfügig günstiger als der Mercedes 450 SEL 6.9.
Dieses überlebende Exemplar aus der ersten Serie, von denen es heute nicht mehr viele gibt, wurde neu am 1. Februar 1976 im Tessin zugelassen. 2005 erwarb der heutige Besitzer das Fahrzeug und ließ es 2013 für über 70.000 Schweizer Franken außen und innen komplett restaurieren. Seit dieser Generalüberholung wurde der exotische Italiener nur rund 500 Kilometer gefahren und präsentiert sich heute in sehr gutem Zustand. In jedem Fall ist er sehr selten, wurden zwischen 1971 und 1988 doch nur 244 Deauville gebaut – mit dem Spitzenjahr 1972, als 46 Exemplare das Werk in Modena verließen. Am Ende baute de Tomaso noch einen fünftürigen Kombi für seine Frau Isabelle und zwei gepanzerte Deauville – für den belgischen König Baudouin und die italienische Polizei.
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Fotos von Bruno von Rotz (Zwischengas.com)