Wer sich mit dem italienischen Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit beschäftigt, kommt nicht um Gio Ponti herum – seine unzähligen Möbel, Produkte und Gebäude, aber auch seine Designphilosophie prägten die Ästhetik der Epoche. Er stattete Universitäten genauso aus wie Hotels, Kirchen und exportierte die neuen italienische Leichtigkeit bis nach Venezuela, die USA und Hong Kong. Zu Gio Pontis Schlüsselwerken zählte das 1958 eröffnete Pirelli-Hochhaus in Mailand, das seinem berühmten Gestaltungsprinzip der „Linea Diamante“ genauso folgte wie jener interessante, aber nie gebaute Alfa Romeo 1900, der vor wenigen Wochen auf der Grand Basel seine späte Verwirklichung feierte. Auch sein 1957 für Cassina entworfener Superleggera-Stuhl erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit.
Während Gio Ponti der Industrialisierung Italiens als vielseitiger Designer und Architekt ein Gesicht gab, verlor er doch auch nie die kreativen Möglichkeiten der Handarbeit aus den Augen und erschuf wunderbare Skulpturen und Objekte aus Glas, Keramik und Metall. Die Ausstellung „Tutto Ponti“, die noch bis zum 10. Februar 2019 im Musée des Arts Décoratifsin Paris zu sehen ist, zeichnet Gios Pontis einzigartige Erfolgsgeschichte vom Jahr 1921 – als der frisch gebackene Absolvent des Mailänder Polytechnikums sein eigenes Architekturbüro gründete – bis ins Jahr 1978 nach. Zu sehen sind mehr als 400 originelle und überraschende Objekte seines Schaffens, die teils zum ersten Mal außerhalb Italiens gezeigt werden. Wer sich für die Designgeschichte des 20. Jahrhunderts interessiert, sollte diese Ausstellung nicht verpassen.
Fotos: Musée des Arts Décoratifs