Die Rundenzeit, die Stefan Bellof am 28. Mai 1983 im Porsche 956 auf den Asphalt legt, ist bis heute ungeschlagen.
Es ist kaum zu glauben: Aber die Rundenzeit, die Stefan Bellof am 28. Mai 1983 im Porsche 956 auf den Asphalt legt, ist bis heute ungeschlagen. 6 Minuten und 11,13 Sekunden – weder der Fahrer, noch das Team hatten beim Qualifying für das 1000-Kilometer-Rennen mit diesem unglaublichen Ergebnis gerechnet. Doch der brettharte Gruppe-C-Rennwagen mit seinem gut 630 PS starken Sechszylinder-Turbo-Boxer und einem Renngewicht von nur 850 Kilo schaffte das Unmögliche – selbst die Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 200 km/h gilt bis heute als schnellster Wert, der auf der Nordschleife gemessen wurde. Kein Wunder: Der Porsche 956 und seine Evolutionsstufe, der Porsche 962, sollten später als erfolgreichste Langstrecken-Prototypen in die Geschichte eingehen.
Treffen der Legenden
Solche Legenden trifft man nicht alle Tage – und erst recht nicht am Ort ihres größten Sieges. Der Münchener Fotograf und Macher des „Curves“-Magazins Stefan Bogner ist mit Dunlop am Nürburgring, als er kurz vor Sonnenuntergang im Fahrerlager den Porsche 956 im Rothmans-Look und der Startnummer 2 entdeckt. Ein englischer Sammler hat den Rekordwagen mit Chassis-Nummer 007 wieder aufgebaut, zum Rekordjubiläum startete Bellofs ehemaliger Teamkollege Derek Bell im Sommer 2013 beim Avd-Oldtimer-Grand-Prix. Bogner kann ihn überzeugen, den Porsche am nächsten Morgen auf die Strecke zu bringen – das Steuer übernimmt niemand geringerer als Hans-Joachim „Striezel“ Stuck.
Doch Bogner hat noch einen weiteren Wunschkandidaten für das Shooting: den Porsche 918 Spyder. Am 4. September 2013 hat Porsche-Werkspilot Marc Lieb mit dem Hybrid-Supersportwagen eine Rundenzeit knapp unter sieben Minuten eingefahren – und dem 918 damit für einige Zeit den Titel des „schnellsten Seriensportwagens“ eingebracht. Der Rekordwagen im Martini-Livrée ist ebenfalls am Ring und geht - dank Overnight-Lieferung aus Zuffenhausen - am nächsten Morgen mit an den Start. Der Asphalt ist nass vom Regen, der Nebel hängt tief in den Wäldern, doch immer wieder bricht die Sonne hervor. Bogner ist begeistert von der unwirklichen Stimmung in der „grünen Hölle“, hängt bis zum Bauch aus dem Begleitwagen, hält den einzigartigen Moment mit der Kamera fest.
Ein unvergesslicher Moment
So drehen die beiden Rekordwagen, die Legende von 1983 und der Herausvorderer der modernen Sportwagenwelt von 2013, an diesem Morgen in friedlicher Eintracht ihre gemeinsame Ehrenrunde auf dem Ring. Doch so schnell wie es gekommen ist, so schnell ist das Schauspiel wieder vorbei. Um 8:30 ist das Porsche-Duo zurück in der Box, der Nebel hat sich aufgelöst und die Sonne trocknet den Asphalt – freie Bahn für die nächsten Jäger des Streckenrekords.