In den letzten Jahren erwies sich das Goodwood Revival als wahrhaft glanzvoll. Ja, natürlich ist das ein müdes Klischee, aber es ist dennoch ein Adjektiv, das angemessen das bedeutendste britische Klassikertreffen mit seiner berauschenden Mixtur aus historischen Rennwagen, heldenhaften Fahrkünsten und wunderbarer Spätsommersonne beschreibt. Während zwei dieser Zutaten auch bei der Auflage 2024 zur Stelle waren, hatte anscheinend die Sonne ihre Eintrittskarte in der Post verloren. An ihrer Stelle erschien ungebetener Regen in geradezu biblischen Mengen, hinterließ triefende Zuschauer und testete den Wagemut der Fahrer, die sich bei diesen heftigen Schauern auf den Circuit vor Goodwood House trauten.
Elliot Newton und ich wateten am Freitagmorgen durch den Sumpf, der einmal der Parkplatz gewesen war, wir verloren aber dennoch keinen Augenblick Zeit, denn wir mussten sofort eine unglaubliche Präsentation an Beach Buggys studieren, die zum 60. Geburtstag des Meyers Manx aufgereiht worden war. Das Wetter für unsere geliebten Spiaggine sieht zwar anders aus, aber trotz der Regenschauer bot dieses Füllhorn an aufwendig sonderangefertigten Beach Cruiser den perfekten Beleg dafür, dass kein Meyers Manx dem anderen gleicht.
Als Hüter der Tore zu diesem Manx-ville entpuppte sich ein umwerfender gelber Volkswagen Baja Buggy von 1966, komplett mit Dachschnorchel und robusten Offroadreifen. Zu unseren Favoriten gehörte auch der Volkswagen Invader Buggy, der überraschend wie überzeugend einer Corvette Stingray ähnelt. Beim Versuch dem Regen in der Earl´s Court Motor Show zu entkommen, hatten wir auch ein hautnahes Erlebnis mit der nächsten Generation der elektrischen Buggys: Manx 2.0. Keine Frage, auch in 2024 ist das Konzept, das Bruce Meyers ursprünglichem Beach Buggy zugrunde lag, bestechender denn je.
Aber wir trotzten weiter den Unbilden des Wetters und hatten endlich die Gelegenheit, den Daniel Arsham X Team Ikuzawa Porsche 904 in seiner vollen Pracht zu bestaunen. Obwohl es sich hier ganz buchstäblich um ein rollendes Kunstwerk handelt, scheute sich Team Ikuzawa nicht, ihre jüngste Schöpfung unter Vollgas auf den Rennkurs bei der RAC TT Celebration zu schicken, Seite an Seite mit Tetsu Ikuzawas atemberaubenden 1967er Porsche 906 – Sieger des japanischen Grand Prix.
Ebenfalls an den Start in der TT Celebration gingen ein beeindruckender, teils lackierter, teils blanker Torero Ecurie Ecosse-Ford von 1962 sowie der immer wieder liebenswerte Chevrolet Cheetah von 1963, der sich den Sprint um den Track nicht nehmen ließ. Als einer von nur 23 gefertigten Exemplaren wurde dieser sehr seltene Rennwagen von seinem Besitzer höchstpersönlich zur Rennstrecke gefahren, der aber während eines besonders heftigen Regenschauers die Kontrolle verlor und in einer Barriere landete – zum Glück ist ihm nichts passiert.
In diesem Jahr galt eine besondere Festivität der Formel 1-Legende John Surtees, dessen allererstes Rennen hier beim Goodwood Motor Circuit am 19. März 1960 startete. Dutzende Autos, die sein Leben auf und fern der Rennstrecken begleiteten, waren versammelt worden, darunter Johns BMW 503 von 1957 – einer von nur drei als Rechtslenker konzipierten – und der schöne, wenngleich erfolglose, von einem V12 angetriebene Ferrari 1512 von 1965.
Zum Abschluss kann ich nur feststellen, dass es wohl keine Menge an Regen gibt, welche die schiere Freude, die alle beim Goodwood Revival erleben, eintrüben könnte. Ich verließ den Event von Kopf bis Fuß in Schlamm getaucht, meine Kleidung und meine Kamera waren völlig durchnässt, trotzdem konnte ich nicht anders, als selig zu lächeln. Dieses Jahr gehört locker zu meinen Lieblingsauflagen überhaupt dieses Events.
Fotos von Mikey Snelgar