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Desmond J. Smail beantwortet all Ihre Fragen zu Aston Martin

Unwissende staunen beim Besuch des kleinen englischen Örtchens Olney über die zahllosen allerorts geparkten Aston Martin. Für die Einheimischen ist es ein gewohnter Anblick – lebt doch mit Desmond J. Smail einer der weltweit profundesten Kenner der Marke seit über 50 Jahren unter ihnen.

Ein strategisch guter Standort

Dass sich Desmond J. Smail mit seiner Werkstatt in der Grafschaft Buckinghamshire niedergelassen hat, ist nicht so zufällig, wie man zunächst anzunehmen könnte. Denn Olney liegt nur wenige Kilometer nördlich von Newport Pagnell, wo von 1958 bis 2007 Aston Martin seine Autos baute. Smail wurde 1960 geboren – zufällig im gleichen Jahr, in dem auch eines seiner Lieblingsmodelle, der Aston Martin DB4GT Zagato aus dem Werkstor rollte – und wuchs praktisch mit den britischen Traditionssportwagen auf. „Ich sah ständig Aston Martins durch den Ort fahren und so war es fast unvermeidlich, sich in sie zu verlieben“, erinnert er sich. Im zarten Alter von 16 Jahren begann er eine Ausbildung beim Markenspezialisten Peter Austin Smith, um nur fünf Jahre später sein eigenes Unternehmen zu gründen. Sein Ziel war es, die Autos, in der sich schon als Kind unsterblich verguckt hatte, zu erhalten und zu verkaufen. Müßig zu erwähnen, dass er seitdem nicht mehr zurückgeschaut hat. 

Die Zeit vor dem Boom

„In der Anfangszeit lag der Schwerpunkt vor allem in Wartungsarbeiten“, erklärt Smail. „Mit Restaurierungen haben wir erst in den späten 1980er-Jahren begonnen, als die Leute plötzlich erkannten, dass Aston Martins sehr seltene und von Hand aufgebaute Fahrzeuge waren.“ Doch selbst da waren die jeweils aktuellen V8-Modelle begehrter als die Klassiker. Smail erinnert sich, dass er seinen ersten Aston Martin DB5 für nur 750 Pfund Sterling direkt vom Werk erwarb. „Zugleich verkaufte ich einen restaurierten DB4GT für 125.000 Pfund – und bereue es bis heute.“ 

Restaurationen machen heute rund sechzig Prozent des Umsatzes aus und bilden auch jenes Geschäftsfeld, das Smail mit besonders viel Stolz und Freude erfüllt. Während unseres Besuchs entdeckten wir einen fabelhaften silbernen und nahezu fertiggestellten DB4GT in ehemaliger Rennausführung und einen Nachbau des DB4 GT Zagato, den Smail für einen Kunden aufbaut. „Er möchte nur ein Spaßauto fürs Wochenende haben und liebt die Form des Zagatos. Daher erhält das Auto auch eine Klimaanlage, Servolenkung und einen 4,7-Liter-Motor mit Benzineinspritzung und Vergaser-Attrappen!“ In der Tat: Öffnet man die Haube, findet sich an der linken Motorseite ein wunderschöner aber inaktiver Satz Webervergaser aus Sandguss!

So viel mehr als nur ein Geschäft

Nach einem kurzen Spaziergang durch das rund 6.500 Einwohner zählende Städtchen besuchten wir Smails Verkaufsraum, der sich – genauso wie die benachbarte Metzgerei – harmonisch in die historische Fassadenfront der High Street einfügt. Neben einem zweiten Stützpunkt in London, der unter dem Namen Aston Sales of Kensington firmiert, zeigt Smail hier seine aktuell schönsten Stücke. Das Angebot reicht vom fantastischen Aston Martin V8 Vantage Volante mit Prince of Wales-Ausstattung bis zu einem Vanquish S in „Ghillies Green“ mit nur 12.800 Kilometern auf der Uhr. 

Verbringt man etwas mehr Zeit mit Smail, wird schnell deutlich, dass Aston Martin für ihn weitaus mehr ist als nur ein Geschäft. Man nehme nur sein tägliches Fortbewegungsmittel – ein wunderschöner dunkelblauer Vanquish mit stolzen 300.000 Kilometern auf dem Rücken. „Wir haben gerade erst den Motor komplett überholt, aber nur aufgrund eines leichten Rasselns“, lacht er. „Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht sind das sehr gute Autos mit sehr stabilen Motoren.“ Da können wir uns die Frage nicht verkneifen, was er denn über den neuen Aston Martin DB11 mit dem seinem V8-Motor von Mercedes-AMG denkt. Die Antwort kommt postwendend und nicht unerwartet: „Einen AMG-Motor in einen Aston Martin zu verpflanzen ist so, als würde man eine Spitfire mit einem Messerschmitt-Motor bestücken.“ Kein weiterer Kommentar. 

Marktgedanken

Und was hält er vom aktuellen Markt für Aston Martin? „Ich denke, dass sich die Werte in den letzten drei, vier Monaten ein wenig nach unten bewegt haben. Doch das ist quer durch die Bank so, mit der Ausnahme von Porsche, wo das Pendel in die andere Richtung zu schwingen scheint“. Ein Grund dafür liegt nach seiner Beobachtung im Auktionsmarkt, der den Zustand der Autos nicht exakt genug beschreibt und damit auch den Marktwert nicht korrekt widerspiegelt. „Ein Auktionshaus mag einen DB5 für 500.000 Pfund versteigern, ohne zu erwähnen, dass man zusätzlich noch 300.000 Pfund in seine Restaurierung stecken muss“, erklärt er. „In der öffentliche Wahrnehmung ist ein DB5 damit automatisch 500.000 Pfund wert, was aber irrational ist. Denn der Zustand des Autos ist letztlich alles.“  

Ein Lebenswerk

 

Mit Angestellten, die ihre Handwerkskunst noch im Werk von Newport Pagnell feingeschliffen haben, und langjährigen Kunden – einige besitzen seit über 30 Jahren einen schon ursprünglich von Desmond J. Smail erworbenen Wagen – fällt es nicht schwer zu erkennen, worauf sein guter Ruf gründet. Smail selbst fasst es so zusammen, während er versonnen auf die im Hof der Werkstatt geparkten Autos blickt: „Dieser DB5 geht zurück in die USA und diesen V8 Zagato bereiten wir neu für einen Kunden aus Hongkong auf.“ Was beweist: Der Mann, der alles über Aston Martin weiß, mag in einer relativ nichtssagenden kleinen Stadt im Herzen Englands seinem Handwerk nachgehen – doch Aston-Martin-Sammler aus aller Welt wissen ganz genau, wo sie ihn finden können. 

Fotos: Tom Shaxson für Classic Driver © 2017 

Sie finden das komplette Inventar von Desmond J. Smail im Classic Driver Markt.