Als Menschen sind wir alle von Natur aus neugierig. Die Neugier treibt uns an, über den Tellerrand hinauszuschauen und ihn manchmal ganz zu zerstören, um dorthin zu gehen, wo zuvor kein anderer Mensch hinwollte. Die Entdeckung der tiefsten, dunkelsten Zone eines Ozeans, die Suche nach Wasserquellen auf einem anderen Planeten oder die Erkundung von Land, das noch nie bewohnt war, sind der Stoff, aus dem der Traum aller Entdecker ist. Für den kanadischen Künstler Robert Bateman und seinen Jugendfreund Dr. Bristol Foster bestand der Traum darin, sich auf das Abenteuer ihres Lebens einzulassen und einen Land Rover Serie 1 als ultimativen Begleiter mitzunehmen.
Land Rover sind keine Unbekannten, wenn es um Abenteuer geht. Aber 1957 wollten Bateman und Foster mit einem 60.000 Kilometer langen Abenteuer, das die ganze Welt umspannen sollte, noch einen draufsetzen. Die beiden Kanadier, die durch die Artikel, die sie während der Reise für den Toronto Telegram schrieben, liebevoll „Rover Boys“ genannt wurden, erfüllten sich dank ihres stark modifizierten Landy den Traum eines jeden Abenteurers.
So wie die beiden schon früh einen Spitznamen bekamen, war es nur passend, dass auch ihr Landy einen bekam und auf den Namen „The Grizzly Torque“ getauft wurde. Basis für ihren motorisierten Gefährten war ein im Mai 1957 im Werk Solihull aufgebautes Modell auf Basis eines „Station Wagon“ Chassis mit 107 Zoll Radstand. Angetrieben von einem 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner, wurde das rollende Fahrgestell an die Firma Pilchers in Wimbledon geschickt, die den einzigartigen und hier im Bild zu sehenden Aufbau, mit dem der Landy für so ziemlich jede Situation gerüstet war, fertigte. Spezielle Features umfassten neben der Aluminiumkarosserie eine grüne Lederpolsterung, eine Beobachtungsluke, zwei ausklappbare Schlafpritschen, eine außenliegende Sonnenblende, eine Seilwinde, Kurbelfenster und eine robuste Lackierung in Sand Beige.
Die beiden Freunde begannen ihre Grand Tour im Juli 1957 an der Goldküste Afrikas und schlängelten sich über Ghana, Togo, Kamerun, Äquatorialguinea, Nigeria, Kongo, Ruanda, Burundi, Tansania, Kenia und Uganda durch Zentralafrika, wobei sie in die Kultur jedes einzelnen Landes eintauchten. Nachdem keine weiteren afrikanischen Länder mehr zu erkunden waren, reisten sie per Schiff nach Indien und weiter durch Nepal, Myanmar (damals Burma/Birma), Malaysia, Thailand, Singapur und schließlich durch das kleine Land Australien.
Das bemerkenswerte 60.000-Kilometer-Abenteuer brachte sowohl Bateman und Foster als auch dem Land Rover weltweite Anerkennung ein, doch nach seiner Rückkehr nach Kanada verkaufte Foster „The Grizzly Torque“ an einen Studenten aus Texas. Der verkaufte den Wagen später an einen Rancher in British Columbia, was er fast sofort wieder bereute. Trotz Batemans und Fosters Bemühungen, den „Grizzly Torque" wiederzufinden, blieb das Auto jahrzehntelang verschollen, bis es 2008 vom Markenspezialisten Alan Simpson aus Clapperton, British Columbia als heruntergekommener Scheunenfund aufgespürt wurde. Der Einlieferer erwarb daraufhin diesen berühmten Serie I und organisierte ein Konsortium von Markenspezialisten (unter Leitung von Simpson), um eine akkurate Restaurierung nach den ursprünglichen Spezifikationen von 1957 durchzuführen.
Foster steuerte dazu eine Fülle von historischen Fotografien als Vorlage bei, während Bateman die liebevoll handgemalten Vignetten wiederherstellte, die an den Seiten der Karosserie entlangverliefen und jedes der auf der ursprünglichen Reise besuchte Land darstellten. Zwei Jahre und rund 300.000 Dollar später wurde der im alten Glanz wiederhergestellte „Grizzly Torque“ bei den Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen von Land Rover (2018) in ganz Kanada als Starfahrzeug eingesetzt. In jüngerer Vergangenheit war er auch bei nationalen Concours und Overlanding Events zu bestaunen.
Der „Grizzly Torque“ ist ein wirklich bemerkenswertes, gut dokumentiertes und weltberühmtes Exemplar der Serie I, das den entschlossenen Abenteurer-Geist von Land Rover perfekt zum Ausdruck bringt. Das Abenteuer geht für das Fahrzeug weiter, denn es wird am 18. August bei RM Sotheby's in Monterey versteigert!