In der internen Nomenklatur heißt der neue Aston Martin DB9 schnörkellos nur „Model 113“. Dabei soll die neue Typbezeichnnung doch für Klarheit sorgen: der neue Vanquish ist der ultimative Aston im Hinblick auf Performance und Preis. Der Vantage ist ein reinrassiger Sportler und der Rapide ist der geräumige Gleiter. Wofür aber steht der neue DB9?
Geht es nach Aston Martin, dann soll der DB9 der gewandteste Markenbotschafter der Briten sein. Understatement und eine mühelose Performance, die der Wagen aus einem großvolumigen V12-Motor schöpft. Das war der DB9 der früheren Generation eigentlich auch. Und daher ist der Name gut gewählt. Doch bei dem Launch im Süden Frankreichs macht Aston Martin Chef Dr. Ulrich Bez auch klar, dass es bei dem Quartett nicht bleiben wird – im kommenden Jahr sollen zwei neue Modelle dazu kommen. Also Anlass genug, die Nomenklatur-Diskussion fortzuführen. In Zukunft.



Momentan sitze ich noch nicht im Cockpit des neuen Astons, sondern in einem Hotel. Vor mir der DB9. Genau genommen zwei DB9: ein Coupé und ein Cabriolet. Was zeichnet die beiden Fahrzeuge aus? Offenkundig: Der Virage hat hier mehr als nur einen Eindruck hinterlassen. Der Look ist einfach klasse. Die neuen Linien an Front und Heck offenbaren sich auf den zweiten Blick. Doch noch bemerkenswerter ist die erzielte Gewichtsersparnis bei gleichzeitiger Verbesserung der Steifheit. Das Coupé ist um 20% steifer geworden, das Cabriolet sogar um 30%. Beachtlich. Der Motor ist in seinem Arbeitsraum um 19 Millimeter tiefer montiert. Das senkt den Schwerpunkt und schafft zudem die Möglichkeit, die Front abzusenken. Auch wird damit dem europäischen Erfordernissen des Fußgängerschutzes genüge getan. 517 PS leistet der überarbeitete Motor – mit der leichteren Karosse eine vielversprechende Kombination.
Die bereits unten im Drehzahlkeller des Motors enorme Wirkung entfaltet. Das Gaspedal spricht schnell an, der Motor reagiert sofort und zieht den ganzen Wagen vehement nach vorne. Und das alles im Normal-Modus. Denn das adaptive Dämpfer-System (ADS) bietet weitere Möglichkeiten: Wer „Sport“ betätigt, erlebt eine weitere Schärfung aller Systeme. Außerhalb des Stadtverkehrs ist „Sport“ die bevorzugte Wahl. „Track“ ist etwas für Fortgeschrittene, welche die stark forcierte Gangart lieben. Die Federung ist dann nochmals straffer. Das Gesamtergebnis kommt dem heiligen Gral eines rundum perfekten Sportwagens sehr nahe. Der DB9 legt lange Distanzen mit viel Komfortvermittlung mühelos zurück, ist gleichzeitig immer für eine Sporteinlage bereit. Auch steht nun genug Platz zur Verfügung, um die Kinder mitzunehmen und gemeinsam auf Kurvenjagd zu gehen.



Was für ein Feedback: den Wagen auf „Sport“ schalten und dann per Lenkrad-Paddles die Fahrstufen manuell einlegen. Wer jetzt im dritten oder vierten Gang einem kurvenreichen Straßenverlauf folgt, erntet Glücksmomente in jeder Kurve. Es ist der Soundtrack eines schnellen GT. Der DB9 ist hier merklich besser als der DBS, weil er in jeder Hinsicht direkteres Feedback gibt und alles perfekt akustisch untermalt. Der neue AM11-Motor im neuen Chassis und beides in perfekter Balance besticht, bissige Bremsen aus Kohlefaser sorgen für Sicherheit, der scharfe Look für Aufmerksamkeit.



Damit ist der Aston Martin DB9 wieder da, wo er hingehört: An der Spitze der Luxus-GT-Sportwagen. Entsprechend optimistisch ist denn auch Dr. Ulrich Bez, Chef von Aston Martin, der immer wieder betont, worauf es ankommt: Einen zeitlosen GT, der zwischen 2.000 und 4.000 Touren wahre Fahrfreude vermittelt. Ab 2013 kommt der DB9 auf den Markt – Bentley, Ferrari und Maserati können sich auf etwas gefasst machen.
Fotos: Aston Martin