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Als die Polizei noch Porsche fuhr

Es gab eine Zeit, da ging die Autobahnpolizei nicht bloß in unscheinbaren Hochleistungslimousinen auf Jagd nach flüchtigen Temposündern. Schon in den 1960ern entdeckten Polizeistationen in Europa den Porsche als Einsatzwagen für sich. So trat auch dieses Porsche 356 Cabrio seinen Dienst an.

Blaulicht und Tatütata für Porsches Cabrios

Die Geschichte beginnt am 23. November des Jahres 1960. An diesem Tag lieferte Porsche das weiße Cabriolet mit Spezialausstattung an die Polizei in Düsseldorf aus. Der 75 PS starke Streifenwagen war fortan für die Autobahnpolizei Nordrein-Westphalen im Einsatz, spulte bis 1966 fast 160.000 Kilometer ab und fing, so vermuten wir zumindest, eine ganze Reihe flüchtiger Raser ein – ehe er seinen wohlverdienten Ruhestand antreten konnte. Erst nach 25 Jahren kam der Porsche 356 wieder in Bewegung, wurde ab dem Jahr 2000 liebevoll restauriert und verbrachte die folgenden Jahre in einer belgischen Sammlung.

Als die Rijkspolitie im Polizei-Porsche ausschwärmte

Nicht nur in Deutschland kamen in den 1960er Jahren Porsche 356 in Polizei-Montur auf die Straßen. Im Jahr 1960, als das neue, 500 Kilometer lange Autobahnnetz der Niederlande eröffnet wurde, fragte sich die Rijkspolitie, wie sie denn etwaige Temposünder einfangen könne. Auf Nachfrage soll ihnen die nordrein-westfälische Polizei im Land der unbegrenzten Geschwindigkeiten geraten haben, sich eine Flotte Sportwagen aus Zuffenhausen zuzulegen. Nach einigen Testkilometern mit einem Porsche 356 B folgten zwölf weitere Einsatzwagen – das Exemplar im Bild wurde kürzlich bei einer Bonhams-Auktion versteigert. Insgesamt bestellten die Niederländer 40 Polizeiwagen mit Porsche-Wappen. Nur besonders ausgebildete Polizisten durften die leistungsstarken „Peterwagen“ bewegen, zudem mussten sie mindestens 25 Jahre alt und verheiratet sein oder Kinder haben. So sollte sichergestellt werden, dass die Fahrer keine unnötigen Risiken eingingen.

Oben ohne bei jedem Wetter

Zu der Spezialausstattung der Zuffenhausener Einsatzwagen zählten neben dem weißen Lack samt Polizei-Livree ein Stabilisator unter dem Armaturenbrett, Megaphon, Funkgerät, Blaulicht inklusive Sirene, Feuerlöscher, Werkzeug, eine wasserabweisende Beschichtung im Innenraum, der großen GT-Tank für längere Distanzen sowie ein „HALT“-Warnschild am Heck. Da die Beamten im Einsatz stets Helme trugen und die Sportwagen aus Zuffenhausen derzeit noch keine großzügige Kopffreiheit boten, waren die Verdecke der Polizei-Porsche stets geöffnet – bei jedem Wetter. Zu den Polizeihelmen trugen die Beamten daher auch Regenmäntel, die zumindest vor der gröbsten Nässe schützen sollten. Der Nachfolger dieser frühen Polizei-Cabriolets – zwischenzeitlich kamen auch Ford Capris zum Einsatz – war übrigens der Porsche 911 Targa der 1970er Jahre. Ob Porsche das Prinzip „Sicherheitscabriolet“ einst nur für diese Zwecke erfand? Wir werden noch einmal nachhaken in Zuffenhausen!

Das hier porträtierte Porsche 356 Cabrio der Autobahnpolizei NRW steht aktuell beim Porsche-Experten Early 911S zum Verkauf. Der Wagen hat „Matching Numbers“ und trägt eine leichte Patina.

Fotos: Rémi Dargegen for Classic Driver © 2015. 

Weitere Porsche 356 stehen im Classic Driver Markt zum Verkauf.