• Year of manufacture 
    1964
  • Car type 
    Coupé
  • Chassis number 
    6331GT
  • Lot number 
    104
  • Reference number 
    HG_Oct24_89
  • Condition 
    Used
  • Location
    Austria
  • Exterior colour 
    Other

Description

Nach Frankreich ausgeliefert
Seit über 20 Jahren beim aktuellen Besitzer in Österreich
Zuletzt komplett bei Denzel restauriert
In der Originalfarbe Grigio Argento
Matching Numbers

Das von Paul Frère in seinem Testbericht im Sommer 1964 für das einschlägige auto, motor und sport Magazin am häufigsten verwendete Adjektiv für den neuen Ferrari 330 GT 2+2 war „erstaunlich“. Damit beschrieb Frère die Leichtgängigkeit des Wagens, die Elastizität des neuen Motors, den Fahrkomfort und nicht zuletzt den Fußraum in der zweiten Reihe. Wenn überhaupt, dann wusste er bestenfalls die fehlenden Ablagemöglichkeiten an der Mittelkonsole und den für vier Personen in seinen Augen zu klein geratenen Kofferraum zu bekritteln. Frères überschwängliches Lob im Testbericht war beim Erscheinen des 330 GT 2+2 keinesfalls eine Ausnahme, der internationale Tenor war ein einhelliger Lobgesang. Etienne Cornil schrieb in einem der allerersten Testberichte nach der Präsentation auf dem Brüsseler Autosalon im April 1964 für den englischen sporting motorist:

“It would be foolish to pass a final opinion on the future of the new Ferrari 330 GT in the world of high performance cars on the strength of a mere 200 km test. But in the course of a high-speed run on the Autostrada del Sole and on the hairpins which bring you up to the heights of the Abetone, the 330 GT showed an astonishing potential and a wealth of unexpected talents.”

Und weiter:

“During cornering, the power reserve allows you to balance the car nicely and to correct its slight tendency to understeer. Coming out of corners the combined action of the ZF limited-slip differential and the ample contact area of the tyres allows you to accelerate much earlier and with more gusto, and this without affecting the chosen line through the bend. Because of this, the 330 GT is blessed with exceptional speed on twisty roads and on coming out of corners it leaps forward like a rocket, leaving behind two thick black tyre marks.“

Nicht ganz ungeteilt waren die Meinungen hingegen hinsichtlich der Ausgestaltung der Front des von Tom Tjaarda für Pininfarina gezeichneten Designs. Dort sorgten Doppelscheinwerfer für Charakter und etwas Irritation. Lancia mit seiner Flaminia oder etwa auch Bentley mit dem S3 hatten es vorgemacht, Ferrari kehrte aber schon Mitte 1965 zu einem konventionelleren Erscheinungsbild mit jeweils einem Scheinwerfer links und rechts zurück. Insgesamt war Tjaardas Entwurf von ganz außergewöhnlicher Eleganz. Fünf Zentimeter mehr Radstand und vor allem ein abgerundetes Heck ließen den 330 GT 2+2 schlanker erscheinen als seinen Vorgänger.

Mit dem Motor vom Tipo 209 kam im 330 GT 2+2 das endgültige Ende einer Ära bei Ferrari, nämlich das der Colombo-Motoren. Deren Potenzial war ausgereizt und Ferrari entwickelte mit dem Tipo 209 einen neuen 4-Liter V12 mit 300 PS, was ein deutliches Mehr an Leistung gegenüber seines Vorgängers bedeutete.

Debütiert hatte der Motor noch in der Karosserie des 250 GT/E als Ferrari 330 America, von dem 1963 nur 50 Stück entstanden. Von der ersten Serie des 330 GT 2+2 entstanden 503 Exemplare, gefolgt von 124 Übergangsmodellen, die noch die alte Front mit vier Scheinwerfern, jedoch schon ein ZF-Fünfgang-Getriebe anstelle des Viergang-Getriebes mit Overdrive und hängende Pedale anstelle von stehenden hatten. Letzteres war einfach eine pragmatische Entscheidung gegen den Rost gewesen. Von der zweiten Serie entstanden bis 1967 weitere 460 Ferrari 330 GT 2+2.

Dieser Ferrari 330 GT 2+2, Chassis 6331GT, das 322. gebaute Exemplar, wurde als Neuwagen an einen Monsieur Rosseau nach Frankreich ausgeliefert und wurde dort am 3. November 1964 erstmals zugelassen. 1994 bot Bernard Comte den frisch restaurierten Wagen zum Verkauf an. Später befand sich der Wagen im Besitz von Walter Hasler, einem großen Mercedes-Benz Händler im schweizerischen Frick und Vater von Niki Hasler, dem heutigen, offiziellen Ferrari-Händler in Basel. Im Sommer 2002 bot Walter Hasler den Wagen mit 67.667 Kilometern auf der Uhr zum Verkauf an und im September desselben Jahres kaufte ihn sein aktueller Besitzer und holte ihn nach Österreich. Schon zwei Wochen später wurde am 14. Oktober die Einzelgenehmigung ausgestellt.

Zwanzig Jahre später entschied sich sein Besitzer schließlich dazu den Wagen noch einmal restaurieren zu lassen, nachdem er diesen die Jahre zuvor kaum noch bewegt hatte. Nach einem Hinweis durch den Verfasser dieser Zeilen wurde im letzten Moment noch ein Schwenk bei der Farbwahl vollzogen. Anstelle des Bordeauxrots, in dem der Wagen in den 1990er Jahren lackiert worden war, bekam der Ferrari ein neues Farbkleid im originalen Grigio Argento (Italver 18940 M), in dem er vor genau sechs Jahrzehnten ausgeliefert worden war. Das Interieur wurde in schwarzem Connolly-Leder erneuert und die komplette Mechanik in der Werkstätte des früheren, langjährigen Generalimporteurs Denzel in Graz überholt, wo auch die Blech- und Lackierarbeiten ausgeführt wurden.

Das Ergebnis, das heute vor uns steht, kann sich richtig sehen lassen und dennoch entschied sich sein Besitzer den gerade erst fertiggestellten Sportwagen in neue Hände zu geben. Obwohl im 330 GT 2+2, wie schon Paul Frère anno dazumal berichtete, auch Enkelkinder auf der Rückbank problemlos Platz finden würden, so verschieben sich in 20 Jahren gerne einmal Prioritäten und damit bietet sich hier die Gelegenheit auf einen außergewöhnlichen Alleskönner von Sportwagen, der seinerzeit schon zu den persönlichen Favoriten Enzo Ferraris zählte.


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