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Der Diablo-Restomod Eccentrica packt den Stier bei den Hörnern

Halten Sie sich jetzt gut am Sitz fest! Denn BorromeodeSilvas neuester Restomod ist schlichtweg umwerfend. Der Eccentrica ist nichts weniger als eine grandios gelungene kreative Reinkarnation des Lamborghini Diablo für das 21. Jahrhundert.

Egal was für einen Restomod es zu entwickeln gilt, es ist immer ein ungemein anspruchsvolles Unterfangen. Wie schafft man das Update eines ikonischen Designs, das so einmalig von Geschichte und Emotion geprägt ist? Diese Herausforderung steigert sich dann auch noch ins Zehnfache, wenn das Ziel des Restomods einer von Marcello Gandinis bahnbrechenden Supersportwagen ist. Miura, Countach und Diablo haben jeweils zu ihrer Zeit die Regeln neu geschrieben, diese weltweit verehrten Formen neu zu interpretieren, bedeutet auch, gegen den Strich zu bürsten wie beispielsweise bei Lamborghinis eigenem reimagined Countach, der gemischte Gefühle auslöste. Wir denken allerdings, dass Sie uns hier zustimmen werden: Was das Mailänder Designstudio BorromeodeSilva – Schöpfer von Automobili Amos Futurista, Safarista und Nardone 928 – mit ihrem allerneuesten Restomod geleistet haben, ist nichts weniger als außerordentlich. Hier ist der Eccentrica – eine radikale Auseinandersetzung mit Gandinis letztem tobenden Stier und zugleich Auftakt einer aufregenden und eigenständigen neue Marke. 

Bitte nicht weitersagen, aber der Diablo ist insgeheim auch unser Lieblings-Lamborghini. Vor allem der feuerspeiende GT, und genau dieser ist die Quelle aus der sich die Inspiration von BorromeodeSilva speist. Keine Frage, wir sind dieser Erscheinung schon jetzt restlos verfallen! BorromeodeSilvas gesetztes Ziel bei diesem Design war „Lamborghinis Charakter und Stilmerkmale hervorzuheben, in dem das ursprüngliche Konzept in seine purste Evolution verwandelt werden würde.“ Man muss hier betonen, dass der Diablo nicht ein einmaliges Modell darstellt, sondern vielmehr eine Serie von Autos, die sich zwar ähneln, aber dennoch eine Reihe von Unterschieden beherbergen. 

Befeuert von Eccentrica-Chef Emanuel Colombinis Leidenschaft und Willen, aus dem Diablo eine neue Form zu schälen, nutzt dieser Restomod die bereits extremen Proportionen des Supersportwagens und schärft sie nochmal auf geradezu unvorstellbare Weise. Obwohl Länge und Höhe gleich zum originalen Diablo blieben, wurde der Radstand des Eccentrica verlängert und dabei die vorderen und hinteren Überhänge verringert, während der Korpus verbreitert wurde, um dieses atemberaubende Heckdesign zu betonen. 

Wir könnten allen Aspekten der meisterlichen Gestaltungshandschrift ein eigenes Buch widmen, aber wir müssen uns hier leider beschränken! Fangen wir mit der Frontpartie an: Der Eccentrica ist ganz klar von der einfachen aber aggressiven Nase des Diablo GT mit seinem panoramaartigen vorderen Einlass beeinflusst. Hier finden Sie auch einen Verweis auf den Namen des Eccentrica, der sich als „aus der Mitte gerückt“ übersetzen lässt. Hier in der Form der asymmetrischen Platzierung des Logos und des metallenen Abschlepphakens zu sehen, den das BorromeodeSilva-Team verschmitzt „Goldzahn“ getauft hat. Die Frontscheinwerfer erfuhren ein umfassendes Redesign – die Pop-up-Scheinwerfer des Diablo wurden durch eine „Pop-down“-Gestaltung mit drei unterschiedlichen Einstellungen ersetzt. 

Wir lassen das Auge weiter am Restomod entlanggleiten und sehen das die Kotflügel ebenfalls neu gezeichnet wurden, um diese bösen „Diablo-Hörner“ direkt vor den Außenspiegeln zu integrieren, während die Radläufe eine geneigte Schrägkante aufweisen, die Schattierung schafft und zugleich optisch die Erscheinung der Eccentrica-Karosserie  leichter wirken lässt. Hier ist ganz wesentlich, dass BorromeodeSilva sich entschieden, Gandinis ikonische Schrägung der Radläufe beizubehalten und die Kotflügelverbreiterungen in die neue Gesamtform einzubeziehen. Die Räder erhielten natürlich auch ein Redesign und vereinfachen jene des Diablo GTR mit subtilen Merkmalen wie unsichtbaren Radmuttern. 

Nun sind wir bei unserem Rundgang an dieser imposanten Heckpartie angekommen und es wird augenscheinlich, dass sich das BorromeodeSilva-Team sorgsam bemühte, die horizontalen Flächen, die der Rückseite des Diablo so viel Präsenz verliehen, zu erhalten. Wie bei der Front gibt es hier einen sehr breiten Grill aus 3D-gedrucktem Titan, wobei der heckseitige Überhang sogar noch stärker akzentuiert wurde. Zwei riesige rückseitige Belüftungsöffnungen – hinter denen sich die Hauptkühler befinden – flankieren die von einem Superbike inspirierten Capristo-Zwillingsendrohre, alles fixiert durch eine schlichte neue Heckstoßstange aus Karbonfaser.

Und nun zum wahren Herzstück des Eccentrica: Der Motor. BorromeodeSilva wählte die Option, den Motor vollständig freigelegt zu lassen, ein Merkmal, dass den Geist dieses Projekts in seinem Kern ausdrückt. Schließlich handelt es sich hier um ein veritables Hypercar, zu dessen Qualitäten Alltagstauglichkeit nicht gezählt werden muss. Allerdings wurde der Motor während der Validierungstests unter von Kampfjets inspirierten „Remove before Flight“-Karbonfaserabdeckungen geschützt. Natürlich wäre ein freigelegter V12 noch das Sahnehäubchen auf diesem Ausnahmedesign. Nur die gefährlichsten Komponenten des Motors sind durch etwas, für das BorromeodeSilva den Spitznamen „Teppanyaki-Platte“ gefunden hat, geschützt. Wenn Sie diese heiße Stahlplatte als Zubereitungstechnik von Ihrem Lieblingsjapaner kennen, dann lieber Finger weg! 

Im retro-futuristischen Cockpit des Eccentrica Platz angekommen, entfaltet sich  eine Fülle von bewundernswerten Designideen. Die Armaturentafel wurde neu gestaltet, um die Aerodynamik zu optimieren, zugleich wurde nun die Belüftung komplett integriert an Stelle der ursprünglichen Kunststoffelemente. Es gibt ein sonderangefertigtes LED-Cluster, doch alle Kontrollen bieten physische Schalter und Tasten – kein Touchscreen weit und breit. Das Lenkrad ist erfreulich minimalistisch und mit einer vom GTR inspirierten Karbonfaser-Lenksäule verbunden. Der Metallschalthebel in der Sechsgangkulisse sowie die Mittelkonsole sind selbst schon ein Kunstwerk. Laut BorromeodeSilva wurde die Startprozedur des Eccentrica von der Luftfahrt inspiriert. Für ASMR-Fanatiker ein Höhepunkt an wohligem Schauer.

Wir könnten uns noch die ganze Woche an diesem Restomod festsaugen, aber wir sollten auch einen Blick auf die technischen Upgrades werfen, die genauso wichtig sind wie die ästhetischen. Dank einer Karosserie, die komplett aus vorimprägnierten Karbonfaserpaneelen besteht, bringt der Eccentrica 35 Kilo weniger auf die Waage als der Diablo mit seine Leergewicht von 1.625 Kilo. Der Motor wurde natürlich ebenfalls optimiert und leistet jetzt mächtige 550 PS mit einem Drehmoment von 600 Nm. Die Beschleunigung von 0 auf 100 Stundenkilometer wird in raschen 3,8 Sekunden vollzogen, die Höchstgeschwindigkeit des Eccentrica liegt bei gut 335 Stundenkilometer. Zehn Stundenkilometer schneller als die Referenzmarke Diablo. Brachiale 380mm-Front- und 345mm-Heckbremsen sorgen dafür, dass dieser neu zum Leben erweckte schnaubende Stier auf Kommando stillsteht. Die hydraulisch unterstützte Lenkung dürfte Fahrten in einer urbanen Umgebung erleichtern.

Wir gratulieren dem gesamten Team bei BorromeodeSilva zu dieser Glanzleistung, wir können es außerdem kaum erwarten, den Eccentrica als neueste Schöpfung ganz real zu erleben. Ach ja, die Produktionszahl – nur 19 Exemplare dieser in Karbon gekleideten schnaubenden Stiere werden gebaut, damit sind sie noch rarer, als der Diablo, der ihre Basis bildete. Wir haben erst Halbzeit in 2023, aber schon jetzt gebührt dem Eccentrica der Titel „Restomod of  the Year“. Bravo!