Wenn Sie während der siebziger Jahre Rennfahrer waren und auch noch mutig genug, einige der wüstesten Biester mit vier Rädern und einem Motor zu steuern, dann bot Ihnen die Gruppe 5 eine gehörige Portion Nervenkitzel. Die Autos vor allem dieser Dekade waren schlicht ungeheuerlich, gerade die Kategorie „Special Production Car“ erlaubte umfassende Modifikationen der serienmäßigen Straßenautos, die sie praktisch bis zur Unkenntlichkeit veränderten. Weil die FIA-Regeln die Fahrzeugbreite begrenzten, wurden die Autos zwar mit standardmäßiger Karosseriebreite gebaut, erhielten dafür markante Kotflügelerweiterungen hinter denen sich die extrem breite Rennbereifung und die optimierten Bremsen verbargen. Kaum eine Marke wollte sich diese Bühne entgehen lassen, zumal einige der wichtigsten Sponsoren ebenfalls in der Rennserie dabei waren, aber unter diesen Monstern avancierte schließlich der BMW 320 von 1977 in Jägermeisterfarben zur Ikone.
Man muss sich noch einmal vor Augen führen, in welcher Größenordnung während dieser Ära Umwandlungen bei diesen Rennwagen vorgenommen wurden. Nur die Türen, Motorhaube und Dachlinie durften nicht modifiziert werden: Damit hatten Hersteller und Privatteams fast freie Hand bezüglich Styling und Aerodynamik. Auf der technischen Seite führten die lockeren Auflagen zu einem weitverbreiteten Einsatz innovativster Renntechnologie. Ein Vorteil, den BMW voll ausschöpfte. Dieses spezielle Exemplar [MOU1] wird von dem historisch richtigen M12/7-Vierzylindermotor angetrieben, der 330 PS entwickelt und mühelos auf dröhnende 10.000 Umdrehungen hochschnellt.
Die Karriere dieses 320 der Gruppe 5 glich selbst schon einer Achterbahnfahrt, das Fahrzeug wurde neu von BMW geliefert und dann auf höchstem Niveau von Harald Grohs während der Saison 1977 der DRM eingesetzt – mit seinem absolut kompromisslosen Fahrstil erntete er auch einige Erfolge. Nachdem der BMW seine aktive Zeit beendete, verbrachte er einige Jahre als Ausstellungsstück, ehe er 2002 versteigert wurde und damals auch dringend einer Restaurierung bedurfte.
Glücklicherweise steckte noch genügend Leben in diesem feuerspeienden Rennwagen: Nach einer sechsjährigen umfassenden Restaurierung ist dieser Monster-320 bereit für ein neues Kapitel. Wenn man bedenkt, welchen Tribut der Motorsport fordert, scheint es fast unglaublich, dass Fahrwerk, Federung, Differential und Getriebe angeblich original sind, genauso wie wesentlich Karosserieteile wie Motorhaube, Kofferraumdeckel und Türen. Nur die Frontflügel und Spoiler sollen wiederaufbereitete Komponenten sein.
Als Enthusiast kennt man genügend andere legendäre Stallfarben und Rennwagen aus dieser packenden Epoche des Motorsports. Aber mit diesen unverschämt breiten Kotflügeln, dem dramatischen Styling in Kombination mit einer in der Geschichte einmaligen Optik gehört dieser BMW 320 ohne Wenn und Aber in jede vom Rennsport inspirierte Sammlung.