Für den Herbst 1939 plante die deutsche Regierung eine 1.500 Kilometer lange Fernfahrt von Berlin nach Rom – Hauptstädte der beiden faschistischen und verbündeten „Achsenmächte“. Den deutschen Machthabern ging es dabei vor allem um die Zurschaustellung der neuen Autobahnen und des neuen, von Ferdinand Porsche konstruierten „KdF“-Wagens. Für das geplante Rennen – das dann wegen Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs nie stattfand – erhielt Porsche den Auftrag zur Konstruktion einer speziellen Stromlinien-Version auf Basis der „Käfer“-Technik. Drei Autos wurden bei der Karosseriefirma Reutter in Zuffenhausen teils von denselben Spezialisten aufgebaut, die nach dem Krieg auch den 356 montierten. Der intern als Typ 64 geführte Wagen verfügte über eine Duraluminium-Karosserie mit dem damals sensationell niedrigen Cw-Wert von 0,385, abnehmbare Verkleidungen für die Radausschnitte und einen auf 32 PS gesteigerten luftgekühlten Boxermotor. Kurz nach Fertigstellung des ersten Wagens am 19. August brach am 1. September der Krieg los.
Ferry Porsche, der auch die beiden übrigen Wagen gern als Versuchskaninchen für spätere (eigene) Sportwagen nutzen wollte, betrieb im Stillen den Bau der verbliebenen Autos weiter – am 20. Dezember 1930 war No 2, am 15. Juni 1940 dann auch No.3 fertig. Der nun zur Versteigerung stehende Typ 64 nutzt den Unterbau der bei einem Unfall beschädigten No.1. Er wurde von Ferry Porsche in Gmünd – der Produktionsstätte der ersten 356 – ab April 1946 regelmäßig genutzt und erhielt auf dem Vorderwagen ein Porsche-Emblem – das erste Mal, dass der Familienname auf einem Auto erschien. Am 11. Juli 1949 wurde das Auto mit Chassisnummer 38/41 und Motornummer 38/43 an den Innsbrucker Sportwagen-Fan Otto Mathé verkauft, der ihn dann trotz Behinderung (er hatte seinen rechten Arm bei einem Vorkriegs-Motorradrennen verloren) erfolgreich einsetzte. 1958 ließ ihn Mathé stilllegen, und ließ ihn in den 80er-Jahren im Rahmen einer Komplettrestaurierung auf den Stand von 1940 zurückversetzen. Nach seinem Tod 1996 wechselte er dann nur noch zweimal den Besitzer, sodass der Gewinner des Bieterwettstreits der erst fünfte Eigner dieses ältesten noch existierenden „Porsches“ sein wird. Der den Weg bahnte für den 356, den 550 und den 911....
Seine Bedeutung ist also nicht hoch genug einzuschätzen, sodass ein Schätzwert von 20 Millionen Dollar nicht aus der Luft gegriffen scheint. Nun halten wir bis August gespannt den Atem an!
Fotos: RM Sotheby’s © 2019