Die Vision von Hexagon-Gründer Paul Michael, den ultimativen Automobiltreffpunkt in London für Klassiker-Enthusiasten zu schaffen – ein Ace Cafe für Automobilisten, sozusagen – nimmt derzeit Gestalt an. Die Arbeiten an den riesigen Räumlichkeiten in Finchley im Norden Londons sind fast abgeschlossen; der moderne Showroom und die Galerie sind bereits in Betrieb, das Restaurant und die Coffee Bar zum Energie tanken eröffnen bald. „Es gibt kaum Möglichkeiten, mit dem eigenen Klassiker in London unterwegs zu sein, es sei denn, man hat nichts dagegen, viele Meilen auf dem Tacho zu sammeln,” sagt Michaels. „Hier bei uns soll ein Ort sein, an dem Menschen ihre Autos genießen können, auch wenn sie nur bei einer Tasse Kaffee mit anderen Enthusiasten fachsimpeln können. Wir erwarten an einem typischen Wochenende bis zu 500 Leute.” Passionierte Besucher dürften kein Problem damit haben, statt auszuschlafen, auch am Wochenende früh vorbeizuschauen. Denn die rund fünfzig präsentierten Fahrzeuge sind nicht nur besonders attraktiv, Hexagon Classics hat als offizieller Händler auch etliche Lotus-Modelle ausgestellt. Es gibt daneben zahllose luftgekühlte Porsche, klassische Jaguar, Aston Martin DB4 und DB5, dazu noch ein beeindruckendes Angebot an neuen und alten Ferraris.
Der feine Unterschied
Ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den zahlreichen anderen Klassikerhändlern im Großraum London ist die angeschlossene Galerie, welche von Michaels Frau Racheline mit dem Schwerpunkt auf zeitgenössische Keramik und Design geführt wird. Die helle Ausstellungsfläche liegt hinter dem oberen Bereich des Showrooms, wo Michael seine persönliche Sammlung untergebracht hat, und wird durch eine große Glasscheibe getrennt. „Die aktuelle Keramik- und Designausstellung wird in Zusammenarbeit mit der Mailänder Galerie Officine Saffi im Rahmen der London Craft Week gezeigt,” erklärt Racheline Michael. Mit ähnlichen Pop-Up-Schauen will sie ihren Raum bei Hexagon Classics immer wieder neu gestalten. „Es wird sich ganz nach dem richten, worauf ich gerade Lust habe. Da trifft dann zum Beispiel Massage auf Messing.”
Hand in Hand
Als Innenarchitektin, die auf 35 Jahre im Beruf zurück blickt, freut sich Racheline jetzt auf die Freiheit, mit den unterschiedlichsten Ausdrucksformen experimentieren zu können. „Obwohl ich modernes Design liebe, schätze ich es auch eklektisch und warm, wie man an den Blumen und Fotografien erkennen kann.” Und wie sieht die Verbindung zwischen Kunst und Autos aus? „Es geht um Form und Funktion, eine ganz natürliche Entwicklungslinie,” ist sie sich sicher. „Wenn man einige Gefäße hier betrachtet, entdeckt man, dass sie sich gar nicht so stark von der Form der Autos da draußen unterscheiden.” Mit Blick auf einen hinreißenden, zartblauen Jaguar XK120 vor ihrer Glaswand, sagt Racheline: „Das ist meine See.” Keine Frage: Was Meeresblicke angeht, hat dieser Ausblick schon etwas für sich.
Benzin im Blut
Laut Racheline war das erste Wort, das ihr Ehemann aussprach, „Auto” – der Rest ist Geschichte. Seit Paul Michael die Firma Hexagon im jahr 1963 gründete, hat er kurz ein Formel 1-Team geführt und einige wirklich sehr bedeutende klassische Autos besessen. Da wäre etwa der Ferrari 250 GT California Spider mit kurzem Radstand oder der Maserati Birdcage von Stirling Moss. „Bei mir war der Wagen eigentlich konstant kaputt. Keine Ahnung, wie sie damit einst ein 24-Stunden-Rennen absolvieren wollten,” lacht Paul Michael. „Das Auto hat bei mir gerade einmal den Sprint über zehn Meilen geschafft!” Erstaunlicherweise hat er selbst nie Rennen bestritten, und das hat einen ganz einleuchtenden Grund: „Ich wusste einfach sehr bald, dass ich nicht schnell genug war.”
Prinzip Leidenschaft
Während im Flagship Store in Finchley rund 50 moderne Klassiker, vor allem Porsches, ausgestellt werden sollen, liegt der Schwerpunkt des Geschäfts in Kensington weiterhin auf den spektakulären Classic Cars. „Wir garantieren unseren Kunden Qualität,” betont Michael. Man spürt, wie stark er selbst Enthusiast ist. „Es geht nicht um den Profit. Ich liebe, was ich hier tue,” erklärt er seine Motivation. „Man hat ja nach dem Tod noch so viel Zeit, sich auszuruhen. Wenn man noch fit ist, warum nicht weiter arbeiten?” Wer künftig ein Wochenende in London verbringt, sollte bei Hexagon Classics auf einen Kaffee vorbei schauen. Man muss auch nicht unbedingt einen Klassiker besitzen, um sich leidenschaftlich über Autos zu unterhalten. Oder über Kunst und Design.
Fotos: Amy Shore für Classic Driver © 2016