Über 70 hoffnungsvolle Besitzer hatten ihre Großkatzen ins ferne Schottland gebracht, um sie im Rahmen der Jaguar Trophy der Jury vorzuführen. Als Preisrichter hatten sich versammelt: Jaguar-Designchef Ian Callum sowie Tim Hannig, der neuen Leiter der Markentradition, der renommierte Jaguar-Experte Tony O'Keeffe, der Architekt Graeme Sharp, David Lillywhite vom Octane Magazin sowie meine Wenigkeit als Repräsentant von Classic Driver. Der Concours-Tag startete mit einer stärkenden Tasse Kaffee und einer Diskussion der Kriterien. Danach machten wir uns auf, um einen ersten Eindruck der Automobile zu gewinnen und die vielversprechendsten Kandidaten in jeder Klasse festzulegen.
Rivalitäten unter Geschwistern
Was jetzt folgte, war tatsächlich eine Qual der Wahl. Beispielsweise das Duell zwischen einem Jaguar XJR, einst Teil der Flotte für Jaguar-VIPs, und seinem Daimler-Pendant, beide in der Kategorie „Modern Classics”. Beide waren unbestreitbar makellose Vertreter mit interessanten Farben und sehr geringem Kilometerstand. Doch letztlich schob sich der Jaguar mit seinem hohen Potenzial als künftiger Klassiker an seinem Cousin vorbei - nicht zuletzt, weil er als letztes Exemplar mit Handschaltung die passionierten Fahrer in der Jury für sich gewann.
Ein E-Type für fünf Pfund?
In der Kategorie „Sportwagen” bot sich auf Grund der qualitätvollen Restaurierung ein beeindruckender Jaguar E-Type Roadster der ersten Serie als Sieger an. Nicht nur, dass der Besitzer selbst Hand angelegt hatte, auch der Jaguar selbst wusste eine ganz besondere Geschichte zu erzählen. Schon sehr früh war der Roadster in so schlechtem Zustand, dass er für nur fünf Pfund verkauft wurde. Heute gleicht der E-Type wie einem Millionenjuwel. In den Kategorien „Limousinen” und „Wild Card” eroberten zwei interessante Mk 1-Modelle die Herzen der Preisrichter. Bei dem ersten war die Patina während der Instandsetzung sorgfältig erhalten geblieben, beim zweiten beeindruckte das Fahrwerk aus dem Mk2. Kein Geringerer als Ian Callum war von der stärker betonten Dynamik dieses späteren Fahrwerks begeistert - ein Urteil, das jeden Jaguar-Eigner stolz gemacht hätte.
Best of Show
Nur wenige Besitzer waren mit Vorkriegsmodellen angereist. Aber derJaguar SS1 musste sich nicht über das Manko fehlender Mitbewerber beklagen, denn die Jury wählte ihn auch gleich zum „Best of Show”. Nicht nur ist der historische Sportwagen überhaupt sehr selten, er befindet sich auch beinahe in Originalzustand (der SS1 hat auch die RAC Trophy errungen). Sein Besitzer hätte mit der Wahl nicht glücklicher sein können und kommentierte: „Er ist seit 1937 in der Familie. Ich werde ihn nie verkaufen.” Natürlich ist der SS1 damit im nächsten Jahr automatisch für den Concours in Windsor gemeldet.
Photos: Tom Shaxson for Classic Driver © 2015