Auch im mittlerweile vierten Jahr des Concours of Elegance hielten die Organisatoren des königlichen Schönheitswettbewerbs für Automobilklassiker an ihrem Motto “All cars are winners” fest. Doch auch, wenn die 60 aus aller Welt angereisten Auto-Ikonen nicht wie sonst üblich in Wertungsklassen unterteilt wurden, so gab es doch am Ende des Wochenendes zumindest einen Sieger zu vermelden – auch wenn dieser nicht von einer Jury, sondern den Teilnehmern selbst gewählt wird: Der Titel “Best of Show” ging an das älteste Auto auf dem königlichen Rasen, einen Mercedes 60HP Simplex von 1903. Schlussendlich hatten sich die befreundeten Sammler wohl von der komplexen Technik des Wagens und dem überraschenden Tempo der weiblichen Besitzer während der vorangegangenen Tour d’Elegance überzeugen lassen. Mit dem Titel beim Concours of Elegance erhält der Mercedes automatisch eine Einladung zur Quail-Gartenparty im Rahmen der Monterey Car Week 2016, wo die Vorjahressieger der sechs wichtigsten Wettbewerbe der Welt gezeigt werden.
Am anderen Ende des beeindruckenden Spektrums konnte man im Park des Holyroodhouse Palace zwei außergewöhnliche Ferrari neuesten Baujahrs bewundern – einen LaFerrari und einen von nur fünf Berlinetta Lusso auf Basis des F12, der aus der Mailänder Carrozzeria Touring bis nach Schottland gereist war. Am Steuer entdeckten wir natürlich niemand anderen als unseren guten Freund Louis de Fabribeckers, der bei Touring die Designabteilung leitet (und uns zum Spass eine viertürige Quattroporte-Version auf’s Papier warf). Für einen Designer wie Louis ist der Concours natürlich eine wunderbare Inspirationsquelle für zukünftige Projekte – besonders der von Bertone entworfene und nun in Irland beheimatete Aston Martin DB4GT hatte es ihm angetan. Damit war Louis sicherlich nicht allein.
Eine weitere Augenweide aus Newport Pagnell war natürlich die Aston Martin DB6 Volante mit kurzem Chassis aus amerikanischem Besitz – doch letztlich war die britische Automobilbaugeschichte beim Concours vor allem durch Jaguar und Bentley vertreten. Während Jaguar am Samstag zusammen mit Classic Driver zu einem kleinen Markenconcours geladen hatte, zeigte Bentley am Sonntag einige Klassiker, darunter den legendären Blue Train Bentley. Passend zur royalen Kulisse gab es zudem eine Sonderschau königlicher Automobile, darunter eine wirklich eindrucksvolle Staatslimousine von Bentley und zwei “Queensmobile “ aus dem Hause Land Rover.
Zusehen gab es zudem das größte Treffen von Rennwagen der schottischen Ecurie Ecosse – inklusive Jaguar C- und D-Type aus Privatbesitz, die von der Laderampe des legendären Commer-Transporters über ihre Rennsport-Brüder wachten. Doch damit nicht genug der Motorsport-Legenden: Ebenfalls nach Edinburgh gereist waren der Ferrari 250 GTO von Innen Ireland – das teuerste Auto der Welt, als Craig McCaw ihn im Jahr 2012 erwarb, der Aston Martin DB4GT Zagato mit Registrierung “2 VEV” sowie einer von nur zehn 275 GTS/4 Spyder, die einst vom North American Racing Team (NART) geordert worden waren. Letzterer punktete zudem mit einer Aluminium-Karosserie und gewann schließlich den RAC Spirit of Motoring Award. Besitzer Jon Shirley war uns mit seinem ambitionierten Fahrstil bereits während der Tour of Elegance positiv aufgefallen.
In Erinnerung bleiben werden uns jedoch auch einige andere Klassiker des Concours-Wochenendes – etwa der Ferrari F40 LM, ein einzigartiger Ghia Spyder Prototyp auf Fiat-Basis und ein Alfa Romeo 8C 2300, der aus seiner Zeit im Team von Enzo Ferrari noch stolz das Emblem der Scuderia trug. Tatsächlich ist es den Organisatoren auch in diesem Jahr wieder gelungen, Automobile verschiedenster Epochen, Kategorien und Länder zusammenzubringen. Auch dem britischen Königshaus, dass den Concours of Elegance unterstützt, scheint das nicht entgangen zu sein: Mit dem Segen der Queen wird das Treffen im kommenden, fünften Jahr wieder nach Windsor Castle zurückkehren. Um den 90. Geburtstag der Königin gebührend zu feiern, werden dann allerdings nicht 60, sondern 90 einzigartige Klassiker zu sehen sein.
Fotos: Tom Shaxson für Classic Driver © 2015