Jason Wenig, der Gründer von The Creative Workshop, verdiente seine Brötchen ursprünglich als Werbe- und Marketingleiter in New York. Wie kam es also, dass er heute in Florida einen der besten Restaurierbetriebe der Welt leitet? „Wie das Leben so spielt“, antwortete Wenig schulterzuckend. „Einige meiner Freunde wollten eine Dot-com Start-up-Firma im Automobilbereich gründen und ich sollte dort einsteigen. Die Sache ging schief, aber ich hatte meine ersten Schritte die Autowelt getan“, sagte er schmunzelnd.
Wie das Leben so spielt
Nach seinen ersten Berührungsversuchen wurde dem Amerikaner schnell klar, dass er Benzin im Blut hat. Wenig beschloss, Autos zu seinem Lebensmittelpunkt zu machen: „Wir plünderten unsere Sparbücher, packten unsere Siebensachen und machten uns auf den Weg nach Florida.“ Tagelange Irrfahrten später kam er schließlich an einer verfallenen Scheune aus den 1930er Jahren vorbei – die perfekte Unterkunft für die etwas andere Autowerkstatt. „Das erste Jahr verbrachten wir mit Renovierungsarbeiten, dann suchte ich mir passende Mitarbeiter und wir nahmen erstmal jeden Auftrag an – das war purer Überlebenskampf.“
Heute führt The Creative Workshop Restaurierungen der Weltklasse an den seltensten und exklusivsten klassischen Fahrzeugen durch. Zum Leistungsspektrum des Unternehmens gehören Vor-Kauf-Evaluationen, Auto-Bewertungen, Vollrestaurierungen sowie die Vorbereitung von Veranstaltungen (das Team war bereits mehrmals in Pebble Beach und Villa d’Este, um vor Ort Kunden zu unterstützen) – akribisches Projektmanagement ist eines von Jasons Erfolgsgeheimnissen.
Lupen & Schwarzweßfotos
Wenigs Team besteht aus hochkompetenten Mechanikern und Experten, die er sich im Laufe der Jahre zusammengesucht hat. The Creative Workshop führt Blechfertigungen und andere mechanische Arbeiten, Lackierungen sowie Aufarbeitung von Polsterung und Trim vor Ort durch. Im Prinzip gibt es nichts, was der Restaurierbetrieb nicht macht.
Das Team realisiert sogar eigene CAD-Konstruktionen für die passgenau Herstellung von Teilen. „Ich verbringe viel Zeit mit einer Lupe über alten Schwarzweißfotos“, erklärte Wenig, „denn zu meinem Job gehört auch, den höchsten Standards zu genügen. Wenn ich einen Picasso restaurieren würde, und die Augenbrauen schließlich an der falschen Stellen landeten, wäre das ein Frevel. Mit unseren Klassikern verhält es sich nicht anders: Würde ich die falschen Teile an einer automobilen Preziose aus dem Hause Ferrari verbauen, würde ich der Historie dieses Fahrzeugs einen Bärendienst erweisen.“
Heimat der Aficionados
The Creative Workshop ist die Werkstatt der Wahl für Klassiker-Aficionados: von einem Cisitalias und einem 1955er Arnott-Climax bis hin zu einem einmaligen Ferrari mit Vignale-Karroserie und einem Ex-Briggs Cunningham Stanguellini (siehe Foto) – es gibt kein Schätzchen an das sich Jason und seine Mannen nicht heranwagen. „Ich will nicht der Mustang- oder der Ferrari-Spezialist sein“, betonte Wenig. „Und die Kunden schätzen uns für unsere Vielseitigkeit. Wir arbeiten an französischen oder britischen Autos, Fahrzeugen aus den 1920er oder 1960er Jahren und diese Vielfalt macht uns kompetenter.“ Es ist auch einer der Gründe dafür, dass sich das Team immer weiterentwickelt hat.
Viele Autos haben eine einzigartige Historie, wie zum Beispiel der MG TD Speciale. „Der MG TD Speciale mit Motto-Karosserie – es wurden nur drei Exemplare gebaut und dieses hier wurde von Gus Ehrman gefahren. Ein bemerkenswertes Auto und eines meiner Lieblingsprojekte“, sagte Wenig. „Gus war ursprünglich Pilot und als wir den MG zerlegten, fanden wir seine Fliegerbrille hinter dem Rücksitz.“ Die Entdeckungen sind allerdings nicht immer so aufregend: „In einem unserer Scheunenfunde moderten tatsächlich tote Ratten in den Heizungsrohren vor sich.“
Virtuelle Klassikergemeinde
In einer Welt von raren Klassikern und Kunden, die oft absolute Diskretion erwarten, ist es erfreulich, dass Wenig seine Restaurierungen auf Facebook dokumentiert: „Im Grunde unseres Herzens sind wir natürlich Autofans, egal wie teuer das Fahrzeug oder wie vermögend der Kunde ist. Über Facebook teilen wir die Freude an unserer Arbeit mit der Klassiker-Community.“ Der Kontakt mit einer globalen Schraubergemeinschaft hat auch immense Vorteile: Mehr als einmal konnte ein Classic-Car-Enthusiast aus der Ferne bei der Beschaffung von Informationen behilflich sein.
Für die Zukunft hat der Amerikaner zwei Dinge ins Auge gefasst: Seine Projekte sollen als Maßstab für die Klassikerrestaurierung schlechthin gelten und eines Tages will er einen Kunden sagen hören: „Ich kann kaum glauben, wie sehr diese Jungs ins Detail gegangen sind.“ Wir sind allerdings der Ansicht, dass The Creative Workshop diese Ziele bereits erreicht hat.
Fotos: The Charis Culture