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Unterwegs mit Monsieur C. und seinem Maserati A6GCS

Monsieur C. zählt zu jenen Sammlern, die sich lieber den Klassikern widmen, als beruflich eine Top-Karriere hinzulegen. Dieser diskrete Herr, der lieber unbekannt bleiben möchte, besitzt einige bedeutende Automobile, von denen es uns eines besonders angetan hat: sein Maserati A6GCS.

Welche ist Ihre früheste Erinnerung an Autos?

Meine Großeltern besaßen ein großes, erfolgreiches Unternehmen und hatten immer sehr schöne Autos. So oft sie konnte, hat meine Großmutter mich in ihrem Delage Coupé Chauffeur mit ins Casino genommen. Es gab einen Spielzeugladen neben dem Casino, in dem sie mir fast täglich ein Modellauto von Dinky Toys kaufte. Ich war verliebt in diese Autos, habe dauernd mit ihnen gespielt und besitze heute noch ein paar davon – in ausgezeichnetem Zustand und mit der Originalverpackung. Ich erinnere mich auch, dass ich zusammen mit meinem Bruder die Fabrik meiner Großeltern besucht habe. Mein Großvater hatte einen Bentley und mein Bruder hüpfte immer rein und tat so, als wolle er gleich losfahren, während ich ganz aufgeregt schrie: Nein, nein, tu‘s nicht!

Und wie ging es weiter?

Unsere Familie hatte ein großzügiges Landhaus. Der Sohn des Gärtners bastelte immer an seinem Moped herum und eines Tages begann ich, ihm dabei zu helfen. Ich habe das sehr gemocht, weil ich mit den mechanischen Teilen arbeiten konnte. Als er sein erstes Auto kaufte, haben wir dann auch weiter zusammen geschraubt. So lernte ich, wie ein Auto funktioniert und woraus es zusammengesetzt ist.

Warum sind Sie nicht selbst in das Familienunternehmen eingestiegen, um mit dem großen Geld Ihre Traumautos zu finanzieren?

Zwei Gründe: Ich war kein besonders guter Schüler und wollte auch nicht studieren. Zum anderen wollte ich mich mit klassischen Fahrzeugen beschäftigen, unser Unternehmen hatte aber nichts mit Automobilen zu tun. Obwohl ich nie ein Großverdiener war, hatte ich immer genug, um mir meine Autos leisten zu können.

Wie haben Sie angefangen, und mit welchen Autos?

Das erste war ein Citroën Traction 11 Légère. Dann hatte ich noch einige Jaguar, Austin-Healey und im Jahr 1994 habe ich mir meinen ersten Vorkriegswagen gekauft: einen Rolls-Royce Phantom I. In gewisser Weise hat dieses Automobil mein Leben als Sammler verändert...

Warum?

Weil Vorkriegsmodelle dieses gewisse Etwas haben, das sie speziell macht. Einmal eines fahren zu können, bleibt unvergesslich, man will dann auch andere ausprobieren. Es ist wie eine Sucht.

Haben Sie dann mehr Vorkriegsautos gekauft?

Ja! Einen Bugatti 57 Ventoux und dann einen Delage D8-120 Aerosport, den ich umfassend restauriert habe, um an Concours teilnehmen zu können. Er hat bei der Rétromobile 1997, wo ich ihn in halbfertigem Zustand gezeigt habe, großen Eindruck hinterlassen.

Was ist Ihre Philosophie bezüglich klassischer Automobile?

Autos werden gebaut, um zu leben, um gefahren zu werden. Fast täglich fahre ich mit einem meiner Autos von zuhause zur Arbeit – ein großes Vergnügen. Ich habe immer Fahrzeuge bevorzugt, die Authentizität und Seele ausstrahlen. Wenn ich am Steuer sitze, möchte ich etwas verspüren, die Geschichte, den Geist. Ich möchte die Spuren des Alterns sehen: die guten Zeiten, die so ein Auto schon erlebt hat. Ich mag es, wenn die Patina mir etwas erzählen kann über die Geschichte dieses Autos.

Was zählt für Sie mehr: Design oder Technik?

Design, definitiv. Ich liebe ganz besondere Autos. Ich stelle mir dann vor, wie der Designer sich das Modell in seiner Fantasie ausgemalt hat, bevor es überhaupt gebaut wurde. Obwohl ich eigentlich ein Technik-Freak bin.

Bereuen Sie irgendeinen Kauf oder Verkauf in Ihrer Sammlung?

Nein, da gibt es nichts, dass ich bereue. Aber es gibt ein Auto, das ich hoffentlich nie verkaufen muss: meinen Bugatti Typ 51.

Was ist für Sie das wunderbarste Auto schlechthin?

Ein Hispano-Suiza als Cabriolet. Auf dem Chassis von Hispano wurden einige grandiose Karosserien aufgebaut. So etwas würde ich gerne besitzen.

Und das technisch interessanteste Auto?

Wieder Hispano-Suiza. Besonders die Motorkomponenten sind wundervoll.

Man könnte sagen, Sie träumen von einem Hispano-Suiza?

Natürlich hätte ich gerne einen. Mein Großvater besaß einen H6B – aber mein Traum wäre der Talbot-Lago Le Mans.

Welches Auto aus Ihrer Sammlung mögen Sie am meisten?

Entweder meinen Bugatti Typ 51 oder meinen Maserati A6GCS.

Warum haben Sie als Sammler von Vorkriegsmodellen Ihr Augenmerk gerade auf diesem Sportwagen?

Diese Frage führt uns in meine Kindheit zurück. In meiner Sammlung von Dinky Toys gab es ein Modell, das ich besonders gern hatte: Einen roten Maserati A6GCS, den ich heute noch in seiner kleinen Schachtel aufbewahre. Ich liebte diese Form und sagte mir: Eines Tages will ich so einen selbst besitzen.

Können Sie uns mehr von diesem Auto erzählen?

Nun, ich schätze Modelle mit einer sehr klaren, aber auch sehr ungewöhnlichen Geschichte. Dieses Fahrzeug ist Nummer 23 aus der Serienfertigung, aber vor allem ist es einer von vier Werkswagen, die damals für Maserati im Renneinsatz waren.

Also hat der Maserati eine besondere Motorsportgeschichte?

In der Tat. 1955 trat er bei der Mille Miglia, bei den 24 Stunden von Le Mans, der Coppa d‘Ora delle Dolomiti und der Targa Florio an – hier wurde der Maserati zweiter in seiner Klasse. Im Jahr 1956 kam der Maserati bei der Mille Miglia als Klassenbester und 13. in der Gesamtwertung ins Ziel. In diesem Jahr wie auch in den beiden darauffolgenden war das Auto noch beim Grand Prix des Frontières in Chimay am Start, bei den Esso-Sechs-Stunden in Vallelunga, der Shell Trophy in Monza, dem Spa Grand Prix, und, und, und...

Wie ist der Zustand?

Größtenteils ist alles noch im Originalzustand. Im Jahr 1958 wurde die Front durch eine aerodynamischere Nase von Fantuzzi modifiziert, die Bleche sind alle noch die ursprünglichen. Motor und Getriebe sind ebenfalls noch im Originalzustand. Ich liebe dieses Auto sehr. Die Form ist wie der Klang des Motors einmalig. Und das Gefühl am Steuer lässt sich einfach nicht beschreiben.

Also hat sich Ihr Kindheitstraum somit erfüllt?

Ja, die Dinky-Toys-Miniatur steht nun in Lebensgröße in meiner Garage. Ich denke, das ist eine schöne Geschichte. Und da mein Sohn genauso verrückt nach Autos ist, weiß ich, dass dieses Fahrzeug und alle anderen noch für lange Zeit am Leben bleiben werden. Wofür sie einst geschaffen wurden: um mit Leidenschaft gefahren zu werden.

Fotos: Rémi Dargegen for Classic Driver © 2015