Eine stilvolle Ausfahrt mit Freunden
Zunächst hatte Ted Young-Ing eigentlich nicht mehr im Sinn gehabt, als mit einigen Freunden eine stilvolle Ausfahrt mit dem Fahrrad zu unternehmen – und dabei die schönsten Tweed-Anzüge aus dem Kleiderschrank zu lüften. Nur hatten Sie dabei die Reichweite der sozialen Netzwerke unterschätzt – ein kleines „Posting“ im Internet genügte und plötzlich warteten am vereinbarten Treffpunkt nicht zehn, sondern 250 herausgeputzte Radfahrer auf den Beginn der Tour.
Die Kraft der Pedale
Sechs Jahre später mobilisert der Tweed Run noch immer die Hippen und Nostalgischen in der britischen Hauptstadt: Alle 500 Tickets zum diesjährigen Lauf waren nach 90 Sekunden ausverkauft! Und so bevölkerten an einem sonnigen Samstag zahllose Schiebermützen und Federhüte den wunderschönen Innenhof des Somerset House, von wo die Tour durch die Stadt startete. Verwunderte Pendler und begeisterte Touristen säumten den Weg, während sich die feine Tweed-Gesellschaft winkend und scherzend durch die Straßen bewegte.
Kein Lycra in Sicht
Nach einer obligatorischen Tee-Pause erreichten die Fahrer schließlich die grünen Rasenflächen von Russell Park, wo nach urbritischer Art gepicknickt, Karten gespielt oder einfach nur in der warmen Maisonne gedöst wurde. Es gab eindrucksvolle Schnautzbärte und prall gefüllte „Fresspakete“ zu bewundern – und in der Luft hing der Duft von klassischem Rasierwasser und Zigarren. Auf die Frage, warum er sich für den Tweed Run so in Schale geworfen hatte, antworte einer der Retro-Radler: „Wer würde es nicht lieben, einmal ganz entspannt durch die Londoner Innenstadt zu radeln? In Tweed? Mit einem Fahrrad, das älter ist als seine Großmutter?“ Tatsächlich war es ein wunderbarer Tag – nicht zuletzt wegen der fehlenden Lycra-Wurstpellen, die man sonst bei einem Fahrrad-Treffen erwartet hätte.
Fotos: © Amy Shore für Classic Driver