Stilistisch gesehen war der Ghibli ein ganz großer Wurf: verführerische Raumverschwendung auf viereinhalb Meter Länge mit einem Design von Giugiaro, seinerzeit bei Ghia engagiert. Beneidet wurden die, die ihn sich von 1966 an einen neu kaufen konnten und damit gegen die Konkurrenz von Ferrari, Lamborghini und Iso entschieden - denn der Ghibli war das Maß der Dinge!
Die pure Eleganz des Ghibli mit seinen großartigen Proportionen war gepaart mit enormer Kraft aus dem hauseigenen V8-Motor. Dieser war abgeleitet von dem beeindruckenden Tipo 450S Rennmotor der 1950er Jahre. Er wurde befeuert von vier Weber Doppelvergasern und leistete 330 PS in der 4,7-Liter-Version. Ab 1969 gab es dann ein 4,9-Liter-Aggregat im fortan als 5000SS bezeichneten Modell. Der Ghibli war einst der schnellste Seriensportwagen der Welt – und der Teuerste! Nur die wenigsten, die von ihm träumten, konnten sich das Auto auch leisten: Der Neupreis von seinerzeit über 69.000 D-Mark entsprach dem Gegenwert von fast zwei Dutzend nagelneuer Fiat 500.
Ganz anders ist die heutige Marktsituation. Der Ghibli ist deutlich unterbewertet. Ordentliche Coupés stehen für unter 70.000 Euro bei den Händlern – oft monatelang. Es scheint, als seien sie in Vergessenheit geraten, die Ghiblis und ihr einstiger Stellenwert in der automobilen Welt. Dabei gibt es kaum Fahrzeuge mit vergleichbarer Historie, Eleganz und derartigem Potenzial für das Geld. Vielleicht sind Berichte von überhitzenden Motoren (besonders bei der 4,9 Liter Version) oder die angeblich katastrophale Ersatzteillage daran schuld? Hinterfragen Sie diese! Denn oftmals sind Vorbesitzer, die den V8-Kraftwerken nur mangelnde Wartung zukommen ließen, nicht unschuldig am Kollaps der Aggregate. Und sind Ersatzteile für einen Daytona aus der Bauzeit wirklich leichter zu beschaffen?!
Der Ghibli entstand bis zum Produktionsende 1973 in 1.149 Einheiten als Coupé, zu denen sich 125 Cabriolets gesellten, die jedoch heute in einer ganz anderen Preisliga boxen. Sicher scheint selbst in Zeiten der globalen Weltwirtschaftskrise, dass diese Fahrzeuge nicht günstiger werden. Im Vergleich zu den Notierungen ihrer einstigen Mitbewerber um die Gunst der betuchten Käufer liegen die Maserati extrem zurück – ein Ferrari Daytona kostet heute mindestens das Dreifache eines Ghiblis. Ein Lamborghini Miura kostet etwa das Vier- bis Fünffache. Selbst ein Iso Grifo ist deutlich höher bewertet. Informieren Sie sich entsprechend und erfüllen Sie sich – bevor die Preise anziehen – einen reinrassigen Traum: den Maserati Ghibli, das einst schönste Coupé der Welt!
Fotos: Maserati