Wenn es um die exklusivsten Autos mit dem Springenden Pferd im Emblem geht, könnte man verstehen, wenn Ihnen sofort auf der 250 GTO einfällt, allein wegen der Versteigerungsrekorde und weil Sie annehmen, dass er die Rarität schlechthin verkörpert. Doch tatsächlich: Dieser rote Racer, der jetzt bei Copley Motorcars angeboten wird, besitzt einen beinahe zehnmal so hohen Seltenheitswert. Während 36 Exemplare des 250 GTO Maranello verließen, wurden für die Saison 1963 nurmehr vier 330 LM Berlinetta gebaut. Und dieses Auto mit Fahrgestellnummer 4725 SA ist im Quartett auch noch das einzige mit Rechtslenkung.
Alle Schöpfungen Ferraris sind technische Meisterleistungen, doch manche aus dieser Vollblutzucht besitzen noch das gewisse Quäntchen mehr. Der 330 LMB zählt zu diesem exklusiven Kreis: In ihm vereint sich der gut 406 PS starke 4,0-Liter-V12 mit Trockensumpf aus dem 250 Testa Rossa mit dem Chassis des 400 Superamerica, dessen atemberaubend schöne und hoch aerodynamische Karosserie von Pininfarina entworfen und Scaglietti gebaut worden war. Manche Autos sind einfach schon pfeilschnell, wenn sie vom Band rollen, wie beispielsweise Chassis Nummer 4725 SA. An einem ganz gewöhnlichen Sonntagmorgen im Jahr 1963 startete der Versuchs- und Werksrennfahrer Mike Parkes diesen 330 LMB für eine Testfahrt kurz vor der Auslieferung und beschleunigte sofort auf kaum fassbare 283 Stundenkilometer – im Verkehr.
Die erste Station von Nummer 4725 SA war das berühmte britische Privatteam Maranello Concessionaires von Colonel Ronnie Hoare und die erste Bewährungsprobe sollten die 24 Stunden von Le Mans im selben Jahr sein. Nachdem er ihn in Maranello in Empfang genommen hatte, tat Ronnie Hoare was alle großen Privatteams in den 60er Jahren machten: Er schlüpfte in seinen neuen Rennwagen und steuerte Richtung Circuit de la Sarthe. Dort würde der 330 LMB mit den beiden Schwesterfahrzeugen vereint werden, die für Luigi Chinettis N.A.R.T. und dem Ferrari-Werksteam gemeldet waren. Pilotiert von „Gentleman Jack“ Sears und Mike Salmon, war Nummer 4725 SA der einzige 330 LMB, der noch bei Sonnenaufgang am Sonntag auf der Strecke war. Nach 24 Stunden würde er die Ziellinie als Klassenerster erreichen und als Gesamtfünfter platziert werden. Das war, gelinde gesagt, ein ordentlicher Einstieg in den Motorsport.
Das nächste Gefecht, dem sich Fahrgestellnummer 4725 SA stellen sollte, war die Guards Trophy in Brands Hatch 1963 mit Ferrari-Werksfahrer Lorenzo Bandini am Steuer dieses 330 LMB – und wieder war am Finish ein Klassensieg erreicht worden. Das sollte allerdings auch der letzte wilde Ritt dieses 330 LMB sein. Nichts weniger als eine einhundertprozentige Siegesserie und den Rang als erfolgreichstes Exemplar seiner Art. Heute besitzt 4725 SA nach wie vor seinen Matching Numbers-Colombo V12 und ist startberechtigt bei einigen der renommiertesten Veranstaltungen im historischen Motorsport, sei es Pebble Beach und Villa d´Este oder Goodwood Revival und Le Mans Classic. Wenn Sie eines der brillantesten Schöpfungen aus Maranello Ihr Eigen nennen wollen, dann steht dieser Ferrari 330 LMB für Sie bereit für eine neuerliche Siegesserie!