Man kann sich kaum eine Marke vorstellen, die wie Maserati in den fünfziger Jahren ähnlich turbulente, aufregende und unvergessliche Zeiten erlebte. Da waren die Erfolge in der Formel 1 mit den 250F und den Fahrern Moss und Fangio – letzterer sollte 1957 sogar seinen fünften und letzten Weltmeistertitel auf diesem Rennwagen holen -, die ebenso zur Legendenbildung beitrugen wie Maseratis erbitterte Duelle mit Ferrari im Sportwagen-Rennsport.
Aber als man sich aus den Wettbewerben nach der Mille Miglia-Tragödie 1957 zurückzog – Alfonso de Portagos Ferrari krachte in die Menge und 12 Menschen wurden getötet -, verband Maserati brillante Entwicklungsarbeit mit großartigem Design und der verzweifelten Suche nach Einnahmen und schuf so einige der begehrtesten Straßenwagen der Geschichte.
Bei der Monterey-Auktion im August wird RM Sotheby's eine bemerkenswerte Auswahl aus dieser grandiosen Epoche der Dreizackmarke aufrufen. Hier sind einige der ausgezeichneten Exemplare.
Maserati A6G/54 von 1955
Dies ist eines von nur 21 Autos mit A6G/54-Chassis und Karosserie von Zagato. Es handelt sich außerdem um das einzige Exemplar, das als „Spyder“ konfiguriert wurde. Es wurde 1955 bei Genfer Autosalon und drei Jahre später in Paris gezeigt und fasziniert durch einmalige Konstruktionsmerkmale und luxuriösen Details im Interieur – es wurde seinerzeit im Auftrag von Argentiniens Präsident Juan Perón modifiziert.
Perón kaufte das Auto direkt vom Genfer Maserati-Stand, wünschte aber einen Farbwechsel von grau zu blau, ein andere Windschutzscheibe, zusätzlich eine Hutze auf der Motorhaube, gescherte Lufteinlassschlitze und wollte außerdem keine Nebelleuchten. Er bat auch darum, dass das ungewöhnlich große Dreizack-Emblem des Show-Exemplars gegen eine bescheidenere Variante getauscht werden sollte.
Doch Perón stornierte seinen Auftrag, weil er sein Amt unfreiwillig räumen musste. So verharrte das Auto zunächst im Werk, ehe es auf dem Pariser Autosalon 1958 wieder ausgestellt und dort vom US-Diplomaten Louis Schroeder gekauft wurde.
Der nächste Käufer schickte es Mitte der sechziger Jahre in die USA, wo es anschließend rot lackiert wurde. Die nächste Station war ein kalifornischer Eigner, der den Maserati 20 Jahre einlagerte, ehe er ihn umfassend gemäß der Spezifikation von 1958 restaurieren ließ.
Der Lohn dieses zweijährigen Projekts waren Concours-Siege bei The Quail und dem Concorso Italiano. Das Auto wurde dann Teil der 100 Millionen Dollar teuren Sammlung des verstorbenen namhaften Enthusiasten Oscar Davis, aus dessen Nachlass dieser Maserati nun angeboten wird.
Maserati 200SI von 1957
Dieser Maserati ist einer von nur 28 200S/SI-Einheiten, die zwischen 1956 und 1958 gebaut wurden und blickt auf eine reiche Motorsportkarriere zurück. John Fitch fuhr damit mehrere Siege und beschrieb den 200SI als eines „der am besten zu handhabenden Frontmotorautos mit Trommelbremsen“ dieser Ära.
Diese Schönheit mit Fantuzzi-Karosserie wurde anschließend und durch Carroll Shelby vermittelt für weniger als 8.000 Dollar and John J Packo verkauft. Er fuhr es nur kurze Zeit bei Rennen, ehe er diesen Maserati an das Team Casner auslieh und von Dan Gurney im kubanischen Grand Prix 1960 pilotiert wurde.
In den frühen siebziger Jahren wurde das Auto Teil der britischen Sammlung von Anthony Bamford – jetzt Sir Anthony. Danach wanderte es in die Sammlung des schottischen Maserati-Enthusiasten Ray Fielding, der es in seinem ursprünglichen Zustand von 1978 bis 2007 behielt, ehe der 200SI wieder den Besitzer wechselte.
Der spektakuläre Rennwagen aus den Fünfzigern wurde von den weiteren Besitzern in einer Reihe von wichtigen Events im historischen Motorspot gefahren, bevor es vor rund zehn Jahren in die Oscar Davis-Sammlung kam. Seitdem wurde es akribisch gemäß der Originalspezifikation restauriert und bleibt eines der wenigen 200S/Sil-Exemplare, die Matching Numbers aufweisen.
Maserati 450S von 1958
Mit dem feuerspeienden 450S stimmte Maserati in den fünfziger Jahren den Abgesang auf den Motorsport an. Entwickler Guido Taddeucci schuf ein Fahrwerk sowie Getriebe, die den 400 PS des markeneigenen 4,5 Liter-V8 gewachsen waren. Es war eines der ersten Autos, das – mit Prinz Jean Behra am Steuer – mit 291,29 Stundenkilometern gemessen wurde.
Nur zehn Stück wurden gefertigt und dieses ist der vorletzte Vertreter seiner Art. Er wurde über Carroll Shelby von dem Speditionstycoon und dem privaten Rennfahrer Jesse „Ebb“ Rose bestellt und stürmte gleich dreimal zu regionalen Siegen der SCCA, ehe er als Micro-Lube Special in der Saison 1959 der USAC-Straßenrennmeisterschaft weitere Erfolge einfuhr.
Rose verkaufte den Maserati gegen Ende des darauffolgenden Jahres. Danach landete das Auto in Großbritannien, wo es im Lauf der siebziger Jahre restauriert worden ist. Dann wurde es auch wieder mit dem Originalmotor vereint, der vorher gegen einen anderen Antrieb ausgetauscht worden war. Anfang der achtziger Jahre kehrte der 450S wieder in die USA zurück und gehörte einer Reihe von japanischen, amerikanischen und deutschen Liebhabern, ehe er einen Platz bei Oscar Davis fand.
Mit der Hilfe des Markenexperten Willem Oosthoek stellte Davis ein umfassendes Dossier mit Konstruktionsunterlagen des Werks, Berichten zur Historie und Magazinbeiträgen zusammen, welche die umfassende Biographie eines der bemerkenswertesten Modelle von Maserati dokumentiert.
Maserati 3500GT Spyder-Prototyp von 1959
Anschließend an die Premiere des 3500GT-Coupé im März 1957 machte sich Maserati daran, eine Spyder-Version zu entwickeln. Zunächst fragte man bei den Karosseriebauern Frua und Touring an. Keinem der beiden gelang es, ein passendes Design zu zeichnen – obwohl sie für mindestens drei Autos eine Karosserie schufen -, also wandte man sich Maserati bei der Suche nach einer adäquaten Alternative an Vignale.
Die bedeutende Carrozzeria legte drei Prototypen vor – das hier abgebildete Auto ist eines davon. Aufgebaut auf einem etwas kürzeren Chassis als das Coupé, würde es die Vorlage für die insgesamt 242 produzierten Spyder bilden, obwohl es sich in den Bereichen des Exterieur-Designs und Ausstattungsmerkmalen von den anderen unterscheidet. Diese einmaligen Elemente machen es sogar noch begehrenswerter, als die ohnehin atemberaubend schönen Serienfahrzeuge, deren Vorläufer dieser Prototyp war.
Maserati Ghibli Spyder von 1968
Da nur rund 125 Einheiten hergestellt wurden, genießt jeder Ghibli Spyder bereits Seltenheitswert – aber dieses Exemplar dürfte in dem illustren Kreis zu den begehrenswertesten überhaupt zählen. Als allererster Ghibli Spyder, der gebaut wurde, erhielt er auch von Maserati eine Zertifikation als Vorserien-Prototyp.
Dieses Auto stand auf dem Ghia-Stand während der Turiner Messe 1968 und als „erster seiner Art“ besitzt der Spyder auch Merkmale, die man bei den Serienfahrzeugen nicht findet wie beispielsweise das Fehlen von äußeren Tankdeckeln, die Türgriffe sind in ovale Vertiefungen eingebettet und es gibt eine längere, verstärkte Hecklösung.
Zu weiteren kleinen, aber interessanten Unterschieden gehört die Platzierung der Radioantenne und der Embleme am Heck und zusätzliche Zylinderkopföffnungen, die gegossen worden waren, um ein geplantes Twin-Spark-Zündungssystem zu ermöglichen.
Das Auto war von 1986 bis 2014 eingelagert, ehe es sorgfältig aber umfassend von den RM-Restauratoren für mehr als 400.000 Dollar überholt wurde. Heute präsentiert es sich in einem vermutlich noch besseren Zustand als in Turin vor 54 Jahren.
Five mighty Maseratis to bid on at RM Sotheby's in Monterey