Der Londoner hat seinen Ruf weg. Er ist die personifizierte Leichtigkeit. Nicht in punkto Statur, wohlgemerkt. Er hat einen Sinn fürs Simple. Und ist doch nicht einfältig. Sein automobiles Konzept fußt auf das Weglassen von einem: Gewicht. Und dem Hinzufügen von Einfachheit. Das ist die Lotus-DNA. So entstand der erste wirkliche Monocoque-Renner, der Lotus 25. Die schlichte Eleganz dieses Rennwagens ist bis heute betörend. Eine Zigarre auf Rädern. Für den Rennsport wegweisend.
Chapman's heckgetriebener Monoposto folgte dabei zunächst den Spuren von John Cooper und krempelte dann doch den Grand Prix in den 1950er und 1960er Jahren gründlich um. Teams wie Rob Walker Racing und UDT Laystall konnten nun einen echten GP-Renner ab Werk kaufen und damit an den Start gehen. Ein revolutionäres Konzept.
Und diese Renner waren schnell genug um Formel-1-Rennen zu gewinnen, wobei viele damals noch keine wirklichen Championate waren. Man muss sich das heute einmal vorstellen: Ein Rennwagen aus dem Regal fährt auf das Podium. Irre! Schnell, aber auch ziemlich fragil. Schwere Unfälle erlitten Sir Stirling Moss, Alan Stacey und Mike Taylor.
Die Vorgänger des Typ 25 wiesen noch einen Rohrrahmen auf, hatten solide, teils schwere Verbindungen und zusätzlich angebrachte Karosseriebleche. Verschraubt und verpint und eher schwer. Nach und nach erst wurde Aluminium genutzt, um das Chassis zusätzlich zu versteifen. Chapman kam zu dem Schluss, dass eine richtig konstruierte Alu-Karosse den Rohrrahmen ablösen könnte. So sollte es kommen. Das Monocoque war geboren.
Doch damit nicht genug. Von 1967 bis 1970 zeigte der Lotus 49 mit einem Cosworth V8, der direkt mit dem Monocoque verschraubt war, was in ihm steckte. Hill gewann auf diesem Auto die Weltmeisterschaft im Jahr 1968. Der Lotus 72 gewann als erster heckgetriebener Rennwagen Indianapolis. Oder die Lotus Tyoen 78 und 79, die erstmals auf Aerodynamik der Bodengruppe achteten. Ach ja, dann gab es da ja noch die Indy-Fahrzeuge mit Gas- und -Allradantrieb.
Auch brachte Chapman große Sponsorengelder in den Motorsport. Die Fahrzeuge sahen nicht nur in ihrer Formgebung wie Zigarren-Tuben aus – sie waren auch so lackiert. Die späteren Gold Leaf und JPS Dekoren nahmen dabei unmittelbar den Look des beworbenen Produkts auf. Aus heutiger Sicht hat dies einen eigenen ästhetischen Wert.
Chapman starb im Dezember 1982 mit nur 54 Jahren. Auch die glorreichen Jahre des Team Lotus waren da vorüber. Die technischen Rahmenbedingungen und Vorgaben wurden von Jahr zu Jahr reglementierter. Der Platz für echte Innovationen blieb somit aus.