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Als die Nacht noch den Wilden und Schönen gehörte

Wer sich an die Achtzigerjahre in New York oder die Neunziger in Berlin erinnern kann, war nicht dabei. Längst hat sich der Trockeneisnebel aus den Kultstätten der Clubmusik-Szene verzogen, in Fabrikhallen und Kellergewölben ist Ruhe eingekehrt. Doch die Bilder von einst berauschen noch immer.

Als Epizentren der Popkultur dienten Nachtclubs und Diskotheken seit den 1960er Jahren dazu, der Alltagswelt zu entfliehen, Normen infrage zu stellen und – frei nach dem Vorbild von Alice im Wunderland – der Wirklichkeit zumindest für einige Stunden zu entfliehen. Im legendären Studio 54 oder dem Palladium in New York, in der Haçienda in Manchester, den frühen House- und Techno-Clubs von Chicago und Detroit, und schließlich auch in den Berliner Nach-Wende-Tanztempeln wie dem Tresor und dem Berghain tanzten und feierte die Avantgarde die Nächte durch – und prägte damit nicht nur die Sub-, sondern auch die Popkultur ihrer Zeit.

Während die urbanen Freiräume und Spielwiesen für Erwachsene in den Metropolen immer weniger werden, hat die Kulturwissenschaft die Nachtclubs als Forschungsgegenstand für sich entdeckt: Im Vitra Museum in Weil am Rhein ist ab dem 17. März 2018 unter dem Titel "Night Fever – Design und Clubkultur" eine Ausstellung zu sehen, die sich mit der Gestaltung und Architektur von Nachtclubs und Diskotheken seit den 1960er Jahren befasst. Neben Möbeln, Modellen und Mode umfasst die Ausstellung seltene Filmdokumente, Musikbeispiele, Grafikdesign-Artefakte sowie zeitgenössische Positionen von Künstlern und raumgreifende Installationen mit Musik und Lichteffekten. Den "Tambourine Man" wird man auf der Besuchertoilette des Museums jedoch ebenso vergeblich suchen wie den Duft von Rauch und Alkohol im Haar, das einen einst am nächsten Morgen an die Abenteuer der vergangenen Nacht erinnerte.

Fotos: Vitra Design Museum

Die Ausstellung "Night Fever – Design und Clubkultur" ist vom 17. März bis 9. September 2018 im Vitra Museum in Weil am Rhein zu sehen.