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Tourings neuer Sciàdipersia huldigt der hohen Kunst des Reisens

Reisen um des Reisens willen. Eine aussterbende Kunst, die Touring Superleggera mit dem neuen Sciàdipersia wiederzubeleben hofft — ein ultraluxuriöser Grand Tourer in bester Coachbuilt-Tradition und angelehnt an einen der opulentesten Maserati der 1950er-Jahre...

Es spricht für die Größe eines bestimmten Autos, wenn man in seinem Zusammenhang nicht seine offizielle Werksbezeichnung, sondern den Namen seines hochkarätigen und ersten Besitzers nennt. Dieser hier abgebildete Maserati 5000GT war solch ein Fahrzeug. Er war das Geistesprodukt von Mohammad Reza Pahlavi, dem unermesslich reichen Schah von Persien, der ebenso wie König Hussein von Jordanien ein Faible für sportliche und luxuriöse Autos hatte. Man schrieb das Jahr 1958, als er auf der Suche nach dem für ihn perfekten Gran Turismo Maserati überredete, den 5,0-Liter-V8 aus dem ausgedienten Rennsportmodell 450 S in das Chassis eines 3500 GT zu verpflanzen. Zur Krönung sollte das Auto dann noch bei der Carrozzeria Touring in Mailand mit einer standesgemäßen Karosserie versehen werden. 

Der Schah von Persien

Der 5000 GT war in der Tat die Spitze des automobilen Glamours, der Performance und des Luxus. Sein Preis lag auf dem Niveau eines Rolls-Royce Silver Cloud, und so nimmt es kein Wunder, dass nur 34 Exemplare entstanden. Geordert von königlichen Hoheiten, Staatschefs, reichen Industriellen oder Schauspielern. Neben von Pininfarina, Frua oder Allemano eingekleideten Versionen gelten die originalen Touring-Exemplare – die nur drei genannten „Schah von Persien“-Typen – als die bis heute schönsten. Und es ist die Aura dieses Autos, die Touring zum 60. Geburtstag des Schah-Modells zu seiner jüngsten Kreation inspiriert hat: den Sciàdipersia. 

Automobiler Orient-Express

Der nächste Woche auf dem Genfer Salon gezeigte Touring Sciàdipersia ist ein limitierter Gran Tourer auf Maserati-Basis – aufgebaut in bester „coachbuilt“-Manier. „Der Käufer des Sciàdipersia reist viel und wollte ein Auto, in dem sich längere Strecken mit maximalem Komfort und großer Leichtigkeit zurücklegen lassen“, erklärt Touring-Designchef Louis de Fabribeckers. „Daher entschieden wir uns für einen Rückverweis an ein Auto aus unserer Vergangenheit, den 5000 GT. Nicht in Bezug auf das Design, sondern in Bezug auf das Konzept.“

Dieses Konzept brachte Fabribeckers und sein Team auf einen Vergleich mit dem legendären Orient-Express. Steht doch der Name dieses transkontinentalen Zuges bis heute als Inbegriff für die Romantik, den Luxus und auch die kleinen oder größeren Machenschaften („Mord im Orientexpress“) des Langstreckenreisens. „Wie man im Orient-Express aus dem Fenster schaut und die atemberaubende Landschaft an sich vorüberziehen sieht, so soll auch der Sciàdipersia seinen Insassen eine genussvolle Reise bereiten. Ein Aspekt, der mir sehr wichtig ist und der glaube ich in letzter Zeit verloren gegangen ist“, sagt der Belgier und verweist auf die großen Fensterflächen und das gläserne Panoramadach. 

Perfekt ausbalanciert

Im Design weicht der Sciàdipersia von Touring-Entwürfen der jüngeren Vergangenheit – wie dem Disco Volante Spyder oder dem Berlinetta Lusso – deutlich ab. Die von Hand hergestellte Karosserie gibt sich ausgewogen proportioniert, und es gibt einige sehr schöne Details, wie die C-Säule aus gebürstetem Aluminium oder die komplexe horizontale Trennlinie, die sich entlang der Seitenpartie schlängelt. Am Bug stehen scharfe Kanten im wunderbaren Kontrast zur weichen „Nase“. Sie selbst ist eine willkommene Abkehr von den aggressiven und aerodynamisch beeinflussten Bugpartien voller Splitter und Luftschlitze, wie sie heute bei den meisten Oberklassefahrzeugen die Regel sind. Zugegeben – das Auto haute uns beim ersten Anblick nicht so von den Socken wie der Disco Volante. Doch je länger man die Details und die Proportionen des Sciàdipersia studiert, desto mehr erkennt man den tieferen Sinn.  

Coachbuilt Charakter

Müßig zu betonen, dass Fabribeckers stolz auf den Sciàdipersia ist. „Das ist vielleicht der ausgefeilteste Wagen, den wir in den letzten zehn Jahren entworfen haben“, stellt er fest. „Wir haben sehr akribisch an den Flächen und Volumina gearbeitet, sodass alles sehr ausgewogen ist. Egal aus welcher Perspektive: Nichts an dem Auto wirkt überzogen oder gar verrückt – vielmehr ist es sehr elegant.“ Auf die Frage, welches Detail ihm am meisten gefällt, antwortet er: „Die subtilen ‚schwebenden’ vertikalen Trennstege in den Auspuffendstücken (Zugegeben, wir haben sie zuerst auch nicht entdeckt!)

Augenfälliger hingegen ist das zweifarbig gestaltete Interieur. Analog zum Exterieur erhielt es eine horizontale Zweiteilung, nur diesmal mit dem Ziel, den Eindruck eines künstlichen Horizonts zu erzeugen. Auch wenn zahlreiche Details den Genspender Maserati GranTurismo verraten, dienen das Foglizzo Leder (mit eigener Duftnote für Touring!), speziellen Anzeigen, die recht großzügig verteilten Touring-Embleme und überarbeitete Türtafeln als freundliche Erinnerung an den Coachbuilt-Charakter des Sciàdipersia. 

Alles dreht sich um die Reise 

Wenn der Sciàdipersia am ersten Pressetag von Genf (Dienstag) enthüllt wird, werden die Motorjournalisten mit Sicherheit seine raffiniert gestylte Karosserie studieren, sich in die weichen Ledersitze fallen lassen und das lichtdurchflutete Interieur loben. Dabei sollten sie sich an die Romantik und Mystik des Reisens erinnern – denn wie heißt es doch: der Weg ist das Ziel. Der originale Maserati 5000GT „Schah von Persien“ verkörperte diese Philosophie – und genauso nun auch wieder Tourings aktuelle Interpretation. Mit diesem Wissen denken wir darüber nach, die Schlangen vor den Schaltern der Billigflieger und Leihwagen zu ignorieren und nächstes Jahr im Rahmen einer einwöchigen Europa-Tour auf eigener Achse nach Genf zu reisen. Zuvor müssen wir nur noch Touring überreden, uns einen Sciàdipersia zu leihen…

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Touring Superleggera © 2018

Auf dem Genfer Salon können Sie zwischen dem 8. und 18. März (Publikumstage) einen ersten Blick auf den Sciàdipersia werfen.

Alternativ finden Sie eine breite Auswahl an klassischen und modernen Maserati im Classic Driver Markt.