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Kennen Sie diese verblüffenden Fakten über den kunterbunten VW Harlekin?

Der vierfarbige Polo Harlekin von Volkswagen birgt so etwas wie ein Marketing-Mysterium. Haben Sie sich schon mal gefragt, welche Farbe ursprünglich vorhanden war, ehe die Multicolor-Paneele eingepasst worden sind? Wir nehmen Sie jetzt mit auf eine Reise der Überraschungen.

Wir alle kennen diese Situation. Da ist man treuer Markenkunde, verbringt Monate damit, den perfekten Motor, die ideale Konfiguration zu recherchieren und auszuwählen, nur um an den Farboptionen zu scheitern. Fügt man sich mit einem subtilen Blau oder Grün in den Mainstream ein oder fordert man die Umwelt selbstbewusst mit grellem Gelb oder Statement-Rot heraus? Hier lauert beim Autokauf die Tücke der Entscheidung. Aber manchmal tauchen Modelle auf, welche die Qual der Wahl vergessen machen und obendrein rotierende Köpfe erzeugen. 

Die Ursprünge des längst geliebten Polo Harlekin – manchmal auch als Harlequin bekannt – liegen in der sprichwörtlichen Weisheit von Volkswagens Marketingabteilung begründet. Obwohl sich viele Kunden vielleicht stirnrunzelnd fragten, wer sein mühsam verdientes Geld gegen ein Auto in einem Clown-Outfit tauschen wollte, gehört dieser Harlekin inzwischen zu den nachgefragtesten Schöpfungen der Markenhistorie. 

Viele Geschichten und Anekdoten ranken sich zwar um dieses Auto, aber es wird allgemein angenommen, dass der Einfall von Trainees stammte, die am VW-Hauptsitz am jüngst angekündigten 6N1 Polo mitarbeiteten und Color Blocking einsetzten, um verschiedene Elemente des neuen Fließheckmodells hervorzuheben. Grün galt der Lackierung, die Farbe Blau repräsentierte Motor und Fahrgestell, Gelb war für den Innenraum und spezielle Ausrüstungen des Modells wurden in rot gekennzeichnet. Zehn Exemplare wurden produziert, dann in 1995 nochmal zehn Stück als Marketingfahrzeuge, die zu Automessen weltweit reisen würden. Dieses frappierend lackierte Auto war nicht als Hit vorgesehen, eher sollte es Betrachtern helfen, Aspekte des neuen Modells zu begreifen. Aber die Öffentlichkeit erlag dem Charme der kunterbunten Karosseriepaneele: Eine Welle begeisterter Kaufwilliger brach über Volkswagen herein, alle wollten unbedingt dieses Modell haben.  

Und Volkswagen hatte tatsächlich ein Einsehen und nahm 1.000 Bestellungen für den Polo Harlekin entgegen. Das hatte aber auch eine der merkwürdigsten Anordnungen für Produktionslinien der jüngeren Geschichte zur Folge. Viele vermuteten, dass die Polo-Exemplare einfach nach der Fertigstellung in den vier Farbtönen umlackiert werden würden – doch um jede Karosserie-Komposition zu erzeugen, war präzise Planung und Berücksichtigung notwendig. Die vier Farben – Chagall Blue, Flash Red, Ginster Yellow und Pistachio Grün – wurden zur Gänze auf vier verschiedene Autos als Basisfarbe entlang der Produktionslinie aufgesprüht, wo sie dann zu ihrer eigenen Fertigungslinie transportiert und auseinander genommen wurden. Die vier unterschiedlichen Basisfarben ermöglichten dann den Arbeitern am Band, einem vorher festgelegten Plan zu folgen, bei dem die drei verbleibenden Paneele am richtigen Auto eingepasst werden konnten. Das Konzept dahinter gab vor, dass keine farblich gleichen Paneele aneinander stoßen und, dass alle vier Farben von jedem Blickwinkel aus sichtbar sein sollten. Ein Planungspuzzle auf höchstem Niveau!

Für die begierigen Kunden gab es keine Option auf die Wahl der Basisfarbe, aber sie konnte durch die Farbe von Chassis, Dach, C-Säule und Schweller vorgegeben sein. Gleichzeitig konnten Harlekin-Fans aus verschiedenen optionalen Extras auswählen – jedes dieser 1.000 Exemplare wurde mit einer nummerierten Plakette und einem sonderangefertigten Schlüsselanhänger ausgeliefert. 

Von einem technischen Versehen bis hin zu einer Meisterklasse in Sachen Marketing: Die Geschichten rund um den Harlekin haben bis heute Bestand und nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Es wird angenommen, dass annähernd 4.000 Fahrzeuge im Lauf der Produktionsspanne gefertigt wurden. Als das Modell 1995 bei der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt Premiere feierte, fingen Karosseriewerkstätten im Großraum Wolfsburg alsbald damit an, ihre eigenen Versionen zu entwickeln, gerüchteweise sollen manche schon verkauft worden sein, ehe Volkswagen die werkseigenen Harlekin-Polo auslieferte. Egal, was Sie nun von dieser Marketingidee halten mögen, aber man kann diesem ausgefallenen kleinen Stück Autogeschichte weder die große Portion Charme noch die Quirligkeit absprechen!