Nach dem Kauf des legendären Turiner Designhauses Pininfarina im Jahr 2015 hat das indische Konglomerat Mahindra Automobili Pininfarina gegründet – eine elektrische Luxuswagen-Marke, die den Traum des Firmengründers Battista Farina wahr werden lässt, Autos unter seinem eigenen Namen zu bauen.
Ein Start-up mit 88-Jähriger Geschichte
Das erste und limitierte Modell zielt auf sehr wohlhabende und sozial verantwortlich denkende Enthusiasten und soll ab 2020 zu Preisen von um die zwei Millionen Euro auf den Markt kommen. Wie es der Zufall will, genau zum 90-Jährigen Firmenjubiläum, sodass man auch den Bau von genau 90 Fahrzeugen erwarten kann. Designchef Luca Borgogno gewährte Classic Driver einen diskreten Blick auf fast komplette Zeichnungen und wir freuen uns mitzuteilen, dass das Auto mit Codebezeichnung PFo sensationell aussieht: ein sauber gezeichneter Mittelmotor-Entwurf, der Pininfarinas eleganter und puristischer Formensprache ebenso treu bleibt wie der Innovationsfreude der Turiner. Die Zielwerte lauten: 0 bis 100 km/h in unter zwei Sekunden, 0 bis 300 km/h in unter zwölf Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 400 km/h und eine Reichweite von 500 Kilometern. Noch unbestätigt, kann man von 2000 PS Leistung und einem Trockengewicht von unter zwei Tonnen ausgehen. Während die Marke zweifellos aus den großen Erfahrungen von Mahindra auf dem Gebiet der Elektromobilität – allein drei Jahre und die Hälfte der aktuellen Saison in der Formel E – Nutzen ziehen kann, wird der kroatische Supersportwagenbauer Rimac als Technologiepartner Nummer eins in Aktion treten.
Nachhaltige Schönheit
Zwar kann Pininfarina mit einer stolzen Vergangenheit aufwarten, doch wird das genügen, um überzeugte Anhänger des Verbrennungsmotors zum Umstieg auf einen elektrisch betriebenen Sportwagen zu bewegen? „Auf diese Frage gibt es keine Antwort“, sagt Michael Perschke, der ehemalige CEO von Audi Indien und neu ernannter Chef von Automobili Pininfarina. „Es kann schneller als gedacht eintreten, dass es nicht mehr als chic gilt, mit einem Verbrenner durch Paris oder Los Angeles zu fahren. Sondern mit einem EV, weil es neu, cool und connected ist.“ Perschke beeilt sich, die nicht-motorischen Technologien des Modells zu betonen, wie die autonomen Fähigkeiten, die angesprochene Connectivity und die Bedienoberflächen. „Es geht um die Gadgets, die ein Auto hat, und wie man sie bei Bedarf nutzen kann. Als neuer Player brauchen wir neben dem Design und der Performance relevante Dinge, über die die Leute reden.“
So gehen wir also davon aus, dass 2020 der erste „Pininfarina“ das Supercar-Segment neu aufmischen und sich zugleich um die Krone im Reich der High Performance-Stromer bewerben wird. Ein niedriger positioniertes und in größeren Stückzahlen gebautes GT-Modell soll folgen, nicht jedoch – wie der Chairman der Mahindra Gruppe, Anand Mahindra mit Anspielung an Tesla betont, „ein Model 3.“ Wir fragen uns, was wohl der gute alte Battista über dieses ambitionierte neue Projekt denken würde? Sein Enkel Paolo jedenfalls schien bei der offiziellen Präsentation während des Formel E-Rennens in Rom vom letzten Wochenende sehr euphorisch. Während auf einer großen Leinwand Bilder von Pininfarinas ikonischsten Autos – vom Cisitalia 202 bis zur Studie Ferrari Modulo – rotierten, stellte er stolz fest. „Wir haben keine Angst vor der Zukunft – Innovation ist die Luft, die wir atmen.“ Die Geschichte geht also weiter, und wir können es kaum erwarten, was sie als Nächstes bereithält...
Fotos und Zeichnungen mit freundlicher Genehmigung von Automobili Pininfarina