Der F512 M mag die extremste Version des Testarossa sein, aber wirft man einen ersten Blick auf diesen Ferrari, dann ist man doch etwas irritiert. Die Optik basiert zwar auf Pininfarinas klassischem Keil-Entwurf, dennoch gibt es hier eine ganze Reihe von Designelementen, die ganz offensichtlich nicht zusammenpassen.
Testarossa reloaded?
Allerdings muss man auch anmerken, dass es für Ferrari kein einfaches Unterfangen gewesen sein kann, den damals zehn Jahre alten Testarossa zu aktualisieren. Es ist kein Wunder, dass die Designer sich bei der Neuinterpretation der 1980er-Jahre-Ikone für das Modelljahr 1994 nach Herzenslust im damals aktuellen Teilelager bediente. Ob die kosmetischen Überarbeitungen der Nase, der Front- und Heckleuchten sowie die Leichtmetallräder im trendigen Turbinendesign letztlich überzeugt haben, sei dahingestellt. Vielmehr kann man diese Eingriffe als letzten Versuch sehen, neues Interesse an dem sattsam bekannten Modell zu entfachen. Ob gelungen oder nicht, das muss wohl jeder für sich entscheiden.
Sprung nach vorn
Technologisch war der Sportwagen dem ersten Testarossa allerdings fraglos um Längen voraus. Nachdem die zweite Evolutionsstufe, der Ferrari 512 TR, im Jahr 1992 nach einer Reihe von Updates seine Abschiedsvorstellung gab, lagen Ferraris Hoffnungen beim F512 M, der sowohl den Testarossa, wie auch die Markenflaggschiffe mit Zwölfzylinder-Mittelmotor anschieben sollte. Für die Modifikationen am Design des F512 M gab die Aerodynamik den Ausschlag, wie man am Beispiel der festverbauten, integrierten Scheinwerfer sieht, welche die veralteten Kippscheinwerfer ersetzten. Auch die NACA-Hutzen auf der Haube und die neue Motorabdeckung waren letztlich funktionalen Ursprungs. Außerdem erhielt der Motor einige Leichtbaukomponenten, die nicht nur das Gesamtgewicht reduzierten, sondern auch die Leistung auf 440 PS erweiterten.
Verbessertes Handling
Aber mehr Leistung war nicht das einzige Ziel der Bemühungen. Der Ferrari F512 M sollte auch kultivierter werden. Zu den ergonomischen Upgrades zählte die irgendwie merkwürdig versetzte Alu-Pedalerie, ein zeitgemäßes Lenkrad und eine Klimaanlage, die tatsächlich hielt, was sie versprach. Die mit einem Gassystem ausgestattete Federung und die ABS-Bremsen verhalfen dem F512 M nicht nur zu einem großartigen Zwölfzylinder-Fahrerlebnis, sie machten ihn auch zu einem absolut zuverlässigen Super-Testarossa.
Seltene Gelegenheit
Mit nur 501 gefertigten Exemplaren ist der F512 M eines der seltensten Modelle unter den moderneren Ferraris. Erstaunlicherweise waren nur 75 Stück für den damaligen Hauptmarkt USA reserviert. Gekleidet im wunderbaren Rosso Corsa, wird dieser Ferrari F512 M derzeit in Bestzustand und mit nur 24.000 Kilometer auf dem Zähler von The Octane Collection angeboten. Dieses Modell ist nicht nur eine ausgesprochene Rarität, es besitzt auch ein Design, das den kleinen Jungen in uns weckt. Davon abgesehen fährt er sich so eindrucksvoll wie ein ursprünglicher Testarossa, bietet aber mehr Sicherheit und Komfort. So ist dieser F512 M eine ungewöhnliche Reverenz an die Modellhistorie und zugleich an die technologische Entwicklung. Aber kann die markante Grafik dieser Seiteneinlässe überhaupt wirklich altern?
Fotos: Tim Brown für Classic Driver © 2015