Ein Trio von klassischen Bugattis ist an sich schon bei jedem Event etwas Besonderes. Aber gleich 95 Exemplare, die gemeinsam eine Woche unterwegs sind? Beim International Bugatti Meeting konnten 17 unterschiedliche Modelle bewundert werden, die von Teams aus 16 Ländern bewegt wurden.
Sonne im Herzen
Es gibt diese Vorstellung, dass Bugatti-Besitzer ihr Auto lieber auf dem manikürten Rasen eines Concours ausstellen, als das edle Stück tatsächlich zu fahren. Nichts als ein Vorurteil, denn die Teilnehmer dieser Rallye sind Gentleman Driver alter Schule, die früh am morgen aufbrechen, um soviel Zeit wie möglich hinterm Steuer – bei sportlichem Tempo – zu verbringen.
Es gibt viele gute Gründe, im Juni eine Rallye in der Provence zu veranstalten: die Straßen, die Ausblicke und natürlich das Wetter. Es kam dann, wie es kommen musste, denn es regnete und einmal fielen sogar Hagelkörner vom französischen Himmel. Als die Teilnehmer in Moustiers-Sainte-Marie zum Abendessen ankamen, war die Stimmung trotz hoher Luftfeuchtigkeit beim Fahren ausgelassen. Viele Fahrer betonten, dass es mal eine ganz neue Erfahrung war, bei strömendem Regen unterwegs zu sein. Das Wetter wurde im Laufe dieser Woche zwar besser und präsentierte einen Mix aus Sonne, Regen und Stürmen, was aber die Laune der Teams nicht einzutrüben vermochte.
Traumstraßen
Beim Briefing hatten die Teams und Fahrer erfahren, dass ihre Autos ausgewählt wurden, weil sie am verrücktesten waren. Mehr als doppelt so viel hatten sich um einen Startplatz beworben. Der Blick auf die Teilnehmerliste belegte das Club-Kriterium „crazy“ mit mehreren Grand-Prix-Modellen, einigen „Brescias“, zwei bemerkenswerten Exemplaren des Typ 54 und Typ 39 sowie den luxuriöseren Typen 46, 49 und dem grandiosen Typ 57.
Als Route hatte der Club Bugatti France eine hinreißende Streckenführung entworfen, die über Berge und entlang der Küste führte und von der dramatischen Gorges du Verdon zu den Bachläufen des Cassis reichte. Kaum ein Tag, der nicht einen unvergesslichen Moment bescherte. Der Höhepunkt der Rallye war sicherlich die Bergstrecke zum Mont Ventoux, die zu einer Fahrt in die Wolken geriet. Wenn auch das Wetter sich mürrisch gab, der Zuspruch der Einheimischen war den Bugattis gewiss, denn überall säumten sie die Straßen und winkten den Kostbarkeiten zu.
Eine würdige Hommage
Nach einer solchen Wegstrecke fühlt man sich nach einer Woche als Teil dieser kleinen Bugatti-Familie, deren Mitglieder sich so oft als möglich hinters Lenkrad ihres wunderbaren Automobils setzen. Sie sind gleichermaßen auch stolz auf die Marke und deren Geschichte und zelebrieren beim Essen gebührend ihre Zugehörigkeit mit dem Toast „Vive la Marque“. Ettore Bugatti wäre sehr zufrieden gewesen, lautete doch sein Wahlspruch, der auch Jahrzehnte später seine Gültigkeit nicht verliert: „Meine Autos werden gebaut, um gefahren zu werden“. Nächstes Jahr soll die Rallye des Club Bugatti in der Schweiz starten, egal, wie das Wetter wird.
Fotos: Rémi Dargegen for Classic Driver