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Die brillante App von Custodian gegen die acht Schmerzen des Oldtimerbesitzes

Der Besitz eines Klassikers ist ein einzigartiges Vergnügen, hat aber auch seine Tücken. Wir haben uns mit Charles, Jeremy und Nathalia von Custodian getroffen, um herauszufinden, wie ihre Plattform typische Probleme angeht und Oldtimer für die nächste Generation von Liebhabern zugänglicher macht.

Wir sind immer für einen Renntag zu haben, vor allem, wenn er mit einer der größten Rennstrecken Großbritanniens und fantastischem Fünfzigerjahre-Metall verbunden ist. Als Charles Clegg, Jeremy Hindle und Nathalia Rus von Custodian uns nach Silverstone einluden, um Charles' ersten Einsatz in seinem neu erworbenen AC Bristol-Monoposto mitzuerleben, packten wir die Chance beim Schopf, nicht nur klassischen Rennsport zu genießen, sondern auch mehr über ihre potenziell wegweisende Plattform zu erfahren.

Charles, lassen Sie uns mit Ihrem schönen Zugwagen beginnen. Wie kam er in Ihre Sammlung und wie lange haben Sie ihn schon? 

Charles: Meine Besessenheit für klassische Range Rover begann schon als Kind. Mein Vater hatte einen LSE, das ist die Variante mit langem Radstand, wie mein Zugfahrzeug. Als ich aufwuchs, verbrachte ich viel Zeit auf dem Rücksitz dieses Wagens, so dass er meine Psyche stark geprägt hat. Ich hatte schon einige davon. Vor drei Jahren kaufte ich das jetzige Modell und nutzte es als mein Alltagsauto in London. Dann wurden dort die ULEZ-Gebühren eingeführt, und als Folge wurde er vom Daily Driver zum Zugfahrzeug umfunktioniert. Aber er ist immer noch ein tolles Auto. Die LSE sind die besten, sie haben den 4,2-Liter-Motor und hinten so viel zusätzliche Beinfreiheit, dass man sich wie in einer Limousine fühlt. Ich finde, es gibt einfach nichts Cooleres als die Form eines klassischen Range Rover.

Kommen wir nun zum Star der Show, Ihrem schönen AC Bristol. Was reizt Sie an dieser Ära des Motorsports, und wie sind Sie zum aktuellen Hüter dieses Autos geworden?

Charles: Die 1950er-Jahre sind eine meiner liebsten Epochen des Motorsports, sowohl was die Grand-Prix-Wagen – also die Einsitzer – als auch die Sportwagen betrifft. Es gab schon fortschrittliche Technologien, aber auch puristische Designs. Die Monoposti zum Beispiel waren ja fast zigarrenförmig. Das änderte sich erst, als man die Einflüsse der Aerodynamik voll verstand. Und dann in den 1970er-Jahren den Autos zunächst Flügel wuchsen und man dann mit den „Wingcars“ viel mehr Anpressdruck erzeugte.

Was den AC selbst betrifft, so war es der Zweiliter-Motor von Bristol, der mich ansprach. Seine Geschichte geht auf den Motor des Austin Seven zurück (der in Deutschland als BMW Dixi zugelassen wurde), aus dem schließlich der Vorkriegs-BMW 328 hervorging; ein sehr erfolgreiches Auto vor dem Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg erhielt Bristol als Teil der Kriegsreparationen die Rechte an dessen Motor und entwickelte ihn weiter. Das ist das fantastische Triebwerk in meinem AC Bristol. Ein Zweiliter-Sechszylinder, der großartig klingt, vor allem mit geraden Auspuffenden! Das merkt man besonders in einem Einsitzer, da es keine Isolierung oder Schalldämmung gibt, er ist einfach so roh. Wenn man aus Woodcote kommt und mit diesem großartigen Motor die alte Start-Ziel-Gerade von Silverstone hinunterfliegt, nichts zwischen Dir und den anderen Autos auf der Strecke ist und der Auspuffsound von der Boxenmauer widerhallt, ist das ein ziemlich berauschendes Erlebnis.

Da man die Vorderräder sehen kann, kann man sie auch sehr präzise auf der Strecke positionieren. Man kann buchstäblich auf den Zentimeter genau sehen, wie weit man vom Scheitelpunkt einer Kurve entfernt ist. Das ist ein viel intensiveres Erlebnis als in einem Sportwagen oder GT-Auto; man ist auch viel stärker exponiert, fühlt sich wie ein Teil des Fahrzeugs. Solch intensive Erlebnisse fehlen in einem Rennwagen mit Dach.

Sie haben also gerade Ihren klassischen Range Rover benutzt, um Ihren AC Bristol zu einem Rennen in Silverstone zu schleppen. Wo kommt nun Custodian ins Spiel und macht den Besitz eines solchen Klassikers zu einem angenehmeren Erlebnis? 

Charles: Wenn Sie ein solches Auto schon lange besitzen, wissen Sie wahrscheinlich gut, wie man es pflegt. Problematisch wird es, wenn man keine Erfahrung mit dem Fahrzeug hat oder wenn man es gerade erst gekauft hat, wie im Fall dieses AC Bristol in Silverstone. Zunächst einmal wartet eine Menge Verwaltungskram, wenn man eines dieser Spezialfahrzeuge besitzt. 

Wenn zum Beispiel James (der meinen AC Bristol restauriert hat) nicht dabei gewesen wäre, hätte ich mich sicher nicht wohl gefühlt, ihn allein in Silverstone zu fahren. Mit Hilfe von Custodian kann ich Dinge wie den Reifendruck, die zu verwendenden Öle, die Startprozeduren, die nutzbaren Drehzahlbereiche, die Wartungsintervalle für verschiedene Teile und sogar die besten Linien auf der Strecke erfahren. All diese Daten, die sich im Kopf des Vorbesitzers oder eines Mechanikers befinden, müssen in ein Format gebracht werden, das diese Informationen nicht nur für mich, sondern auch für künftige Besitzer nutzbar macht. Das ist genau das, was wir mit Custodian erreichen wollen: die Vereinfachung der „ownership experience“.

Wir sprechen von den „acht Schmerzen des Eigentums“: (1) Wartung und Instandhaltung, (2) Steuern, (3) Logistik und Lagerung, (4) Vorschriften und Bürokratie, (5) Herkunft und Authentizität, (6) Erwerb und Verkauf, (7) Finanzierung und (8) Versicherung. Gegenwärtig gibt es keine wirksame Technologie, um diese acht Probleme anzugehen.

Ohne die Digitalisierung dieses immateriellen Wissens, das in der kollektiven Community vorhanden ist, wird es sehr schwierig sein, diese Autos in Zukunft fachgerecht zu pflegen. Wie viele Leute werden zum Beispiel wissen, wie man den 2-Liter-Motor des AC Bristol aus den 1950er-Jahren in zwanzig, dreißig oder gar hundert Jahren wieder instand setzt? Wenn es nicht in ein digitales Format gebracht wird, um seine Langlebigkeit zu garantieren, könnte dieses Wissen buchstäblich verschwinden.

Jeremy, können Sie mir etwas mehr über die Technologie hinter der App erzählen? Was war der schwierigste Aspekt bei der Integration von Modellen der alten Schule in die Software des 21. Jahrhunderts?

Jeremy: Seltsamerweise ging es dabei nicht um die Technologie, sondern vielmehr darum, etwas zu entwickeln, das für möglichst viele Menschen in der Branche einfach und angenehm zu benutzen ist. Wir haben eine sehr große und breit gefächerte Gruppe von Autoliebhabern auf Custodian. Es gibt Leute, die Rallye-Autos, Rennwagen und Supersportwagen mögen, und dann gibt es noch – aus sentimentalen Gründen – die Liebe zu normalen Autos. Für mich ist der Peugeot 205, mit dem ich aufgewachsen bin, eines der speziellsten Autos überhaupt. Es geht wirklich darum, sicherzustellen, dass die Erfahrungen, die all diese Bevölkerungsgruppen machen, konsistent und einfach genug zu verstehen sind, damit sie Custodian wirklich nutzen und davon profitieren können. Ich denke, wir haben gute Arbeit geleistet, um sicherzustellen, dass die Plattform auch für weniger technikaffine Personen zugänglich ist.

Nathalia: Die Art und Weise, wie wir die Plattform aufgebaut haben – auch wenn es sich um ein Management-Tool handelt – bedeutet, dass die Atmosphäre wirklich auf die Gemeinschaft zugeschnitten ist. Die Funktionen, die wir in die App eingebaut haben, wie zum Beispiel das Einstellen von Fotos Ihres Autos mit Ihrer Familie oder auf einem Roadtrip, erhöhen vielleicht nicht den Wert Ihres Wagens, aber wir wollen auch die emotionalen Geschichten rund um diese Autos pflegen.

In Kürze werden wir mit dem Showroom auch eine Funktion zur Fahrzeugübergabe anbieten. Denn es ist uns wichtig, das emotionale Gefühl der Übergabe eines Fahrzeugs an einen neuen Besitzer in einer Online-Umgebung zu vermitteln. 

Jeremy: Wir mussten uns sehr genau überlegen, welche Informationen an einen neuen Nutzer weitergegeben werden; wir wollten nicht, dass es nur eine Liste von Kästchen ist, die man checken muss. Wenn man ein Auto kauft, spricht man normalerweise mit dem Vorbesitzer über die Besonderheiten des Fahrzeugs. Wir bauen unser System so auf, dass es Sie bei der digitalen Übergabe durch eine chronologische Geschichte Ihres Autos führt, die es Ihnen ermöglicht, in Erinnerungen an all die schönen Zeiten zu schwelgen, die Sie mit Ihrem Fahrzeug erlebt haben. Während Sie auswählen, welche Informationen Sie mit dem neuen Besitzer teilen möchten.

Könnten Sie mir mehr über die Versicherungsplattform erzählen, die Sie demnächst in das Dienstleistungsangebot von Custodian integrieren werden?

Charles: Unser oberster Anspruch bei Custodian war, dass ein Mehrwert-Service für unsere Nutzer gegeben sein muss. Eines der Probleme beim Besitz eines Autos ist die Versicherung – niemand mag sie, aber sie ist unglaublich wichtig. Im Moment werden Oldtimer größtenteils per Telefon versichert, es gibt wenig Transparenz und es ist zeitaufwändig, ein Auto in die Police aufzunehmen, zu entfernen oder etwas zu ändern, vor allem, wenn man ein besonders spezielles Auto hat. Wir bieten einen digitalen Versicherungsdienst an, der alle Informationen nutzt, die Sie bereits bei Custodian hinterlegt haben, um so den Datentransfer zu vereinfachen. Wenn Sie beispielsweise Änderungen an Ihrem Fahrzeug vorgenommen haben, können wir diese Daten an unsere Versicherer weitergeben, ohne dass der Kunde die Daten erneut eingeben muss.

Das Schöne aus Sicht der Versicherer und unserer Nutzer ist, dass wir durch die Informationen darüber, wie Sie Ihr Auto auf Custodian pflegen, ein Gefühl dafür bekommen, ob Sie ein guter ‚Custodian‘ sind und wir Sie mit einer günstigeren Versicherung belohnen können. Im Moment ist es für diese manuellen Makler unmöglich zu wissen, ob Sie ein guter Verwahrer sind oder nicht. Sie können nicht sehen, dass Ihr Auto in tadellosem Zustand ist, dass Sie es pflegen, dass Sie zu Veranstaltungen gehen oder dass dieses Auto ein sehr wichtiger Teil Ihres Lebens ist.

Jeremy: Modifikationen sind ein sehr interessantes Beispiel, denn jeder Autofahrer weiß, dass sie wahrscheinlich die Prämie erhöhen, selbst wenn sie die Sicherheit des Fahrzeugs erhöhen und die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls verringern, was die Prämie senken sollte. Sobald wir genügend Daten haben, werden wir in der Lage sein, echte und gute Verwahrer zu identifizieren und Lobbyarbeit bei den Versicherern zu leisten, um bessere Preise für diese Personen herauszuholen.

Wenn man sich mit einem Oldtimer oder Sammlerauto vertraut macht, muss man sich normalerweise durch (meist uralte) Online-Foren wühlen, um Informationen zu finden. Glauben Sie, dass Custodian diese Foren als primäre Informationsquelle ersetzen wird?

Charles: Wir sind der Meinung, dass die Daten, die Sie durch Googeln und Durchsuchen von Foren erhalten, nicht immer korrekt sind. In vielen dieser Foren hat die Person, die am aktivsten ist – nicht unbedingt die Person, die am sachkundigsten oder korrektesten ist – die lauteste Stimme.

Nehmen wir an, Sie kaufen einen Jaguar XK120, haben aber keine Erfahrung mit dem Besitz eines solchen Fahrzeugs. Mit Custodian können Sie alle XK120 sehen, die andere auf der App geteilt haben; Sie können erfahren, welche Dienstleister sie nutzen, welche Unternehmen Restaurierungsarbeiten durchgeführt haben und wo sie Motoren tunen ließen. Sie können sich den wertvollsten XK120 auf dem Markt ansehen oder denjenigen, der die meisten Preise gewonnen hat, einfach alle Informationen aus dem digitalen Profil dieses Fahrzeugs abrufen. Das ist ein Maß an Transparenz, das man derzeit im Internet nicht findet. Diese kollektive Wissensdatenbank ist etwas, von dem die gesamte Gemeinschaft profitieren wird.

Die Welt der Sammlerautos fühlt sich oft wie ein Insider-Club an. Und wenn man nicht die richtigen Leute kennt, läuft man Gefahr, zu viel für eine Arbeit zu bezahlen, die vielleicht nicht den eigenen Erwartungen entspricht. Glauben Sie, dass Custodian dieses Problem lösen könnte?

Jeremy: Es wird sehr deutlich, wer die wirklich leidenschaftlichen Menschen in der Branche sind. Wie Sie gerade sagten, ist es wirklich ein Club, und es geht darum, wen man kennt. Es gibt Leute in der Industrie, die aktiv nicht wollen, dass wir das tun, was wir tun. Einfach, weil ihr Lebensunterhalt oder ihr Ruf auf dem beruht, was sie nicht teilen, und auf ihrer Fähigkeit, der Mittelsmann zu sein.

Diejenigen, die wirklich verstehen, wie wichtig es ist, Erstkäufer auf den Markt zu bringen, sind jedoch sehr optimistisch und wissen, dass sich die Dinge ändern müssen. Im Moment ist der begrenzende Faktor das Wissen.

Nathalia: Ich habe viele Freunde, die genug Geld und Enthusiasmus haben, um Besitzer eines Klassikers zu werden. Der Wunsch ist da, aber sie wissen einfach nicht, wie man sich um diese Autos kümmert. Sie wollen unbedingt mitmachen und würden auf jeden Fall ein Fahrzeug kaufen, wenn sie wüssten, wie es funktioniert.

Charles: Ein wichtiger Punkt ist, dass es einen Generationswechsel in den Erwartungen gibt. Die Menschen erwarten eine App, sie erwarten eine Plattform, die sie in die Gemeinschaft einbindet, aber im Moment sind die meisten Plattformen nur Marktplätze. Es geht um den Wunsch und die Begeisterung, ein Auto zu besitzen, und um die Abkopplung von der Realität, diese Autos zu besitzen. Ich kenne so viele Leute, die zu einer Auktion gegangen sind und aus einer Laune heraus ein Auto gekauft haben. Zwei Monate später hörte ich sie dann sagen: „Das war ein Albtraum, X, Y, Z ist kaputt“, und sie wissen nicht, wie sie das Problem lösen sollen. Wenn wir unsere Arbeit richtig machen, können wir sowohl den Wunsch als auch die Erfahrung, ein Auto zu besitzen, erleichtern und beides positiv gestalten.

Der Enthusiasmus in der Community für Autos war noch nie so groß wie heute. Das ist die eine Seite, und auf der anderen Seite stehen die Schwierigkeiten, die mit dem Besitz verbunden sind. Wir versuchen, diese Lücke zu schließen, um jüngeren Menschen und solchen, die noch keine Erfahrung mit dem Besitz solcher Fahrzeuge haben, den Zugang zu erleichtern. Wir versuchen, die Community zu ermutigen und zu stärken.

Fotos von Jake Boreham und Alex Pay

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