Legendäres Bergrennen am Berninapass
In den 1920er Jahren begann der Siegeszug des Automobils in den Alpen. Neu ausgebaute Passstraßen und grandiose Panoramen lockten die Herrenfahrer, die ihren Sportsgeist sogleich mit rasanten Wettrennen zu beweisen suchten. Eine der ersten und berühmtesten Bergrallyes dieser Zeit war das Klausenpassrennen, das erstmals 1922 ausgetragen wurde. Doch auch in anderen Regionen der Schweiz lockten die wohlhabenden Touristen aus ganz Europa mit ihren Bergrennen an. Im Sommer 1929, gerade einmal vier Jahre nach der Aufhebung des strikten Graubündner Autoverbots, wurde in St. Moritz die erste "Automobilwoche" veranstaltet. Herzstück der Veranstaltung war das Bernina-Bergrennen, das über eine 16,5 Kilometer lange Strecke führte und an dem zahlreiche große Rennfahrer dieser Zeit teilnahmen. Das Auftaktrennen gewann Hans Stuck in einem Austro-Daimler ADR 3.0, 1930 ging die Trophäe an Louis Chiron am Steuer seines Bugatti T47. Ein weiteres Highlight war ein "Kilometerrennen", für welches Shell eigens eine Asphaltstraße zwischen Punt Muragl und Samedan angelegt hatte. Die Shellstraße trägt diesen Namen noch heute.
Revival vor traumhafter Kulisse
Nun kehren die klassischen Rennwagen ins Engadin zurück. Eine Gruppe von Automobil-Enthusiasten hat das Revival-Rennen im vergangenen Jahr ins Leben gerufen, vom 2. Oktober bis 4. Oktober starten die Klassiker nun zu den diesjährigen Rennen. Beim "Hillclimb" starten historische Rennwagen mit Baujahren bis in die frühen 1980er Jahre auf einer für den Verkehr gesperrten, 5,6 Kilometer langen Strecke auf der Bernina-Passstraße von La Rösa bis hinauf zum Bernina-Hospiz. Die Strecke ist nicht nur berühmt für ihre Kurven (und eine kleine, natürliche "Sprungschanze"), sondern auch für ein grandioses Alpen-Panorama. Vor allem im Herbst, wenn der Himmel über den schneebedeckten Gipfeln in tiefem Blau erstahlt und sich die Lärchenwälder leuchtend orange verfärben, gibt es wohl keine schönere Kulisse für ein Rennwochenende unter Gleichgesinnten und Freunden.
Fotos: Bernina Granturismo