Hier ist er also: der lang erwartete neue Land Rover Defender. Und Überraschung, Überraschung: Er sieht genauso aus, wie es uns zahllose Erlkönigfotos und irgendwie durchgesickerte Spy Shots haben glauben lassen. Was nicht zwangsläufig etwas Schlechtes ist.
Um es gleich vorweg zu sagen: Der neue Defender war nie dazu auserkoren, das primitive Design des über 70 Jahre alten Ur-Modells so nachzuahmen, wie es Mercedes bei seinem neuen G-Modell getan hat. Doch indem sie einige der lieb gewonnenen Designikonen des alten Modells zitiert haben – wie die betont aufrechte Silhouette und die vertikal angebrachten Rückleuchten – ist Gerry McGovern und seinem Designteam der Entwurf eines New Age-Defenders durchaus gelungen.
Aufbauend auf einer zu 95 Prozent neuen Plattform bietet Land Rover den Defender zum Start als 110 mit fünf, sechs oder 5+2 Sitzen an. Zu sechs Ausstattungslinien (Defender, S, SE, HSE, Defender X und die ausschließlich im ersten Verkaufsjahr erhältliche First Edition) kommen noch vier Zubehörpakete mit NamenAdventure, Explorer, Country und Urban. Die maximale Zuladung beträgt 900 Kilo, die Dachlast 300 Kilo und die maximale Anhängelast beträgt stattliche 3.500 Kilo.
Im Interieur lag der Schwerpunkt auf Robustheit. Neben einem leicht abwaschbaren, weil gummierten Boden findet sich ein zentraler Klappsitz zur Mitnahme eines dritten Passagiers in der ersten Reihe und – je nach Modell – ein Rolldach aus Stoff. Was sicher eher hundefreundliche Familien als Schweine haltende Bauern ansprechen dürfte. Einige strukturelle Elemente wurden bewusst nicht verkleidet, ein Stilmittel, das Land Rover in den Interieurs seiner übrigen Modelle bislang nicht einsetzt.
Wie die endlosen Teaser-Meldungen der letzten Monate uns lehrten, hat Land Rover dem Defender ein extrem hartes Testprogramm aufgebürdet.
Um den Ruf als kompetentester 4x4 des Planeten zu festigen, legten Prototypen 1,2 Millionen Kilometer in den extremsten Regionen der Erde zurück – von eisigen Regionen bis in die heißesten Wüsten. Über 62.000 einzelne Tests wurden durchgeführt, ehe die Ingenieure endlich zufrieden waren und ihr „Okay“ gaben. Land Rover attestiert seinem neuen Baby eine Vielseitigkeit, an die das alte Schlachtross nicht mehr heranreichen kann. Denn der neue Defender ist zugleich komfortabler auf normaler Straße und noch besser abseits davon. Zum Teil dank seiner neuen Architektur, aber auch dank des neuen Terrain Response Systems und einem Programm zum Messen der Watttiefe.
Für den zu Preisen ab 55,600 euro angebotenen Defender 110 stehen Vierzylinder-Benziner und -Diesel und ein Sechszylinder-Benziner mit „Mild-Hybrid“-System zur Auswahl. 2020 soll noch ein „richtigerer“ Plug-in-Hybrid folgen.
Als vielleicht schwierigstes „zweites Album“ in der Geschichte der Automobilindustrie stellen sich nun alle die Frage, inwieweit der neue Defender das Charisma des Originals überzeugend neu interpretieren kann. Eine Frage, die man vielleicht erst dann wird beantworten können, wenn die Leute längere Zeit mit dem Auto „gelebt“ haben. Egal – wir können es schon jetzt kaum erwarten, ans Steuer zu kommen.
Fotos: Land Rover