Mit welchem Sportwagen würde Ferris Bueller im Sommer 2014 wohl blaumachen?
Mit welchem Sportwagen würde Highschool-Legende Ferris Bueller im Sommer 2014 wohl blaumachen? Der neue Ferrari California T kommt nicht vor dem Spätsommer auf die Straße, der Porsche 911 Targa ist mit seinem Klappverdeck zu auffällig – aber wie wäre es mit dem neuen Jaguar F-Type R Coupé? Ein großer Gepäckraum und zwei Sportsitze, dazu ein Fünfliter-Kompressor-V8 mit 550 PS und ein Dach, das einen nicht nur vor der Sonne, sondern auch vor neugierigen Blicken übereifriger Kollegen schützt. Mit anderen Worten: Der perfekte Fluchtwagen für ein verlängertes Wochenende, den man auch ohne Trenchcoat, Hut und Sonnenbrille fahren kann!
Höllisches Knistern
Nicht 340 PS wie das Einstiegsmodell, 380 PS wie die S-Version, sondern 550 PS drückt der V8 des Jaguar F-Type R auf die Straße. Dazu kommt ein maximales Drehmoment von 680 Newtonmetern bei 2.500 Umdrehungen. Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert 4,2 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 300 km/h. Verlockende Zahlen, doch erfahrene Krimileser wissen: Ein unbedachtes Radarfoto kann das schönste Alibi zunichte machen, also gleiten wir im Morgengrauen mit vorbildlichen 119 km/h in Richtung der Bayerischen Voralpen. Doch mit seiner orangefarbenen Lackierung und einem Achtzylinder, der beim Herunterschalten knistert und prasselt, als würde in der Hölle gerade neues Popcorn ins Fegefeuer geworfen, ist unserem Fluchtwagen ohnehin jedes Understatement fremd.
Gasgeben, Einlenken, Bremsen, Herunterschalten
Am Wochenende stauen sich hier die Wohnmobile – doch an einem Arbeitstag hat man die Serpentinen rund um den Walchensee fast allein für sich: Gasgeben, Einlenken, Bremsen, Herunterschalten, und erneut auf’s Gas. In Kurven schiebt der Wagen leicht über die Vorderachse, beim Bremsen spürt man das Heck im Nacken, ansonsten ist der geschlossene F-Type beeindruckend agil und direkt, präzise zu steuern, aber auch komfortabel und leicht zu handeln. Kein Wunder: Das adaptive Fahrwerk der „R-Version“ passt Federn und Dämpfer in Sekundenbruchteilen an, ein elektronisch gesteuertes Differential hilft, das Drehmoment kontrolliert auf die Straße zu bringen.
Die eigentliche Überraschung ist aber, wie steif der Jaguar in den scharfen Serpentinen liegt. Kein Vergleich mehr zu den Jaguar-Dickschiffen vergangener Tage, die sich hier von einer Seite auf die andere warfen. Selbst gegenüber dem Jaguar F-Type Roadster hat das Coupé um 80 Prozent an Steifigkeit gewonnen, obwohl es mit 1.665 Kilo fast das gleiche Gewicht auf die Waage bringt. Als handfester und kompakter Sportwagen ist die etwas mehr als 100.000 Euro teure „R-Version“ tatsächlich eine Offenbarung. Der Wagen ist rauh, laut, dreckig – selbst wer sonst mit einem Ferrari unterwegs ist, kommt hier nicht zu kurz.
Die alles entscheidende Frage
Schließlich Runterkühlen am See, in die Sonne blinzeln, ein paar Steine springen lassen und die alles entscheidende Frage beantworten: Ist das bissige Jaguar F-Type R Coupé tatsächlich die erste Wahl für einen inoffiziellen Kurzurlaub – und nicht doch eher der Roadster, der sich in den USA bereits besser verkauft als der Porsche 911? Solange Sie Ihren Chef nicht mit einer halbgaren Geschichte über den Zusammenhang von Sommergrippe und Sonnenbräune langweilen möchten, klärt sich diese Frage eigentlich von selbst.
Fotos: Jan Baedeker