Der Concours of Elegance hatte schon immer eine besonderes Flair. Nicht nur dank der malerischen Umgebung, in der er stattfindet, sondern auch, weil die Teilnehmer selbst über den Sieger entscheiden. In diesem Jahr ging der Preis „Best in Show” an den umwerfenden Delage D8-120 S ‘de Villars’ Baujahr 1938 aus dem Bestand der Pearl Collection, die auch das betörende Talbot Lago C T150 SS Teardrop Coupé und den Bugatti Type 59 beherbergt, über die wir bereits vor einigen Wochen berichteten. Während schon die Frontpartie des Delage höchst eindrucksvoll ist, so wirkt er nach unserem Geschmack am eindrucksvollsten von schräg hinten, allein schon wegen dieses schwungvoll ausladenden Hecks. Ein Auto, dass die Dramatik und Eleganz der Art Deco-Ära perfekt verkörpert, mit reichlich Chrom, Nieten und einer Gesamtoptik, die selbst einem Ferrari 250 GTO die Show stahl.
Weitere Art Deco-Meisterwerke, die uns ins Auge fielen, waren ein famoser Hispano-Suiza H6B Dubonnet Xenia aus dem gleichen Jahr - der 2016 die Best in Show“-Trophy erhielt - und eine nahezu makellose Alfa Romeo 6C-2500 SS Touring Berlinetta von 1949, um nur die Wichtigsten zu nennen.
Doch waren es nicht nur die Oldtimer, die uns begeisterten. Denn zusätzlich parkte auf den manikürten Rasenflächen der ehemaligen Residenz von Heinrich VIII. eine veritable Abordnung automobiler Legenden aus den 1990er- und frühen 2000er-Jahren. Ein schöner dunkelgrüner Porsche Carrera GTZ gab ein seltenes Gastspiel, irritierte und beeindruckende Besucher gleichermaßen durch seine subtilen, wenngleich wirkungsvollen Unterschiede zum Standardmodell.
Bei jeder anderen Show wäre der GTZ das Gesprächsthema Nummer Eins gewesen, aber der Auftritt des McLaren F1 GTR Langheck in Parabolica-Farben verursachte fast eine Hysterie. Der „normale“ McLaren F1 versprühte bereits eine beachtliche Straßenpräsenz, aber dieser gelb/blaue „Longtail“ verleiht dem Begriff eine neue Bedeutung. Man muss sich das Auto schon etwas genauer ansehen, um all die vielen genialen Details seines Konstrukteurs Gordon Murray zu erkennen.
Zu unseren weiteren Favoriten zählte der abgrundtief schöne Maserati A6G Zagato Baujahr 1956 aus dem Besitz von Jonathan Segal. Nicht nur beeindruckt er durch seinen lässigen Stil und die fließenden Karosserielinien, die man von einem italienischen Top-Grand Tourer erwarten darf. Sondern wartete noch mit einem weiteren Trumpf auf: Einer Flasche The Balvenie Scotch Whisky, zusammen mit vier Zigarren im oberen Abteil des geteilten Kofferraums, der im unteren Teil auch noch den Reservereifen aufnimmt.
Auch dieses Event feierte das 75-jährige Firmenjubiläum von Ferrari, verdeutlicht durch vor dem Palast aufgereihte Vollblüter aus Maranello. Unter ihnen der erwähnte Ferrari 250 GTO, stolz seine Patina tragend, an die wir uns so gut von The ICE erinnern, der wundervolle 365P Berlinetta „tre posti“ und unser Favorit, ein wunderhübscher 750 Monza.
Abseits der Ausstellungsfahrzeuge steuerten unsere Freunde von A Lange & Söhne die vielleicht wichtigste Neuheit des Events bei: die Einzelanfertigung eines 1815 Chronograph in der „Hampton Court Edition”. Der beeindruckende Zeitmesser wird am 6. November von Phillips zusammen mit Bacs & Russo auf der Genfer Uhrenauktion XVI versteigert. Der Erlös kommt dem Prince‘s Trust zugute.
Es ist uns leider nicht möglich, alle spektakulären Automobile des Concours of Elegance 2022 zu erwähnen, aber wir hoffen, dass wir Ihnen einen guten Eindruck von der beeindruckenden Präsentation geben konnten, die am vergangenen Wochenende im Hampton Court Palace stattfand. Einmal mehr hat sich der Concours of Elegance als ein absolutes Highlight im automobilen Kalender erwiesen.
Fotos: Mikey Snelgar