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Das sind für Mr. Curves Neuseelands sechs Must-drive Routen

Nach Veröffentlichung des jüngsten Curves-Bandes über Neuseeland sprachen wir mit dem Fotografen und Herausgeber Stefan Bogner über seine besten Straßen auf der Südinsel.

 

„Neuseeland besteht nicht nur aus sechs Straßen. Es ist eine Reise in die Seele, weil man nicht nur eine Grenze überquert, sondern auf der anderen Seite der Welt herauskommt – und das macht etwas mit einem“, erzählt Stefan Bogner nach seiner Fahrt um die neuseeländische Südinsel in einem Porsche 911 T der Generation 992. „Aus europäischer Sicht scheint NZ in Bezug auf Landschaft und Natur ziemlich ähnlich zu dem, was wir kennen, aber auf gewisse Weise ist es auch ganz anders. Die Wälder sind sehr dicht, man kann nicht einfach durch sie hindurchgehen. Die Gesänge der Vögel und die Pflanzen sind tropisch, so dass man sich wie in einem Science-Fiction-Film fühlt, durch den man in eine parallele Dimension versetzt wird.“

„Es ist ein nicht überlaufenes Land, da wir außerhalb der Saison reisten, waren selbst an den touristischen Hotspots nicht viele Menschen anzutreffen. Das wirkt beruhigend und hilft einem, sich von den elektronischen Geräten in unserem Alltagsleben zu lösen und sich mehr auf sich selbst zu konzentrieren. Die Menschen, die wir trafen, waren sehr freundlich, man wähnt sich auf einem Planeten der Freundlichkeit. Kommt man aus einem gestressten europäischen Leben, muss alles pünktlich sein, man muss wie ein Schweizer Uhrwerk funktionieren und das Leben ist wie eine Excel-Tabelle. Die Grenzkontrolle hier ist wie ein herzlicher Empfang, keine mürrischen Leute, sie sagen einfach: „Viel Spaß, enjoy it!“ Schon die ersten fünf Minuten sind so ganz anders. Sie verlangsamen dich und du musst dich neu kalibrieren. Und dann kann die Reise über meine sechs schönsten ‚scenic routes‘ beginnen.“

Von Christchurch nach Akaroa 

„Ein guter Appetizer für die Südinsel Neuseelands ist die Straße von Christchurch nach Akaroa. Nehmen Sie die B- und nicht die A-Straßen; es gibt eine sehr reizvolle Strecke namens Summit Road, die man in einem Tag zurücklegen kann. Wir haben sie zweimal gemacht; zunächst nach der Ankunft und dann nochmal vor Abreise. Am Anfang ist es noch eine normale Landstraße, die dann in eine hügelige, landschaftlich reizvolle Piste übergeht. Die Fahrbahn ist nicht sehr breit, aber die Aussicht auf die Punkte, an denen die Hügel auf das Meer treffen, ist fantastisch! Außerdem ist es nicht weit bis Christchurch, wo ich empfehle, ein paar Tage zum Chillen und Erkunden zu verbringen.“

Arthur’s Pass

„Das erinnert fast an eine Alpenstraße, die für den Verkehr gebaut wurde, sie ist nicht als Panoramastraße gedacht. Es gibt dort dieses berühmte Otira-Viadukt, das aber ehrlich gesagt ziemlich langweilig ist. Die schönsten Stellen sind vor der Passhöhe, und alles, was danach kommt, ist auch atemberaubend. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, es hat sogar ein bisschen geschneit, was sehr schön war. Am Anfang begleitet die Straße einen Fluss, dann steigt sie an und man hat diesen atemberaubenden Blick auf die ringsum aufragenden Bergketten. Für mich ist dies ein Ort, an dem ich zwei Tage lang immer wieder hin- und herfahren könnte. Für den Pass selbst braucht man etwa zwei Stunden, aber nehmen Sie sich Zeit, und wenn Sie gerne fahren, machen Sie es zweimal! Es gibt viel zu sehen, also sollten Sie unbedingt das Auto stehen lassen und ein paar Spaziergänge machen. Die Gegend eignet sich hervorragend zum Wandern, und Sie sollten sich unbedingt den Castle Hill ansehen, eine beeindruckende Felsformation, die aussieht wie aus Game of Thrones entsprungen.“ 

Highway 6

„Die Straße von Fox River nach Pancake Rocks geht entlang der Westküste der Südinsel. Ohne Übertreibung gehört sie zu den schönsten Küstenstraßen, die ich je gefahren bin. Die Distanz beträgt vielleicht nur 30 Kilometer, aber jeder Meter ist ein Genuss, besonders der Abschnitt am Punakaiki-Strand. Hier mündet ein aus den Bergen kommender Fluss ins Meer, es herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit, so dass es je nach Monat sehr neblig sein kann. Wegen der Berge halten Regenwolken oft dort an, man kann an der sattgrünen Landschaft erkennen, dass es dort sehr gern regnet. Es ist ein Regenwald, aber nicht so, wie wir ihn aus Asien kennen – er ähnelt eher den europäischen Wäldern, ist aber viel dichter. Weil es mir so gut gefallen hat, bin ich dort drei Tage geblieben, um Fotos zu machen.“

Auf dem Highway 94 nach Milford Sound 

„Fiorland heißt die geographische Region im Südwesten, und in der Tat sieht es hier aus wie in Norwegen. Man wähnt sich fast in einem anderen Land. Gerade noch sieht die Gegend aus wie an einem schottischen See, und plötzlich ist man irgendwie in Norwegen. In Neuseeland ändern sich die Landschaften schnell, in der einen Sekunde ist man in den USA, dann in den Alpen und dann in Norwegen. Diese Strecke ist ein Muss, und man sollte unbedingt sehr früh am Morgen losfahren. Am schönsten ist es, wenn es regnet, und ich war froh, dass es an einem Tag geregnet hat, um die ganze Dramatik dieses Ortes zu erleben. Dann nehmen Sie das Boot, es ist zwar sehr touristisch, aber ein ‚must‘. Weil eine einmalige Gelegenheit, Fiordland in seiner ganzen Pracht zu erleben.”

Lindis Pass

„Er ist mit 971 Meter nicht sehr hoch, und es gibt auch keine wirklichen Berge drumherum. Aber eine genussvolle Straße über grüne Hügel, die aufgrund der Bewachsung mit Tussock-Gräsern ins Braune changieren. Auch hier ist die Szenerie schwer zu beschreiben, weil sie so einzigartig ist, fast wie die Landschaft in Teletubbies! Nicht aggressiv, sondern freundlich in ihrer Schönheit und Schlichtheit. Die Trasse schlängelt sich durch sie hindurch, bergauf und bergab, vorbei an einem Fluss. Auch das in einer völlig anderen Landschaft als im Rest der Südinsel.“ 

Vom Lake Pukaki zum Mount Cook

„Eine der schönsten Sackgassen, die ich je gefahren bin. Sie gleitet am wunderschön türkisfarbenen Lake Pukaki See entlang, und gibt dann den Blick frei auf den Aoraki/Mount Cook, mit 3724 Meter der höchste Berg Neuseelands. Was hier so begeistert, sind die Unterschiede in der Farbpalette: die Grüntöne sind satter, die Blautöne sind türkisfarbener, und das Licht ist einfach anders. Wenn man nach Neuseeland kommt, ist es, als ob man der Realität, dem grauen Alltag, eine schöne neue Farbnote verpasst, und das tut der Seele gut. Zusammen mit dem Essen und der Freundlichkeit ist alles auf eine angenehme Art und Weise anders.“ 

„Das sind nur sechs Highlights, aber ganz Neuseeland selbst ist ein Highlight. Wenn man in die Schweiz reist, fährt man über einen Pass zum nächsten, doch die Straßen dazwischen sind nicht schön. In Neuseeland gibt es überall schöne Straßen, es gibt im ganzen Land keine hässlichen. Der Asphalt ist etwas rauer als in Europa, und es gibt einige Schotterpisten, da sollte man mit einem Sportwagen etwas vorsichtiger fahren. Aber insgesamt ist es ein sehr lockeres und gut zugängliches Land. Zu guter Letzt empfehle ich unbedingt einen Flug in einer Cessna. Ich habe noch nie eine Insel mit so vielen Flugzeugen und Hubschraubern gesehen, und es ist eine überraschend preiswerte Möglichkeit, die Insel aus einer ganz neuen Perspektive zu sehen.“ 

Sie können die neuesten Ausgaben von Curves sowie die meisten anderen von Stefan Bogner veröffentlichten Bücher in der Curvistan-Sektion unseres CD-Shops entdecken und erwerben.

 

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