Gianni Agnelli – der Mann, der wirklich alles besaß. Makellosen Stil, italienischen Charme und dazu Charisma im Überfluss. Und genügend Einfluss in seiner Heimat, um alles, auf dem seine tiefbraunen Augen ruhten, in Gold zu verwandeln. Er war in den Erfolgstagen von Fiat nicht nur der unbestrittene Chef, Agnelli interessierte sich auch für Fußball und war Eigner von Juventus Turin. Zudem inspirierte er mehrere Modehäuser, ihre Männermode auf eine neue Stufe des Raffinements zu heben. Die Frage, die sich uns sofort stellte, als wir uns über die strahlende Karriere dieser Ikone austauschten, war, welches Auto würde ein solcher Gentiluomo wohl selbst fahren?

Wir reden hier natürlich nicht von seinem Daily Driver, wobei wir uns in einer sonnengeküssten Träumerei gerne vorstellten, dass es eine Welt gäbe, in der alle täglich mit so einem Modell umherfahren dürften. Aber tatsächlich war dieser pfiffige kleine Fiat 500 Spiaggina Boano für eine gewisse Zeit Agnellis eigener fahrbarer Untersatz. Und ist er nicht unfassbar cool?

Die Karriere dieses speziellen 500 begann, als Agnelli zwei Autos von dem berühmten Mario Boano der Carrozzeria Ghia bestellte. Als Basis dienten Fahrwerk und Technik des bescheidenen Fiat Nuovo 500 – man darf mit Fug und Recht behaupten, dass die Autowelt auf das, was Boano dann schuf, nicht vorbereitet war. Diese in Manufaktur entstandenen Meisterwerke zeichneten sich durch hinreißende Karosserien aus, dazu einen großzügigen Einsatz von Hölzern, von Hand geflochtenen Vordersitzen und eine überaus einladende und verwöhnende Rückbank. Wer braucht eigentlich Sicherheitsgurte, wenn man in einer Samtcouch versinken darf?

Während das eine Strandmobil Aristoteles Onassis, dem damals reichsten Mann der Welt, übergeben wurde, wurde dieses Exemplar im Juni 1958 auf Agnellis Namen zugelassen und residierte in der spektakulären Villa Leopolda in Villefranche-sur-Mer in Frankreich. Das Auto sollte wie Gianni Agnelli selbst zum Inbegriff von Nonchalance und einer großen Portion Charme werden: Mehrfach wurde es in der „Vogue“ gefeiert und schob eine Welle an Strand-inspirierten und auch strandtauglichen Autos an, die über Jahrzehnte hinweg begeisterte Käufer fanden. Dieses Exemplar befindet sich in einem perfekt unrestauriertem Zustand und atmet förmlich Charakter und Heritage. Es wurde 2018 der Welt beim Concorso d´Eleganza Villa d`Este noch einmal gezeigt und dürfte auch bei fast jedem anderen Concours ein willkommener Gast sein.

Aber vor allem schenkt dieser Fiat 500 Spiaggina Boano allen, die das Glück haben, ihn zu betrachten, schiere Lebensfreude – la dolce vita lockt! Zugleich ist es ein veritables Stück rollender Kunst, entworfen und gefertigt von einigen der weltweit besten Spezialisten, die damit auch zeigten, wie sehr sie mühelos ihr Handwerk beherrschten. Keine Richtlinien, keine Grenzen, keine gesetzlichen Vorgaben, schlicht nur die spielerische Freunde am Autodesign. Dieser Hintergrund zusammen mit der bemerkenswerten Historie dieses kleinen Autos machen diesen frech-fröhlichen Cruiser zu einer unwiderstehlichen Ergänzung jeder Sammlung.

Der Fiat 500 Spiaggina Boano wird bei RM Sotheby´s bevorstehender Pariser Auktion am 31. Januar unter den Hammer kommen. Er dürfte mit Sicherheit die Schätzung zwischen 270.000 – 290.000 Euro erreichen.

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