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Dieser Porsche 912 Outlaw ist ein historischer Hot Rod in Reinkultur

Er mag zwar aussehen wie die moderne Interpretation des inzwischen sehr begehrten Porsche 912, aber dieser Hot Rod alter Schule ist ein Stück einmaliger Geschichte. Und er könnte dank DriverSource demnächst in Ihrer Garage parken.

Die Welt hat sich längst an den Anblick modifizierter Porsche 911 gewöhnt. Tatsächlich gewinnen wir den Eindruck, dass es seltener wird, einen Porsche so wie ihn Zuffenhausen schuf zu sehen, als eine adaptierte Spielart. Nachdem die Restomod- und Modernisierungsszene den beliebtesten Sportwagen ins Visier genommen hat, werden wir mit immer spektakuläreren Eingriffen verblüfft. Aber lange bevor Stars wie Singer und Gunther Werks ihrer Kreativität freien Lauf ließen, bewiesen die Hüter der alten Schule wie beispielsweise bei diesem 912-6 wie man einen Porsche zu einem Einhorn individualisiert. 

Lange galt der Porsche 912 ein bisschen als ein Nobody. Er wurde gebaut, um die Preislücke zwischen dem 356, der seinerzeit noch vom Band lief, und dem 911 zu überbrücken. In 1965 stellte Porsche den 912 vor: Ein vergleichsweise günstiger und weniger leistungsstarker Stallgefährte des 911. Obwohl die Verwandtschaft zum Elfer natürlich unverkennbar war, konnten viele mit der fehlenden Power des Vierzylinders wenig anfangen. Er war hübsch, aber hielt den Vergleich mit einem echten 911 nicht stand.

Besitzer des Newcomer 912 – die meisten schätzten sich glücklich, eine günstigere Version eines der besten Sportwagen der sechziger Jahre zu fahren und waren mit ihrer Wahl durchaus zufrieden, aber einige wenige fanden dann doch, dass sich da noch etwas optimieren ließ. Einer dieser Renegaten war Jerry Jensen.

Jensen kaufte den 912 in 1966. Die Farbe war ursprünglich Elfenbein, ein Ton, der ihm nicht besonders zusagte, genauso wenig wie das Finish. Obwohl er noch nie – noch dazu in seiner Garage – ein Auto selbst lackiert hatte, beschloss er, seinen 912 nach seinem Geschmack zu individualisieren. Nachdem Jensen in einer Boutique ein paar leuchtend grüne Damenschuhe entdeckt hatte, war auch schon die neue Farbe für den Porsche gefunden. Er sollte fast vier Monate damit verbringen, das Auto komplett neu zu lackieren. Der 912 war während der frühen siebziger Jahre Jensens Daily Driver, was dazu führte, dass kleine Blessuren und Makel nicht ausblieben. Aber der Mann hatte noch weitere Ideen im Köcher, um seinen Liebling auszubessern. Er nahm den Pinsel in die Hand und schuf auf der vorderen Haube graphische Zweiton-Flächen, eine davon etwas dunkler als die Basisfarbe, und erzielte einen Effekt, den man sich auch gut als Werksoption vorstellen könnte.

 

Jensens 912 hatte zwar nun den richtigen optischen Auftritt, aber als Fahrer-orientiertes Auto fehlte noch das gewisse Etwas. Das Prickeln dieses mittlerweile ikonischen 2,0-Liter-Boxer-Sechszylinder machte den 911 so unverwechselbar, obwohl der Besitz dieser Legende zunächst für Jensen ein Traum bleiben sollte. Bis ein befreundeter Mechaniker, der sich um den 912 kümmerte, einen verunfallten 911 der Teile wegen erhielt. Jensen ließ sich nicht zweimal bitten, schlug zu und bezahlte, in dem er seine Qualitäten als Landschaftsdesigner der Werkstatt zu Gute kommen ließ. Jensens 912 behielt sein ursprüngliches Fünfganggetriebe, das wegen seiner niedrigeren Getriebeübersetzung agiler war, dafür kam ein mächtigerer Motor an Bord. Damit startete dieser 912-6 in ein völlig neues Lebensgefühl.

Dieser ungewöhnlich grüne Porsche sorgte für regen Zuspruch, wenn Jerry Jensen unterwegs war. Einer der Bewunderer, selbst Fan eines smaragd-farbenen Porsche, war Ferry Porsche höchstpersönlich. Jensen sagte von dieser Begegnung: „Er schlenderte herum und beobachtete aufmerksam, so als wollte Dr. Porsche selbst sehen, was Menschen mit seinen Autos anstellten. Als er stehenblieb, um sich mit mir auszutauschen, war es nicht als der Porsche-Chef, sondern als ein Car Guy, der mit einem anderen fachsimpelte.“

Jerry Jensen sollte seine Kreation noch viele weitere Jahrzehnte pflegen und präsentieren und gewann dabei zahlreiche Bewunderer, die sich ebenfalls diesen „Jensen Touch“ mit Speziallackierung und Sondermerkmalen wünschten. Das Auto fährt sich auch heute ausgezeichnet, mit einer starken linearen Kraftentfaltung, straffer Lenkung sowie überzeugendem Schalt- und Bremsverhalten. Eingebettet in die reichhaltige Tradition der Porsche-Hot Rods ist dieser 912 ein historische bedeutsamer Outlaw, der bei Club-Treffen und Ausfahrten kontinuierlich für freudige Erregung sorgt. Dieses Exemplar wird jetzt zum Verkauf angeboten von dem Texanischen Händler DriverSource.

Wir schließen mit Worten von Jerry Jensen, die wundervoll beschreiben, weshalb ihm dieses Auto so wichtig war und in der Ausgabe 2012 des Porsche Panorama Magazine erschienen: „Letztlich ist er mein ganz eigener, und weil der 912 auch ein Teil von mir ist, habe ich ihn genauso gestaltet, wie ich es wollte.“

Fotos: Kaitlyn Clink