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Wie sich ein Mann den Traum eines DTM-Mercedes-Benz 190 E hier auf Classic Driver erfüllte

Die lebenslange Verbundenheit und Wertschätzung für diese Mercedes-Benz Rennsportlegenden führte den in Australien geborenen Meon Nehrybecki in unseren eigenen Classic Driver Markt - wo dieser 190 E 2.5-16 EVO II DTM-Hero aus der Saison 1992 auf ihn wartete!

Um zu verstehen, wie es zu diesem martialisch aussehenden 190 E kommen konnte, müssen wir die Uhr ins Jahr 1974 zurückdrehen. Als Mercedes-Benz mit der Entwicklung seines „Babymodells" begann. Die Entwicklungszeit für den „W201” betrug acht Jahre und verschlang die stattliche Summe von rund 2,3 Milliarden DM. Das Ergebnis war ein Auto, das nach Meinung vieler Tester völlig ausgereift war und den berühmten Komfort, die Sicherheit und die Raffinesse besaß, die jeden Mercedes-Benz aus dieser Ära auszeichneten.

Nach der offiziellen Vorstellung am 8. Dezember 1982 rannten die Kunden den Händlern fast die Showrooms ein. Der „Baby-Benz“ war auf Anhieb ein Erfolg und wurde bis August 1993 in exakt 1.879.629 Einheiten gebaut. 1984 organisierte Mercedes zur Eröffnung des neuen Grand Prix-Kurses am Nürburgring ein Markenpokal-Rennen mit dem sportlichen Top-Modell 190 E 2.3-16, das der damals noch am Anfang seiner Karriere stehende Ayrton Senna gewann. Unter den Millionen gab es auch immer wieder Sonder-Editionen. Darunter Homologationstypen für die DTM, was uns auf direktem Weg zu den Evo-Modellen führt, die die Mercedes und AMG gegen den ewigen Rivalen BMW auffuhren.

Nachdem das Reglement eine Hubraumerhöhung auf 2,5 Liter eröffnet hatte, erreichte die Rivalität zwischen den beiden Marken in den 1980er-Jahren einen Höhepunkt. BMW reagierte schnell mit dem M3 Sport Evolution. Mehr PS, ein besseres Handling und weniger Gewicht waren das erfolgversprechende Rezept. Zugleich musste das Auto robust genug sein, um die Belastungen eines beinharten DTM-Rennens anstandslos wegstecken zu können. Mercedes musste nachziehen und tat es 1989 mit dem 190 EVO I, von dem zur Erteilung der Homologation 502 straßenzugelassene Exemplare entstanden. Sie verkauften sich schnell und nur ein Jahr später zündete Daimler mit dem EVO II die bislang radikalste Version des Themas. Der ebenfalls nur 502 Mal aufgelegte DTM-Renner wirkte so, als käme er direkt von der Rennstrecke. Mit ausgestellten Radhäusern, ausziehbarer Frontlippe, dem überdimensionalen Heckflügel und einem Fahrwerk, das sich vor Hindernissen um bis zu 30 Millimeter anheben oder für ein besonders sportliches Fahrverhalten um 15 Millimeter absenken ließ. 

Den ersten Sieg eines EVO II holte Kurt Thiim am 5. August 1990 beim Flugplatzrennen Diepholz. Klaus Ludwig wurde 1991 auf EVO II DTM-Vizemeister, 1992 gewann er den Titel vor Thiim und Bernd Schneider. 1992 räumte Mercedes richtig ab, der EVO II gewann insgesamt 16 von 24 Rennen. Es war eine goldene Ära der DTM, allein in der Saison 1990 sollen bis zu 152 Millionen Fans die Rennen am Fernsehen verfolgt haben. Die DTM-Macher schwelgten in ihrem Erfolg, viele lukrative Sponsorenverträge verliehen diesen kastenförmigen Tourenwagen Glanz und Glamour. Unter den Lackierungen, die am meisten auffielen, war die des Autopflegemittelherstellers Sonax für den von Klaus Ludwig gesteuerten 190 E EVO II. Und es war dieses Auto, das die Phantasie des Besitzers des hier abgebildeten Modells, Meon Nehrybecki aus Sydney, anregte. 

Als es darum ging, einen Sonax 190 E EVO II aufzuspüren, gab es für Meon natürlich nur einen Ort, an dem er sich umsehen konnte: den Classic Driver Markt! Wir haben uns mit ihm unterhalten, um mehr über sein rennfertiges Exemplar herauszufinden. 

„Ich habe mich schon seit früher Kindheit für Autos und den Motorsport begeistert. Mein Vater war von den 1960ern- bis zu den 1980er-Jahren sehr stark im Rennsport engagiert. Er arbeitete für Lola in Großbritannien und entwarf für den australischen Meister Frank Matich einige Autos, mit denen er Meisterschaften gewann“, erzählt Meon.

„Vor diesem Hintergrund war ich von klein auf an den Rennstrecken unterwegs und besuchte viele Jahre lang auch die Rennen in Bathurst. In den 1990er-Jahren wagte ich mich zehn Jahre lang an Schotterrallyes, ehe ich mich zurückzog, um mich auf mein Geschäft zu konzentrieren und eine Familie zu gründen. Als das Geschäft und die Familie erwachsener geworden waren, beschloss ich ein Comeback im Motorsport. Nachdem ich ein Gruppe-A-Tourenwagenrennen im Sydney Motorsport Park gesehen hatte, wusste ich, was ich tun wollte.“

Wir wollen aber nun mehr darüber erfahren, wie er einen der begehrtesten DTM-Mercedes aller Zeiten ausfindig gemacht hat. „Mit dem wachsenden Interesse am 190 E habe ich alles, was mit diesen Autos zu tun hatte, im Internet genau verfolgt. Die COVID-bedingten Sperren verschafften mir noch mehr Zeit, mich meiner Recherche zu widmen, und so fand ich diesen Wagen im Classic Driver Markt. Es handelt sich um ein Exemplar von Mercedes-Benz Motorsport aus dem Jahr 1991, das als Werkswagen eingesetzt und später an das MS-Jet-Team ausgeliehen wurde, wo es in der Saison 1992 von Ex-Formel-„1-Fahrer Jacques Laffite und Jörg van Ommen gefahren wurde. Nach dem Ende der Saison 1992 lackierte Mercedes den Wagen in die berühmte Klaus-Ludwig-Sonax-Siegerlackierung um, in der er sich heute präsentiert. Da ich seit 27 Jahren Mercedes-Benz Händler im Großraum Sydney bin, lag es auf der Hand, dass ich ihn kaufen musste.“

Was das Fahrerlebnis angeht, überlassen wir es Meon, Ihnen ein paar Eindrücke zu schildern: „Meine erste Ausfahrt mit dem Auto war bei der Sydney Classic Heritage Touring Car Veranstaltung, und sie hat meine Erwartungen übertroffen. Das Auto macht alles, was man von ihm verlangt. Es bremst in und fährt durch Kurven wie nichts anderes, das ich bisher gefahren bin. Und mit Drehzahlen von bis zu 9000 U/min mangelt es beim Durchdrücken des Gaspedals nicht an Nervenkitzel. Es ist offensichtlich, warum der 190 E 2.5-16 EVO II ein Siegerauto und einer der besten, vielleicht sogar der beste Renntourenwagen war, der je gebaut wurde.“ 

Photos by James Horne