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Wie der Vater, so die Tochter bei Restocar in Montreux

David Twaites, einst Violinist im philharmonischen Orchester Hongkong, hat in Montreux eine der angesehensten Werkstätten Europas für Vorkriegs-Fahrzeuge aufgebaut. Nun übernimmt Tochter Carolyn das Zepter – wir haben beide besucht....

Was sind Ihre frühsten automobilen Erinnerungen?

David: In bin in Süd-London geboren und aufgewachsen und kann mich gut daran erinnern, wie die Leute ihre Autos noch auf der Straße reparierten. Ich sah Autos, an denen die Achsen, die Räder, ja sogar die Motoren ausgebaut waren. Es war gang und gäbe, technische Probleme zusammen mit den Nachbarn zu lösen.

Carolyn: Wir hatten immer viele Autos zuhause und dazu kamen regelmäßig Freunde mit ihren Klassikern zu Besuch. Wir hielten uns gerne in Dads Garage auf und waren fasziniert von den Wagen. Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir Tage vor Rennen, wie der Mille Miglia. Dann fuhren die Autos immer vom Hof.

Liegen in diesen Zeiten die Ursprünge für Ihre gemeinsame Leidenschaft?

David: Zu jener Zeit waren die Autos zwar nicht alt. Aber ja – es war diese Ära, die bei mir den Bazillus einpflanzte.

Carolyn: Für mich war es einfach natürlich, in einer solchen Umgebung aufzuwachsen. Das war ein automobiles Abenteuer. 

David, könnten Sie uns ein wenig mehr über Ihre berufliche Laufbahn erzählen? Haben Sie immer schon an klassischen Automobilen gearbeitet?

Nein. Im Alter von sechs Jahren begann ich Geige zu spielen. Ich übte intensiv und war schon mit 14 Leiter des Schulorchesters. Nach der Suez-Krise von 1956 gründete ich zusammen mit einem Freund in Croydon eine Werkstatt zur Dekarbonisierung von Motoren. Die Angst vor einer Benzinknappheit hielt noch eine Weile an, sodass wir auch allgemeine Wartungen an Autos durchführten. Als ich dann der Royal Air Force beitrat, hatte ich das Glück, nach Hongkong versetzt zu werden. Wo ich dann im dortigen Philharmonie Orchester vier Jahre lang Geige spielte. Nach dem Ende meiner Zeit bei der RAF baute ich in Cheltenham ein Boot und segelte damit nach Spanien. Dann schlug das Schicksal zu – und es verschlug mich in die Schweiz.

Sie spezialisieren sich auf Vorkriegs-Modelle – was macht Sie aus Ihrer Sicht so speziell?

Wenn man in einen Vorkriegswagen steigt, betritt man im Vergleich zu modernen Modellen eine andere Welt. Alles wurde ja noch von Hand gemacht, und wenn man solch ein Auto fährt, erwacht es mit Deinen eigenen Händen zum Leben. Es schärft die Sinne, weil man diese Handwerklichkeit und den klar definierten Einsatzzweck spürt und schätzen lernt. 

Carolyn, Sie bereiten sich gerade vor, das Geschäft Ihres Vaters zu übernehmen. War es für sie immer ausgemachte Sache, im Familienbetrieb zu bleiben?

Ja, das hatte ich immer im Hinterkopf. Ich arbeitete zwar im Ausland, doch immer, wenn ich in der Schweiz war, verbachte ich die Wochenenden in unserer Garage, um an den Autos zu arbeiten. Nun ist der richtige Zeitpunkt für David gekommen, den Staffelstab weiterzugeben.

Neben ihrer Vorliebe für Vorkriegsmodelle hegen Sie auch eine große Sympathie für Autos der 50er- und 60er-Jahre. Was macht für Sie den Reiz dieser Epoche aus?

Sie sind einfach fantastisch – und so facettenreich. Ich schätze mich glücklich, seit vielen Jahren einen 65er Porsche 911 zu fahren. Ich begann mit einem anderen 911er und einem Austin-Healey 100/4 bei Rallyes, ehe ich – erneut mit einem 911 – auf die Rundstrecke wechselte. Der Porsche ist halt ein unglaublich vielseitiger Wagen. Was die Vorkriegs-Autos anbelangt, entdecke ich fast täglich Neues an ihnen. 

Werden Sie die Philosophie von Restocar durch die Hinzunahme jüngerer Fahrzeuge verändern? 

Sagen wir es so: David wird auch weiterhin sehr stark mit dem Geschäftsbereich der Pre-War-Modelle verbunden sein. Ich werde mich auf den Ausbau der Post-War-Sparte konzentrieren.

David, sind Sie glücklich darüber, die Geschäftsführung jetzt in die Hände Ihrer Tochter zu legen?

Ja, sehr glücklich, denn es fühlt sich für mich wie eine natürliche Evolution an. Ich bin sehr stolz auf Carolyn und weiß, dass sie unser Geschäft auf eine neue Ebene führen wird. Auch, weil sie in der Welt des historischen Motorsports bewanderter ist. In meiner neuen Rolle als Berater für Vorkriegsmodelle werden wir weiter zusammenarbeiten. Natürlich werde ich immer bereitstehen, sie zu unterstützen und ihr auch jede Hilfe anbieten. Doch bin ich sicher, dass sie ihren eigenen Weg finden wird. 

Carolyn, können Sie uns ein wenig mehr über die von Restocar in Montreux angebotenen Serviceleistungen erzählen? 

Wir haben ein Team aus sehr erfahrenen Mechanikern aufgebaut, die ihre Fähigkeiten sowohl an den Vorkriegsmodellen als auch Fahrzeugen aus den 80er-Jahren anwenden können. Wir bieten eine breite Palette von Dienstleistungen an. Von Motoren-Neuaufbauten, Komplett-Restaurierungen und der Vorbereitung für Rennsporteinsätze über das Collection Management bis zu allgemeinen Wartungsarbeiten sowie Beratung beim Import oder Kauf/Verkauf von Fahrzeugen. Wir werden unsere Geschäftsphilosophie mit dem gleichen Spirit fortsetzen. Um so den besten Service für unsere Kunden zu sichern und ihnen zu garantieren, dass ihre Fahrzeuge den Erwartungen an einen Einsatz auf der Straße, bei Rallyes oder Rundstreckenrennen erfüllen. Wir organisieren auch Technik-Workshops – dabei können die Kunden ihre Autos besser kennenlernen.

Es gibt wenige Frauen in dieser Branche, ganz speziell in einem solch mechanisch geprägten Umfeld. Wie fühlen Sie sich dabei?

Keine Frage, das war traditionell eine stark männlich geprägte Welt. Doch in den letzten Jahren haben immer mehr Frauen den Weg in die Welt des historischen Motorsports und des Classic Car-Geschäfts gefunden. Ich bin sehr glücklich über diese Entwicklung – ein hoffnungsfrohes Zeichen für die Zukunft. 

Dank der Unterstützung von Kunden haben Sie viel Erfahrung im historischen Motorsport sammeln können. Wie kam das zustande?

Ich schätze mich glücklich, Kunden zu haben, die an den aufregendsten und exklusivsten Classic Car Events Europas teilnehmen. Unsere Aufgabe bestand darin, die Autos vorzubereiten und sicherzustellen, dass sie bis ins Ziel kamen – bei einigen Veranstaltungen war ich als Co-Pilotin selbst mit dabei. Wir sind die Mille Miglia insgesamt 15 Mal mitgefahren, dazu kamen Bergrennen und Rundstreckenrennen. Wir nahmen auch an der Coppa d’Italia und der Rallye Monte-Carlo teil.

Haben die Motorsportaktivitäten Sie noch besser auf die Arbeit in der Werkstatt vorbereitet, ja trainiert? 

Ich lebe meine Passion am liebsten gemeinsam mit Freunden oder Kunden aus. Sei es bei einer Diskussion über Autos bei einem Kaffee am Samstagmorgen hier in der Garage, bei Fahrten durch die Schweiz oder Frankreich oder bei Track Days, Rallyes oder Rennen. Durch letztere habe ich ein tieferes Verständnis für die Wünsche der Kunden bekommen. Sowie darüber, was zu tun ist, damit diese Autos ihr volles Potenzial entfalten können. 

David, was war das erinnerungswürdigste Auto, an dem Sie jemals in ihrer Werkstatt gearbeitet haben?

Aufgrund seines Konzepts und seiner komplexen Technologie der Cunningham C2. Aber ganz ehrlich: Das Gros der Autos, mit denen wir zu tun haben, ist einfach unglaublich.

Unabhängig vom Budget: Was wäre Ihr Traumauto?

David: Alle! (lacht)

Carolyn: Vielleicht ein Bugatti Typ 35 oder ein Lister Knobbly. Ich höre nicht auf zu träumen...

Fotos: Rémi Dargegen für Classic © 2017

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