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Magazin

Das Goodwood Festival of Speed 2015 in 101 atemberaubenden Bildern

Was für ein Fest! Haben nur wir das Gefühl, oder war das Goodwood Festival of Speed am vergangenen Wochenende tatsächlich das größte Action-Spektakel aller Zeiten?

Vollgas ohne Angst

Das diesjährige Motto des Festival of Speed lautete „Flat-out and Fearless“ – und wer hatte diese ewige Rennsport-Formel besser auf den Punkt gebracht, als Stirling Moss und Denis Jenkinson bei ihrem Mille-Miglia-Sieg im Jahr 1955? Das 60. Juniläum des großen Triumphes wurde in Goodwood dann auch angemessen gefeiert – mit sieben von neun gebauten Mercedes 300 SLR inklusive beider Uhlenhaut-Coupés und Chassisnummer 1 mit ihrer experimentellen Luftbremse für Le Mans. Sir Stirling persönlich ließ es sich dann auch nicht entgehen, die berühmte Mille-Miglia-Startnummer „722“ über den Berg zu jagen. Auch am Steuer eines W196 Grand-Prix-Rennwagen wurde der Veteran gesehen, während Hans Herrmann den Wagen mit Nummer „704“ pilotierte und Jochen Mass dem SLR „658“ die Sporen gab. Was für ein sensationeller Anblick!

Die Höhepunkte des Hillclimb

Doch das war freilich nur der Anfang. Auch andere Fahrer, Rennteams und Marken hatten das diesjährige Motto nur allzu wörtlich genommen. So demonstrierte Mark Wallace, wie man mit einem Darracq von 1905 über die Strecke driftet, während uns vom Line-Up der Grand-Prix-Ferrari von Gilles Villeneuve noch immer die Ohren klingen. Eindrucksvoll auch die Performance des „Blue Train Bentley“, der an das Jubiläum von Woolf Barnatos berühmtem Rennen gegen einen Nachtzug von Cannes nach Calais erinnerte. 

Tage des Donners

Und wieder war es den Organisatoren im Dienste des Earl of March gelungen, eine völlig einzigartige Bandbreite von Automobilen nach Goodwood zu locken. Im Fahrerlager konnte man die feuerspuckenden Monster des Edwardianischen Zeitalters gleich neben klassischen Langstreckenrennwagen und modernen F1-Geschossen bewundern. Unsere persönlichen Höhepunkte waren die knisternden Wankelmotoren der Mazda-Prototypen wie dem Le-Mans-Sieger von 1991, der unvergleichlich schöne Alfa Romeo TZ2 von David Sydorick und natürlich das „Biest von Turin“ – ein donnerndes 28-Liter-Monster, das noch auf dem Weg ins Fahrerlager wie ein Drache Feuer spuckte und unserem Autoren beinahe die Augenbrauen gekostet hätte. 

Ehre für ein Lebenswerk

Und wo wir gerade von versengten Augenbrauen sprechen: Rennlegende Derek Bell wagte sich am Wochenende in jenen Ferrari 512M der Ecurie Francorchamps zurück, in dem er während seines allerersten Sportwagenrennens in Spa einen Brand während eines Pitsops wie durch ein Wunder überlebt hatte. Auch zahlreiche andere Autos aus der Karriere von Derek Bells waren zugegen, um die 50 Jahre seit seinem Rennsport-Debüt und die 40 Jahre seit dem erstem  Le-Mans-Sieg gebührend zu feiern. Die Liste der Autos war beeindruckend: Porsche 917, 908, 936 und 956/962, McLaren F1 GTR und BMW 3.0 CSL. Entsprechend gerührt war Bell, dem bei einer kurzen Ansprache fast die Tränen in den Augen standen. Was für eine Karriere! An manche Rennwagen konnte sich der Champion schon gar nicht mehr erinnern...

Sweeping statements

Auch beim Cartier Style et Luxe auf dem Rasen vor Goodwood House hatten sich wieder einige bemerkenswerte Klassiker versammelt, um in Wertungsklassen wie „Coach and Horses“, „1950s and 1960s Coach-built Ferraris“ oder „Sweeping Statements“ (für Autos der 1920er und 1930er Jahre mit Figoni et Falaschi-Karosserie) gegeneinander anzutreten. Die Jury bewies Geschmack und kürte einen prächtigen Talbot-Lago T150-C-S ‘Goutte d’Eau’ – in Großbritannien als „Talbot Teardrop“ bekannt – zum „Best in Show“. Wir waren derweil besonders von einem Jaguar XJ220 V12 Prototyp, dem grazilen Ferrari 250 GT Lusso by Fantuzzi und dem Citroën DS 19 Le Paris fasziniert.

Kneif' mich - ich träume!

Im Gedächtnis bleiben einem am Ende vor allem jene Momente, in denen man sich selbst in den Unterarm kneifen muss, um sicherzugehen, nicht zu träumen. Und wo sonst, wenn nicht in Goodwood, kann man an einer Reihe von Klassiker vorbei spazieren, die allesamt einmal in Steve McQueens Garage standen, oder Richard Attwood und Hans Herrmann beim „Klönschnack“ beobachten, während eine Flugstaffen von Eurofighter Typhoons ihre Streifen über den Himmel zieht und Valentino Rossi im Hintergrund einen Lancia 037 im Martini-Look durch die Rallye-Etappe prügelt? Es wurde schon tausendmal geschrieben, und wir kommen doch nicht darum herum: So etwas gibt es nur beim Festival of Speed!

Fazit einer Legende

Selbst „Mister Motor Racing himself“ zeigte sich vom diesjährlichen Festival sichtlich beeindruckt. Während eines Boxengassen-Plausches verriet und Sir Stirling Moss am Wochenende, wie sehr er sich in Goodwood zuhause fühle: "Das Goodwood Festival of Speed ist ein wunderbares Klassentreffen, bei dem man alte Bekannte wiedertrifft. Und man sieht Autos, die sonst wirklich nirgendwo zu sehen sind. Goodwood ist einfach die Heimat des Motorsports – gleichzeitig wird die Sache hier nicht allzu ernst genommen. Die Leute hier verstehen einfach, was wir die ganzen Jahre hinterm Steuer getrieben haben!" Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.  

Photos: Peter Aylward for Classic Driver © 2015