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Legenden der Lombardei: Die Moto Guzzi Story

Es fällt schwer, sich eine Motorradmarke mit einer spannenderen und romantischeren Geschichte vorzustellen, als Moto Guzzi. Mit 93 Jahren ist die Lombardische Marke die älteste Motorradmanufaktur in Europa, die noch immer produziert.

Wie so oft in der Historie der europäischen Automobile und Motorräder entstand auch Moto Guzzi aus den Wirren des Krieges: Carlo Guzzi und Giovanni Ravelli, beide Piloten im ersten Weltkrieg, hatten sich mit ihrem Mechaniker Giorgio Parodi zusammengetan, um ihre eigenen Maschinen zu bauen. Für Ravelli endete die Geschichte jedoch, bevor sie so recht begonnen hatte – er starb bei einem Flugzeugabsturz, nur wenige Tage vor Ende des Krieges. Guzzi und Parodi entschlossen sich, den gemeinsamen Traum dennoch zu verwirklichen und gedachten ihrem Freund mit dem berühmten Adler des Moto-Guzzi-Logos, das sie der italienischen Luftwaffe entliehen hatten. Starthilfe gab Parodis Vater, ein wohlhabender Reeder, in Form eines Darlehens von 2.000 Lire.

Sich die Flügel verdient

Guzzi begann mit der Konstruktion der Maschinen und schon bald war jener horizontale Einzylinder-Motor erdacht, der zum Markenzeichen von Moto Guzzi wurde und bis in die 1960er Jahre zum Einsatz kam. Wie in dieser Zeit üblich, warben die Männer auf der Rennstrecke für ihre Motorräder. Langsam aber sicher begannen die „Guzzis“ die Grand-Prix-Szene in der Mittelgewichtsklasse zu dominieren: Bis sich die Marke im Jahr 1957 aus dem Rennsport zurückzog, konnte sie unglaubliche 3.329 Siege, 11 Triumphe bei der Isle of Man TT sowie acht Weltmeistertitel einfahren.

Quasi nebenbei wurde auch die Technik immer raffinierter: Die Ingenieure von Moto Guzzi erfanden den Mittelständer und die Schwinge als Aufhängung, sie konstruierten das erste Achtzylinder-Motorrad mit doppelten obenliegenden Nockenwellen und waren die ersten in der Branche, die ihre Aerodynamik im Windtunnel erprobten. Mitte der 1960er Jahre waren jedoch die Gründungsväter Guzzi und Parodi verstorben und Moto Guzzi war in großen finanziellen Schwierigkeiten: Ein Teil der Marke ging in Staatshände über und die neuen Eigner machten sich daran, dem Geschäft wieder Leben einzuhauchen. Eine der ersten Maßnahmen sah vor, einen Zweizylinder-V-Motor, den Giulio Carcano einige Jahre zuvor auf Basis des rennerprobten V8 konstruiert hatte, zurück auf die Werkbank zu holen.

Lombardische Lebensart

Der neue Antrieb ersetzte nicht bloß den 700-ccm-Motor: Er wurde zum Markenzeichen von Moto Guzzi. Einige der legendärsten Maschinen wurden vom V-Motor angetrieben, etwa die der 70er und 80er Jahre. Entsprechend sind Modelle wie die 750-S3, 850 Le Mans Cafe Racer und California Tourer heute unter Sammlern sehr gefragt.

Moto Guzzis Firmensitz befindet sich noch heute in Mandello del Lario - dort, wo alles begann. Seit einigen Jahrzehnten ist die Marke im Besitzt von Piaggio und bietet heute ein komplettes Modellprogramm aus Sport-, Cruiser-, Tourer- und Adventure-Maschinen. Alle werden, selbstverständlich, von einer modernen Version des legendären V-Twin-Motors angetrieben. Ihren Anspruch, eine „Lifestyle-Marke“ zu sein, unterstrich das Unternehmen obendrein, in dem sie den Schauspieler und Motorrad-Enthusiast Ewan McGregor als Markenbotschafter engagierten. Für die meisten eingefleischten Guzzi-Fans ist der Anblick McGregors jedoch nicht annährend so cool, wie der einer originalen Le Mans mit runden Scheinwerfern, die lässig auf der Piazza steht.

Zahlreiche Moto Guzzi stehen im Classic Driver Markt zum Verkauf.