Haus-Auktionator Bonhams reagierte sofort und trommelte einige bemerkenswerte Lots für den Festival Sale am 29. Juni zusammen. Good buy!
Lotus-Climax Mk VI / 1954
Aber erst einmal ein Lotus in Silber. Mit einer Karosserie aus poliertem Aluminium. Dieser faszinierende Lotus Mark VI mit kompletter FIA-Dokumentation und Goodwood-Revival-Historie stellt die frühe Epoche der Marke Lotus dar. Der Prototyp geht auf das Jahr 1952 zurück. Hier war Colin Chapman höchstpersönlich involviert und Treiber des Projekts. Dieses Fahrzeug stammt aus der anerkannten Glasius-Sammlung und wurde in den 1990er Jahren aus alten Teilen und neuen Komponenten neu aufgebaut. Fred Fairman hat sich der Karosserie angenommen, während Lotus-Spezialist Mike Brotherwood sich um das Finish kümmerte.
Angetrieben wird das Rennsilber von einem Coventry-Climax-Motor, der vier Zylinder und rund 1.100 Kubikzentimeter Hubraum aufweist. Seinerzeit entstanden zwei Karosserieformen. Dieser Typ kommt ohne Heckflosse aus. Die Reinheit der puren Form fasziniert. Die Taxen belaufen sich auf rund 38.000 bis 50.000 Euro.
Lotus-MG Mk VIII Aerodynamic Sports-Racing Two-Seater / 1955
Der Designsprung ist offensichtlich. Der Lotus-MG Mk VIII Aerodynamic Sports-Racing Two-Seater aus dem Jahr 1955 wirkt schon deutlich erwachsener als der spartanische Mk VI. Die Stromlinienform der Karosserie ist der Grund dafür. Das Design stammt von De-Havilland-Aeronautiker Frank Costin. Die Aluhaut, die den Rahmen umkleidet, ist bemerkenswert leicht. Auch dieses Fahrzeug stammt aus der Glasius-Sammlung. Es handelt sich um ein Original durch und durch: Chassis Nummer 1. Der Zusatz "MG" ist dem Motor zuzurechnen, der aus der Abingdon-Produktion stammt. Es handelt sich um ein sogenanntes XPEG-Aggregat. Das Auto selbst wurde durch mehrere Hände gereicht, weist ebenfalls eine Revival-Historie auf und soll sich in bemerkenswertem Zustand befinden. Dementsprechend hoch ist das Estimate: Zwischen 150.000 und 190.000 Euro werden veranschlagt.
Lotus Eleven Le Mans Sports-Racing Roadster / 1956
Hier kommt Chassis-Nummer 211. Ein Bild von einem Lotus Eleven. Und ein ehemaliges Le-Mans-Rennfahrzeug. Das Auto wurde ursprünglich als Nachfolger des Mk X gebaut und etablierte eine neue Nomenklatur. Statt "Mark XI" eben Lotus Eleven oder einfach nur "Lotus 11". Auch hier kam ein leichter und fester Rohrrahmen zum Einsatz, mit einem Aluminiumtunnel für Getriebe, der zusätztliche Steifheit spendierte. Das Design stammte aus der Feder von Frank Costin - Urheber der leichten Lotus-Eleganz. Drei verschiedene Varianten entstanden insgesamt vom Eleven. Die Autos waren im Rennsport sehr erfolgreich, maßen sich sogar gegen viel stärkere Jaguar D-Types - mit erstaunlicher Hartnäckigkeit. So ein Eleven soll deutlich über 200 km/h schnell sein. Der Clou liegt im spezifischen Leistungsgewicht.
Cliff Allison und Keith Hall starteten 1956 mit Nummer 35 beim 24-Stunden-Rennen. 89 Runden absolvierte der Wagen, bevor er nach einem Crash ins Aus verbannt wurde. Auf der Mulsanne Straight soll ein Hund in das Auto gelaufen sein. Ähnlich spannend ging die Geschichte von Chassis 211 weiter. Heute präsentiert sich das Auto in wunderbarem Zustand und Livree. Alle Details bei diesem Fahrzeug stimmen. Unter dem grazilen Blech arbeitet wiederum ein Climax-Motor. FIA-Papiere begleiten das Auto. Die Taxe von 170.000 Euro bis 220.000 Euro dürfte dieses Fahrzeug vermutlich klar bestätigen. Und der Verkäufer dürfte sich freuen, wenn das Auto nach der Auktion auf dem Goodwood-Gelände anlässlich der Lotus-Feierlichkeiten eine offizielle Sonderrunde den Berg vor Goodwood House hinauf fährt.
Lotus-Ford Type 20/22 Formula Junior Racing Single-Seater / 1961
Fünf Jahre später befinden wir uns Anfang der Single-Seater Ära, welche den Look der unverkleideten Formel-Rennwagen kultivierte. Los ging es bei Lotus mit dem Type 18 im Jahr 1960. Type 20 zeigt die pure und elegante Form des Formel-Renners, in einem sehr gut fahrbaren Packaging. Die Entwicklung dieser Fahrzeuge war ein Projekt "on the run". Ständig wurde modifziert und verbessert. Technisch aber ist der 20 dem 18 noch sehr ähnlich. Das Transaxle-Getriebe stammt bei diesen Rennern von Renault oder Volkswagen. Antriebsquelle war ein 105E-Vierzylinder aus dem Ford Anglia. Darauf folgten bessere Motoren von Cosworth Engineering, die zuletzt über 100 PS ausbeuteten. Zunächst kamen Girling-Trommelbremsen zum Einsatz, später dann Scheibenbremsen rundum. 50.000 Euro bis 63.000 Euro veranschlagt die Taxe für dieses wichtige Beispiel aus der Lotus-Renngeschichte. Ein interessantes Lot.
Zephyr 6-engineg Ford Thames Replica Lotus Cars Ltd. Van / 1961
Sie mögen schmunzeln. Aber hier kommt einer meiner Favoriten. Der 61er Ford Zephyr Ford Thames Van. Sollte ich in einem späteren Leben als Lieferwagenfahrer meinen Dienst leisten müssen, wäre genau dieser knuffige Kumpel meine Wahl - in einer dann hoffentlich entschleunigten Welt. Dieses Auto entstand neu nach historischem Vorbild. Lotus hatte damals zwei verschiedene Van-Typen im Einsatz. Einen Teiltransporter für Elan und Elite und diesen Eiltransporter für die Rennabteilung. Daher auch der 2,5-Liter-Sechszylinder-Motor. Dieser Ford-Zephyr musste für Autobahnen genauso wie für Alpenquerungen taugen. Aber lesen Sie die Geschichte zu diesem Auto am besten selbst im Katalog. Ein Zuschlag über 20.000 Euro erscheint mir realistisch - und seien Sie besser froh, dass ich nicht mitbieten werden.
Lotus-Buick V8 Type 19 'Monte Carlo' Sports Racing Roadster / 1962
Zurück zu den Rennwagen. Was passiert eigentlich, wenn man einen leichten Lotus mit einem veritablen V8-Motor ausstattet? Das Ergebnis sehen Sie hier: Einen Formel-Renner mit Heckmotor, irrem Design und reichlich Power. Lotus war in jener Zeit bereits in allen Klassen sehr erfolgreich. Jack Brabham und Stirling Moss fuhren in Monaco für Lotus große Erfolge ein. Dem verdankt dieses Auto denn auch seinen Beinamen, persönlich verliehen von Colin Chapman. Die gesamte Geschichte des Fahrzeugs ist zu turbulent, um sie hier in einem Absatz abzureissen. Nur soviel: Nach zahlreichen Renneinsätzen in den USA und Besitzerwechseln landete der schwarze V8 in der Rosso-Bianco-Sammlung, später dann bei Evert Louwman. Das Auto erhielt eine Komplettrestauration, die bis heute wirkt. Bis zu 250.000 Euro veranschlagt Bonhams für dieses bemerkenswerte Stück Lotus-Renngeschichte.
Lotus Type 14 Elite Series II Coupé / 1962
Oh, ja! Das wäre doch ein guter Kompagnon für "meinen" Zephyr-Renntransporter. Dieses linksgelenkte Elite Series II Coupé zeigt die reine Eleganz eines beinahe werkfrischen Lotus. Ein Pocket Coupé von Format. Denn Größe ist nicht immer nur räumlich zu verstehen. Die vorherigen Fahrzeuge haben demonstriert, wo Lotus seine Wurzeln hat: Im Rennsport. Straßenfahrzeuge kamen erst später hinzu. Colin Chapman muss an den damals vermutlich noch nicht gebräuchlichen Begriff der "lateralen Diversifikation" gedacht haben, als er entschied, Sportwagen mit Straßenzulassung zu entwickeln. Damit sollte zudem eine weitere Finanzquelle für die Rennabteilung angezapft und erschlossen werden. Das Ergebnis in Gestalt des Lotus Elite war Ende der 50er Jahre schlicht phänomenal. Peter Kirwan-Taylor und Frank Costin sollen für das Design verantwortlich gewesen sein. Zum Einsatz kam ein 1,3-Liter Vierzylinder. Tatsächlich war auch das Auto im Rennsport erfolgreich. Nicht auf irgendeinem gesperrten Flugplatz, sondern - sieh an! - beispielsweise in Le Mans. Das hier gezeigte Exemplar wurde bis auf die letzte Schraube zerlegt und dann mit einem Höchstmaß an Präzision neu aufgebaut - so Bonhams. Daher auch die Preisvorstellung zwischen 56.000 und 75.000 Euro. Viel Geld? Das ist relativ. Ich denke, diese leichten Sportwagen sind eindeutig im Kommen. Denn sie transportieren einen Geist, der heute mehr denn je gefragt ist. Hier kann man eine "vernünftige" Einstellung überlegen-cool demonstrieren. Elite eben.
Lotus-Ford Consul Cortina Mk 1 Special Equipment Saloon / 1964
Please! Ein Lotus-Cortina Mk 1. Ein solches Auto, noch dazu in traumhaftem Livree, löst bei mir sofortige "Her damit!"-Reflexe aus. Warum? Lassen Sie mich hier keine großen Worte machen, sondern lesen Sie einfach selbst meinen Rundkursbericht. Dieser 64er Mk 1 Cortina weist zudem "Special Equipment" aus. Nur 64 Fahrzeuge dieser Spezifikation sollen die Werkstätten von Lotus so erstarkt verlassen haben. Diesem Fahrzeug liegen noch erstaunliche Original-Rechnungen bei. Muss man sich im Katalog ansehen. Das Auto soll zudem noch keine Renneinsätze gesehen haben. In meinen Augen ist das ein echter Sleeper. 50.000 bis 60.000 Euro scheinen mir hier sehr solide investiert. Ladies and Gentlemen, engage!
Lotus-Ford Type 47 Competition Coupé / 1967
Reden wir über "Wow-Cars". Das sind Autos, die einem in hochgradig oktaner Aktion den Atem rauben. Wie dieser 67er ex-Colin Vandervell Type 47 Lotus. Ein Renn-Coupé eigener Art. Bemerkenswert ist hier zudem der außergewöhnlich gute Zustand - ebenfalls ein mit dem Taschentuch gepflegtes Exemplar aus der Sammlung von Olav Glasius. Das originale Fahrzeugbuch, natürlich mit grünem Einband, beweist eine Erstzulassung auf den 3. Oktober 1967. Lotus-Kenner sehen im 47 den frühen Lotus Europa und das vollkommen zurecht. Es gibt nicht nur optische Übereinkünfte. Beim 47 arbeitete ein 1600er Vierzylinder Lotus-Cosworth-Ford-Motor im Heck, der für 165 PS gut sein soll. Innen gab es ein spartanisches Renn-Cockpit. Askese, die sein muss und gefällt. Da die Fahrzeuge auch gegen enorm starke Konkurrenten sehr erfolgreich waren, empfiehlt sich hier ein sehr attraktives Angebot. Es muss nicht immer Ford GT40 sein. Zumal hier bereits rund 100.000 Euro genügen sollten - so die Taxe von Bonhams. Ich tippe, dieser Lotus ist noch für mehr gut.
Lotus Type 82 Esprit Turbo Coupé / 1986
Natürlich darf bei unserer großen Lotus-Review ein Angebot aus den 80er Jahren nicht fehlen. Bitteschön, haben wir. Ein mit gut 24.000 Kilometern gerade mal eingefahrenes Ersthand-Esprit-Turbo-Coupé - "when cool comes along". Also, ich darf Ihnen berichten, dass das bemerkenswerte New-Edge-Design bereits auf die später 70er Jahre zurück geht. Giorgetto Giugiaro trägt hier Verantwortung für die Geradlinigkeit der Linienführung. Die optische Nähe zu De Lorean kommt also nicht von ungefähr. Erst 1980 war Lotus frei für das eigene Fahrzeug dieser Stilart. Der Esprit wurde erstmals beim Essex Lotus Formel 1 Launch in der Londoner Royal Albert Hall gezeigt. Zum Einsatz kam ein 2,1 Liter 16-Ventiler, der rund 210 PS leistete und als Mittelmotor montiert war. Damit war das Auto schnell. Richtig schnell: Über 240 km/h waren realistisch. Durch die cineastische Präsenz im Bond-Streifen "For Your Eyes Only" erlangte der Lotus im Jahr 1987 noch einmal späte Popularität und einen Verkaufsschub. Dieser Lotus wechselte von Louwman direkt in den Bestand von Glasius. Die Erstzulassung datiert auf den 28. März 1986. Schwarzes Leder und ein penibler Orignalzustand machen das Auto neben der geringen Laufleistung und dem Ersthandbesitz sehr begehrenswert. Die Taxe von 25.000 Euro bis 38.000 Euro wird ihre Bestätigung finden.
Fotos: Bonhams