Wenn diese großartigen Fotos noch nicht für Schnappatmung gesorgt haben sollten, dann sicher die einmalige und faszinierende Geschichte über die Entstehung dieses aberwitzigen P1 GTR. Diese spezielle Maschine zählt zu einer sehr kleinen Zahl von Track-only-Varianten, die noch vorhanden sind. Das kann keinen sammelnden Enthusiasten kalt lassen. Der P1 GTR ist ein echter Vollblüter, ein Auto, das pure Geschwindigkeit und Agilität verkörpert und sich damit auf Augenhöhe mit einigen der bedeutendsten Hypercars dieser Generation befindet, inklusive jenem, der als Inspirationsquelle diente.
Wir müssen jene Inspiration, den McLaren F1, genauer ansehen, um die Bedeutung des P1 zu verstehen. Wir sind durchaus bewandert, was den innovativen, Rekorde aufstellenden und in Le Mans siegreichen F1 betrifft, denn erst kürzlich haben wir 13 der schönsten Exemplare zur Feier des 30. Jubiläums versammelt. In 1992 war der F1 eine einmalige Schöpfung – eine Maschine, die aus der Zukunft angerauscht war und mit Leistungsdaten, die selbst im Vergleich zu den Standards heutiger Turbo-pfeifenden Hybriden unfassbar schien. Der F1 setzte einen neuen Top Speed-Weltrekord mit einer Tachonadel, die bei 386,40 Stundenkilometer ihr Maximum erreicht hatte und damit eine neue Ära bei McLaren einläutete. Bald danach erntete ein Motorsport-Engagement mehrfache Siege für das britische Faszinosum sowie die Begeisterung der Enthusiasten.
Sie würden richtig liegen, wenn Sie jetzt annehmen, dass der P1 in den Fußstapfen eines legendären Vorgängers folgen musste. Zum Glück hatten sich der große Designer Frank Stephenson und McLarens Designchef Robert Melville etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Entwickelt mit der Vorgabe maximaler aerodynamischer Leistung, erhielt der P1 ein bis dahin noch nicht gekanntes Design, das eine Balance schuf zwischen Anpressdruck und Luftströmung. Es war eine kuriose Entdeckung, die den Designern half, etwas Großartiges zu schaffen.
Nachdem erste Versuche mit dem P1 zu unnötigen Windgeräuschen führten, hervorgerufen durch die Platzierung der Außenspiegel, versammelte Stephenson, der gerade von einem Urlaub in Miami zurückgekehrt war, sein Team und ersann als Lösung einen Segelfisch. Dieser besitzt zwei kleine Schwellungen nahe des Schwanzes, die ihm erlauben, mühelos durch das Wasser zu gleiten. McLaren setzte fünf dieser tränenförmigen Beulen an die Stiele der P1-Spiegel und damit war das Geräusch praktisch unterbunden!
Nicht nur wegen dieser klugen Problemlösung dank eines Fisches war der P1 ein genauso bahnbrechendes Design-Meisterstück wie sein Vorgänger. Anders als beim F1 bot das Cockpit ein zweisitziges Layout, während die Karosserie sich eng um die Karbonfaserschale des Autos schmiegte. Als dieser neue McLaren 2012 beim Autosalon von Paris debütierte, war die komplette Produktion bereits zwei Monate später ausverkauft. Was nicht verwunderlich ist, denn McLarens Detailbesessenheit zusammen mit aus der Formel 1 entlehnter Technologie ließen den P1 zu einem Meisterwerk des Engineering reifen. Aber damit war das Engagement der britischen Markenikone noch nicht beendet, weit gefehlt.
Kaum waren die letzten der 375 P1 vom Band gerollt, als die glücklichen Besitzer bereits die Gelegenheit erhielten, eine noch aggressivere Version des P1 zu kaufen – schlicht bekannt als P1 GTR. Diese Variante war gebaut worden, um die 20 Jahre seit dem Triumpf des überragenden F1 bei den 24 Stunden von Le Mans zu würdigen. Nur 58 Exemplare sollten gefertigt werden. Der GTR wurde von demselben Motor wie der straßentaugliche P1 angetrieben: Ein Twin-Turbo-V8 mit 3,8 Liter Hubraum, nun aber mit knapp 1.000 atemberaubenden PS ausgestattet. Das beeindruckend leichte Gewicht wurde noch einmal um 50 Kilo reduziert – eine riesige Zahl, wenn man bedenkt, wie hyperschlank der P1 ist. Viele Karosserieteile erhielten ebenfalls das Rennsport-Treatment, inklusive eines fest montierten Heckflügels, der sich mächtig über das Fahrzeug erhebt und eine nochmal erhöhte Dosis Downforce bescherte, zugleich wurde er mit einem widerstandsreduzierendem System aus der Formel 1 ausgerüstet. Nimmt man alle unglaublichen Attribute des McLaren P1 wie beispielsweise geschärftes Handling, grimmige Beschleunigung und die innovative F1-Technologie, dann schraubt der GTR diesen Anspruch nochmal höher und erlaubt einem exklusiven Eignerkreis die extremste Ausprägung von McLaren zu erfahren.
Wenn Sie sich danach sehnen, Teil dieser glücklichen kleinen Schar zu werden und einen GTR in Ihrer Sammlung wollen, dann liegen Sie bei diesem Exemplar genau richtig. Komplett in schwarz konfiguriert, wartet dieser P1 GTR von 2018 nur darauf, endlich wieder auf der Rennstrecke losgelassen zu werden. Interessant ist übrigens, dass 35 von 59 Autos wieder in die Straßenzulassungs-Spezifikation zurückversetzt wurden. Die Vorstellung, eines dieser brüllenden Monster auf einer ganz normalen Straße zu fahren, mag zwar verlocken, aber der GTR entfaltet erst auf der Rennstrecke sein volles Potenzial. Das bedeutet, dass es sich bei diesem Exemplar um eines von nur 23 GTR handelt, die genauso belassen wurden, wie man sich das bei McLaren gewünscht hat. Damit kann der nächste Besitzer die Grenzen auf dem Rennkurs austesten, denn das Auto besitzt eine feste Aufhängungshöhe, um maximalen Grip zu gewähren – mit dem Asphalt dank der „klebrigsten“ Slicks verbunden, die sich um zentral verriegelte Schmiederäder mit 19 Zoll wickeln. Klettert man ins Cockpit, taucht man ein in eine Fülle von Motorsport-Equipment wie zum Beispiel McLarens enorm intuitivem Porträt-TFT-Bildschirm, der auf der Strecke schnellen Zugang zu wesentlichen Informationen bietet. Der Leichtbau-Sitz umfängt den Fahrer beim angurten. Vor sich sieht man das vertraut wirkende Lenkrad, das tatsächlich direkt aus dem McLaren MP4-23-F1-Rennwagen übernommen wurde.
Autos wie dieses sind natürlich mehr als vier Räder und ein Motor, denn sie verkörpern nichts weniger als Tausende von Stunden Forschung, Planung, Design, Versuch und Tests, um diese ganz spezielle Euphorie des Fahrens erzeugen zu können. Der McLaren P1 GTR ist ein Fest der Geschwindigkeit und der Aerodynamik, verpackt in ein raffiniertes und kühnes Design, das ihm ein geradezu außerirdisches Gepräge verleiht. Eingeflossen ist die Tradition, die Motorsport-Dominanz und es schenkt damit jenen Track-fokussierten Fahrern einen hautnahen Eindruck vom Charakter wahrer Innovation – gänzlich ohne die Abstriche eines für die Straße gebauten Autos!
Sie suchen das ultimative Track Car? Glauben Sie uns, besser als mit diesem P1 GTR geht es nicht. Dieses Exemplar ist aktuell erhältlich bei Auto Nora GbR und kostet 2.899.900 Euro. Ein Preispunkt, der sich vermutlich in den kommenden Jahren weiter nach oben entwickeln wird, so wie die Bewunderung für dieses Modell ebenfalls in den nächsten Jahren stetig steigt.
Photos by Dennis Noten
