Wenn Motorräder Ihre Leidenschaft sind, dann sehnten Sie sich irgendwann wie bei einem Initiationsritus wahrscheinlich auch nach einer Ducati. So wie Autobesitzer einfach mal die Kapriolen und Glanzpunkte eines Alfa Romeo selbst erleben müssen, so besitzt auch die Motorradmarke eine glorreiche Rennhistorie und dazu einige grandiose Maschinen, welche diese Triumpfe erst ermöglichten – die 750 ist dabei fraglos die wichtigste der Marke Ducati.
Es ist nicht gleich nachvollziehbar, wie wirklich innovativ dieses Motorrad war und zugleich sollte es Ducati auch als Italiens bedeutendstem Bike-Hersteller auf die Karte setzen. Rivalen blieben fortan chancenlos. Es war 1972, als Ducati in aller Stille an acht 750-Kubik-Meisterwerken arbeitete, die in dem Jahr bei der Imola 200, dem europäischen Top-Rennen, enthüllt und an den Start gehen sollten. Als das Rennwochenende immer näher rückte und gut 70.000 Zuschauer in Erwartung die Tribünen und Grasflächen bevölkerten, war Ducati bereit, der Konkurrenz und den Tifosi zu zeigen, was man im Köcher hatte. Die Marke kam mit sieben der Racer an, die in einem eigens entworfenen Transporter mit gläsernen Seitenflächen residierten, was natürlich bei der Menge, den anderen Teams und der Motorradszene überhaupt für Furore sorgte. Zum Glück für Ducati zahlte sich diese Inszenierung aus - die Fahrer Paul Smart und Bruno Spaggiari sicherten sich auf den neuen Bikes die ersten beiden Plätze. Ein Triumpf, der eine neue Ära für Ducati einläuten sollte und den Italienern ermöglichte, in den kommenden Jahrzehnten international von Erfolg zu Erfolg zu fahren.
Selbst in 2024 erweist sich die Ducati 750 als Meisterleistung an Erfindungsgeist wie an handwerklicher Expertise. Sie besitzt zuhauf wegweisende technische Innovationen wie zum Beispiel vom Kegelradgetriebe angetriebene Nockenwellen und eine zwangsgesteuerte Ventilbetätigung, die eine extrem hohe Drehzahlleistung ermöglichten – diese Technologie kam tatsächlich auch früher beim Mercedes-Benz 300 SLR zum Einsatz. Und wirklich erwies sich die zwangsgesteuerte, beziehungsweise desmodromische Ventilbetätigung als so erfolgreich, dass Ducati sie auch heute noch bei den Hochleistungsmodellen verbaut. Keine Komponente wurde unbeachtet gelassen und mit extrem starken Sandguss-Motorgehäusen, Leichtbau-Knüppel-Pleuel und -Kurbeln entwickelt, zum Einsatz kamen weder Schwungrad noch Wechselstromgenerator für eine geringere Rotationsmasse. Für hohe Haltbarkeit und Performance wurden die Motorräder auch mit zwei Sätzen Spulen und zwei Zündkerzen pro Zylinder ausgerüstet, um die Verbrennung bei hohen Drehzahlen zu optimieren. Diese Fülle an Innovationen führte dazu, dass die Welt ein Racing-Motorrad ohnegleichen erlebte. Die Rivalen blieben völlig verblüfft im Hintertreffen und hatten auf dem Track nichts, dass sie diesem Wunderwerk entgegenschleudern konnten.
Von den insgesamt acht Ducati 750 hat dieses Exemplar einen großen Teil seines Lebens unter angenehmen Umständen bei verschiedenen Renneinsätzen in Südafrika, Kalifornien und Neuseeland verbracht und wurde penibel gepflegt. Es wird begleitet von einer Fülle an Original- und Ersatzteilen, auf die sich der nächste Besitzer freuen darf. Wenn wir von bedeutenden Vertretern italienischer Motorsportgeschichte sprechen, fallen einem sehr schnell Exemplare mit vier Rädern und einem Springenden Pferd im Emblem ein, aber diese Ducati ist wahrlich eine Ingenieurs-Höchstleistung und beredeter Beweis dafür, wie leidenschaftlich und ausgeprägt der Wille, ihr Terrain zu dominieren dieser Marke war. Diese Ducati kommt demnächst bei Gooding & Companys „Geared“-Online-Versteigerung unter den Hammer. Der Event findet am 17. Mai mit noch viel mehr Motorrädern und Memorabilien unter den Losen statt.