Tun Sie uns den Gefallen und stellen sich für einen Moment vor, dass Sie in einem Meeting mit Jaguars damaligen Managern sitzen. Die fünfziger Jahre rollten gerade heran und mit ihnen mehr Geld, mehr Chancen und eine noch größerer Hunger auf Geschwindigkeit als je zuvor. Die Unterhaltung in diesem fiktiven Büro dreht sich alsbald um Jaguars Rückzug aus dem Motorsport nach 1956. Nach dieser Entscheidung harren mehrere unverkaufte D-Type-Exemplare im Werksbestand.
Irgend jemand platzt mit dieser Idee heraus: „Warum wandeln wir sie nicht einfach in Straßenwagen um?“ Fassungslose Stille macht sich breit, ehe sich der Vorschlag in den Managerköpfen verankert und aus anfänglicher Verwirrung Begeisterung wird. Die verbleibenden Autos werden für den amerikanischen Markt umgebaut, die große Verkleidung der Nackenstütze, die Heckfinne und der zentrale Cockpit-Teiler werden entfernt und an der Stelle zivilisierte Dinge wie Beifahrertür, umfassende Windschutzscheibe, seitliche Blenden, verchromte Eckstoßstangen und ein rudimentäres, faltbares Dach eingebaut. Aufgabe erledigt.
So genau hat sich das damals ereignet, so erblickte der XKSS das Licht der Öffentlichkeit. Ursprünglich waren 25 Exemplare geplant gewesen, bis neun von diesen 25 rettungslos durch ein Feuer im Werk Browns Lane zerstört wurden. Einer der 16, die dem Inferno entkamen, war XKSS 707, das Exemplar, das Sie auf den Fotos vor sich sehen. Ursprünglich in cremefarbenem Lack über rotem Leder konfiguriert, wurde das Auto in die USA verschifft und sollte weiter in die Hände des Rennfahrers Lou Brero, Sr. kommen, der aber tragisch bei einem Crash ums Leben kam, ehe er seinen Jaguar entgegennehmen konnte. Daraufhin verbrachte das Auto seine ersten transatlantischen Jahre im kalifornischen Sacramento.
Ein wichtiger Besitzer in der Karriere dieses XKSS sollte Mr. Colberg sein, den man Mitte der 60er Jahre bei Rennen entlang der Westküste beobachten konnte. Nach fast einem Jahrzehnt in seiner Obhut, reiste der Jaguar zurück nach Großbritannien, wo er verschiedene Eigner durchlief. Unter anderem erhielt er nach einer vorherigen Lackierung in schwarz dieses spektakuläre Metallic Blue, das jedem Enthusiasten der C- und D-Type-Rennwagen der Ecurie Ecosse vertraut ist. Dieses Exemplar sollte eines der XKSS mit den meisten Einsätzen werden, denn es startete regelmäßig bei Events im historischen Motorsport und hat bis heute, so wie es sich präsentiert, gut 41.095 Kilometer auf dem Tacho angesammelt.
Wenn man die Meilensteine der britischen Automobilgeschichte Revue passieren lässt, dann dürfte der Jaguar XKSS zu den signifikantesten gezählt werden. Seine Seltenheit und sein Ruhm heben ihn ab von Ferrari und Mercedes-Benz der goldenen Ära, weil er eine echte Rennsport-Mentalität für den amerikanischen Markt darstellt. Dieses nahezu unfassbar rare Exemplar dürfte für Schnappatmung in der Autowelt sorgen, wenn es am 18. August bei RM Sotheby´s Monterey-Auktion unter den Hammer kommt. Allein die Schätzung von 12.000.000 – 14.000.000 US-Dollar lässt das Bieter-Spektakel erahnen. Wir raten Ihnen, sich diese Live-Versteigerung nicht entgehen zu lassen – es erwartet uns ein ganz besonderer Moment!