Porsche 911 „reimagined” von Singer
Im Jahr nach der Premiere des neuen Tesla wagte ein weiteres kalifornisches Startup etwas Unerhörtes, das gegen die ungeschriebenen Regeln der Autowelt verstieß. Es schuf „den perfekten Porsche 911”, weil man, nun ja, der Ansicht war, dass Zuffenhausens Werk noch nicht gut genug geraten war. Der „Porsche reimagined by Singer” – der so hieß, um eine juristische Schlacht zu vermeiden – verkörperte den Inbegriff von Handwerk, Engineering und künstlerischem Ausdruck. Wir saugten uns damals ergriffen an den kleinen Bildschirmen des iPhones der ersten Generation fest. Zugleich wurde mit diesem Wunder die restomod-Bewegung geboren: Von nun an durfte man selbst an grandios entworfenen Ikonen Hand anlegen und sie grenzenlos individualisieren.
Aston Martin Lagonda SUV von 2009
„Was um Himmelswillen hat dieses scheußliche Mammut in der Top-20-Liste verloren?”, werden Sie sich verstört fragen. Eben weil das Aston Martin Lagonda SUV, das beim Genfer Autosalon 2009 Premiere feierte, eines der ersten Luxusautos war, welches das Platzangebot im Innenraum höher bewertete als die äußere Erscheinung – wie beim Entwurf eines Wohnhauses. Mit seinen etwas rätselhaften aber dennoch beachtlichen Proportionen bahnte das Lagonda-Konzept einen Weg für die späteren Über-SUV wie Rolls-Royce Cullinan, BMW X7M, Audi SQ8 und Mercedes-Maybach GL, die wie ferner Donner nächtens durch unsere Träume donnern.
BMW i3 von 2013
Sollte es in der Großserienproduktion des 21. Jahrhunderts einen Oscar für unternehmerisches Durchhaltevermögen geben, dann geht der Preis fraglos an BMW. Die beiden BMW-Modelle mit dem „i” waren ihrer Zeit weit voraus und führten vor, wie ein Elektroauto nach der Verbrennerwende aussehen könnte. Aber sie waren alles andere als Bestseller. Dennoch ist der i3 unser Lieblingsauto für die City und fasziniert weiter mit seiner Mischung aus recycelten und zeitgemäßen Materialien, welche das uninspirierte Leder- und Holzeinerlei vieler Wettbewerber alt aussehen lässt – fast wie die nicht mehr junge Zielgruppe, für die sie entworfen werden.
Mercedes-Benz AMG Vision Gran Turismo von 2013
An Gorden Wageners oft überschwänglicher, geradezu phantasmagorischer Formensprache scheiden sich die Geister, aber dennoch ist er der Vater vieler Trends. Er hat die Marke Mercedes neu erfinden, so wie das der kühne und respektlose Virgil Abloh für Louis Vuitton leistete. Im Jahr 2013 festigte sich Mercedes als Exponent der Avantgarde und präsentierte das erste Concept Car, das für ein Videospiel entworfen worden war.
United Nude Low Res Car von 2016
Bis vor wenige Wochen hätten wir das United Nude Low Res Car allenfalls für eine zwar mutige, aber doch höchst hypothetische Designstudie gehalten. Dann kam der Tesla Cybertruck, der das Internet zum atemlosen Stillstand zwang und in einer Woche 250.000 Vorbestellungen generierte. Schlagartig änderte sich alles. Jetzt könnte der Keil von Rem D. Koolhaas, der von dreidimensionaler Vektorengrafik und der Architektur des Brutalismus inspiriert wurde, für die Autowelt einen ähnlichen Stunde-Null-Moment darstellen wie in der bildenden Kunst das schwarze Quadrat von Kasimir Malevitch. Oder eine rollende Version des schwarzen Monolith aus Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum”. Vor 100 Jahren proklamierte der Architekt Adolf Loos, dass „Ornament ein Verbrechen” ist – Designer haben verstanden.
Robocar von 2016
Wenn Sie Kinder haben, dann ist Ihnen Lightning McQueen aus dem Pixar-Animationsfilm „Cars” bestens vertraut. Dieser Rennwagen der Herzen kommt ohne Fahrer aus und hat einen festen Platz in der Popkultur als Held und Maschine in einem. Kein Wunder, dass Daniel Simon in Los Angeles wohnt. Der innovative Designer hat sich eine ganze Reihe von futuristischen Fahrzeugen für Hollywoodfilme wie „Tron” und „Captain America” einfallen lassen. Sein markantes Robocar tritt in einer neuen fahrerlosen Rennserie an. Es ist wohl nur mehr eine Frage der Zeit, ehe die nächste Generation von uns wissen will, wer eigentlich Stirling, Jacky und Ayrton waren.
Jaguar E-Type Zero von 2015
Klassiker haben so öfters ein elektrisches Herz eingepflanzt bekommen, aber Jaguar E-Type Zero war das erste batteriebetriebene historische Auto, das den Segen der ansonsten konservativen britischen Monarchie erhielt, um quasi als rollende Hochzeitstorte eines Royal Wedding in Diensten zu treten. Angesichts der zunehmend strengeren Abgasvorschriften weltweit, könnte so die Zukunft klassischer Fahrzeuge aussehen. Übrigens war Jaguar auch federführend beim neuen Trend der Continuations mit dem E-Type Lightweight 2015.Ein faszinierendes Paradox, wurden doch so aus zwei Ikonen der Marke aus den sechziger Jahren zugleich ihre Impulsgeber für das neue Jahrtausend.
Automobili Amos Delta Futurista von 2018
In den frühen 2000er Jahren schien es, als wäre die Autoindustrie so kostenintensiv und komplex, dass ein einzelner Menschen nie wieder sein eigenes Auto konstruieren könnte. Aber dann kam der Siegeszug der sozialen Netzwerke und des 3D-Drucks und die Marke Eigenbau erlebte eine Renaissance. Eines der ersten persönlichen Traumautos, dass durch den Einfluss von Instagram realisiert werden konnte, war der Lancia Delta Integrale Futurista, der von Eugenio Amos und seinem Restomod-Startup Automobili Amos komplett konzipiert und hergestellt wurde. Zwei Jahre nach unserem ersten Besuch bei Amos in seiner Garage, sind wir froh, dass seine Idee den anfänglichen #MakeLanciaGreatAgain-Hype überdauert hat und sein erstes Kundenauto kurz vor der Auslieferung steht.
Bugatti La Voiture Noire von 2019
Klassischer Karosseriebau ist schon so oft totgesagt worden, aber dann kam Bugatti mit dem aberwitzigen La Voiture Noire. Als Debütantin beim diesjährigen Genfer Autosalon mit einem Kostenpunkt von 16 Millionen Euro, setzt diese schwarze Schönheit eine neue Messlatte im exklusiven Club der Supersportwagen für Milliardäre. Der Bugatti ist das Produkt einer simplen Strategie: Wenn es Menschen gibt, die bei einer Auktion Hunderte von Millionen für ein Kunstwerk ausgeben, sollten die sich dann an der Zahl der Nullen auf dem Kaufvertrag ihres Autos stören? Zumindest nicht, solange dieses Auto ein echter Solitär ist. Damit war eine neue Schallmauer durchbrochen worden.
Porsche Taycan von 2019
Porsche hatte sich Zeit gelassen. Auch wirkte die Produktstrategie für den Mission E bisweilen verwirrend. Aber jetzt wurden die ersten Porsche Taycan endlich auf die Straße entlassen. Nach unseren ersten Erfahrungen hinter dem Steuer, sind wir überzeugt, dass sich dieser erste Seriensportwagen mit Elektromotor wie verrückt verkaufen wird. Zugleich wird er ein klares Signal an die Autoindustrie senden und das Segment neu definieren. Für Porsche dürfte der Taycan wie zuvor der 356, 911 und der enorm erfolgreiche Cayenne ein Meilenstein sein. Wir warten noch bis zum Dezember 2029, um zu sehen, ob sich diese Vorhersage bewahrheitet.