Auf dem Kunstmarkt ist schon seit Jahrzehnten klar: Ebenso wichtig wie ein Kunstwerk selbst ist für viele Käufer der Rahmen, in dem es präsentiert wird. Bei Society-Auktionen in London und New York, in atemberaubenden White-Cube-Galerien oder auf glamourösen wie elitären Kunstmessen wie der Art Basel verkaufen sich selbst hunderte Millionen schwere Gemälde und Skulpturen im Handumdrehen. Auch der Markt für klassische Sammlerautomobile und limitierte Supersportwagen hat in den vergangenen Jahren einen unvergleichlichen Boom erlebt – an angemessenen Orten, um die kostspieligen Automobile zu präsentieren, fehlt es jedoch. Autoklassiker-Messen wie die Rétromobile in Paris oder der Techno Classica in Essen verschrecken Käufer mit überladenen Hallen und kakophonischen Messekonzepten. Und auch für viele Luxusmarken sind Gartenparties wie The Quail oder Salon Privé der angemessenere Rahmen, um ein neues Concept Car oder One-Off zu präsentieren, als die Frankfurter IAA oder der Genfer Salon.
Die Organisatoren der MCH Group, die auch für die Art Basel und die Uhren- und Schmuckmesse Basel World verantwortlich sind, wollen ab kommendem Jahr eine Automobilveranstaltung etablieren, bei der die bedeutendsten und wertvollsten Automobile der Welt im kulturellen Kontext von Design, Architektur und Kunst präsentiert werden. Rund 200 wegweisende Automobile von gestern, heute und morgen sollen bei der Grand Basel im Rahmen eines streng kuratierten Ausstellungskonzept präsentiert werden – neben hochklassigen Händlern sollen auch Automobilmarken ihre außergewöhnlichsten Studien und Kleinserien präsentieren können. Über die richtige Mischung soll ein Advisory Board wachen, das auch mit kreatives Köpfen ohne direkten Automobilbezug besetzt wird. Ein Fiat Panda soll dabei als Designikone genauso seine Ehrung erfahren wie ein unbezahlbarer Prototyp. Das so schlichte wie modulare Konzept der Ausstellungsarchitektur, das vom Berliner Designbüro Blue Scope entwickelt wurde, dürfte derweil das von großen Automobilsalons bekannte Formenflimmern im Kein ersticken. Nach der Premiere im September 2018 in Basel, bei der es auch einen Grand Parcours für Diskussionspodien und bewegte Präsentationen geben soll, sind weitere Messen in Miami und Hong Kong geplant.
Schon bei der Avant-Premiere im eindrucksvollen Messebau von Herzog & de Meuron in Basel zeigten die Organisatoren, was man von der Grand Basel erwarten kann: Der Kulturwissenschaftler und Automobiltheoretiker Prof. Paolo Tumminelli, der das Messekonzept erarbeitet hat und das Kuratorium leiten wird, begrüßte Design-Altmeister Giorgetto Giugiaro mitsamt seines genialen Chevrolet Testudo Concept von 1963, während Andrea Zagato einen ersten Blick auf das neue Iso Rivolta Vision Concept erlaubte, das im Oktober im Videospiel GranTurismo seine Premiere feiert. Die Vision einer alternativen Zukunft des Automobils demonstrierte derweil der Designer Rem D. Koolhaas mit seinem polygonal-minimalistischen „Lo Res Car“. Und den Wechselwirkungen zwischen Architektur, Automobil und Städtebau spürten die Organisatoren mit einem Avions Voisin C25 Aérodyne von 1935 nach, der geschickt mit dem Werk des Schweizer Architekten LeCorbusier in Verbindung gesetzt wurde. Sollten die Organisatoren mit ihrem spannenden Konzept den zu erwartenden Erfolg bei Händlern und Marken haben, könnte die Grand Basel schon bald zur wichtigsten Plattform für Sammlerautomobile werden. Wir sind mehr als gespannt!
Fotos: Grand Basel