Bette Hill, Ehefrau von Graham und Mutter vom Damon, wurde vom Autor von Charles Harboard interviewt. Wir veröffentlichen mit freundlicher Genehmigung Auszüge dieses Gespräches, das in den Ausgaben von „Cars for the Connoisseur“ von Mai bis November diesen Jahres erscheint.
Bette, wann haben Sie Graham zum ersten Mal getroffen?
Bette Hill: „1950 während einer Boxing Day Ruder-Regatta des Auriol Rowing Club in Hammersmith, als Graham noch in der Navy war, um seinen Staatsdienst zu leisten. Ich arbeitete zusammen mit einem Mädchen, das mit einem der Crew-Mitglieder verlobt war. Sie nahm mich zu ihrer Boxing Day Verlobungsparty mit und dort hat es dann irgendwie gefunkt.“
Wie kam er zu Lotus?
Bette Hill: „Nachdem er aus der Navy entlassen wurde, begann er eine Lehre bei Smith`s Instruments in Cricklewood. Er verabscheute jede Minute dort, bis ihm eines Tages jemand ein Exemplar der „Autosport“ zuwarf und meinte: „Das ist es, was du tun solltest!“ Dort stand, dass man für ein Pfund einen Rennwagen in Brands Hatch nehmen und für ein weiteres Pfund eine Runde ausprobieren konnte. Also ging er eines Mittwochs dorthin, und das war der Beginn. Er gab seinen Job auf, empfing Arbeitslosengeld und brachte anderen das Fahren bei, ohne jemals selbst an einem Rennen teilgenommen zu haben! Um 1952, nach seinem zweiten Rennen, traf er Colin Chapman und Mike Costin [von Lotus] ... sie hatten Probleme mit einem beschädigten Auto, das repariert werden musste. Graham sagte, dass er etwas Zeit hätte, wie jeden Tag, und überredete sie, ihm einen Job für einen Pfund am Tag zu geben. Seitdem war er ein wirklich selbständiger Rennmechaniker und kurz nach 1955 bekam er einen Full-Time-Job bei Lotus für neun Pfund die Woche. Colin lieh ihm seinen Lotus XI in Stücken und sagte, er könne ihn aufbauen und ihn fahren. Dies war seine erste reguläre Fahrt, die bekannt wurde als „Yellow Peril“.“
*Anm. d. Red.: Natürlich konnte Graham von da an häufiger für das Team Grand Prix fahren, ebenso wie Clubrennen und Le Mans 24 Stunden. Bette begleitete ihren Mann zu den Rennen und war, wie alle Ehefrauen und Freundinnen der Fahrer, die offizielle Zeitnehmerin für das Team mit einer Reihe von Stoppuhren. Damon wurde 1960 geboren und bis dahin war Graham der führende Fahrer bei BRM.*
Wie ging es mir BRM weiter?
Hill: „Es ging uns finanziell sehr viel besser. Graham bekam mehr Lohn und einen höheren Anteil am Startgeld. Aber es war manchmal schwer, mit der Hierarchie klarzukommen, nach so langer Zeit bei Lotus. [BRM betrachtete sich selbst als englisches Nationalteam. Durch die Unterstützung von Sir Alfred Owen und Anderen fehlte ihm oft das Gespür und die Flexibilität der kleineren und dynamischeren Lotus-Organisation.] Sir Alfred war tief religiös und würde an keinen Sonntagsrennen teilnehmen. Nachdem er starb, übernahm seine Schwester mit ihrem Mann Louis Stanley [der später sehr viel für die Sicherheit der Rennfahrer mit Innovationen wie dem mobilen Operationssaal tat]. Sie waren ein sehr unterschiedliches Paar, das sich im großen Stil amüsierte.“
*1962 gewann Graham seine erste Weltmeisterschaft für BRM.*
Hill: „Graham nahm mich für den Grand Prix in Watkins Glen das erste Mal mit nach Amerika. Er musste gewinnen, um die Weltmeisterschaft für sich zu entscheiden. Zu dieser Zeit hatte er in Monza gewonnen, was seine Führung ausbaute. Graham hielt die Führung [in den USA] für mehr als fünf Runden, verlor sie dann aber an Jimmy Clark mit acht Sekunden Rückstand. Das bedeutete, dass alles am South African Grand Prix am Ende des Jahres hing. Graham war neun Punkte vor Jimmy, aber wenn Jimmy das Rennen gewann, würde er Weltmeister werden, unabhängig von Grahams Platzierung, wegen einer komplizierten Berechnung, welche die besten fünf aus neun Rennen einbezog. Leider konnte ich bei dem Rennen nicht dabei sein, das Jimmy überzeugend anführte, bis er schlapp machte und es Graham überließ, den Sieg und die Weltmeisterschaft für BRM heimzufahren.
Es war erst der zweite Grand Prix, den ich in dem Jahr verpasste, aber an Weihnachten gingen die Kinder vor. Ich hörte die Neuigkeiten von Reuters und schmiss in seiner Abwesenheit eine Party. Ich bin sicher, dass sein Geist dort war.“
Editor's note: Wir danken dem Autor des „Cars for the Connoisseur“-Magazins für die Genehmigung, Ausschnitte aus dem Interview veröffentlichen zu dürfen. Das komplette Interview erschien in den Ausgaben von Mai bis November 2002. Weitere Informationen und Details unter +44 (0) 1258 473215 – www.carsfortheconnoisseur.com – Charles Harbord
In einem weiteren Artikel werden wir von Grahams Gewinn einer weiteren Weltmeisterschaft, wie er zu „Mr. Monaco“ wurde und wie Damon dem Erfolg seines Vaters nacheiferte berichten.